2004 war auch das Jahr der Sportfreunde. Ein erfolgreiches Album, ausverkaufte Konzerte wo immer sie auftauchten und jetzt ein Live-Album und noch eine Tour. Aber wie ist das eigentlich, wenn man so unterwegs ist: was nimmt man mit, wo ist es am schönsten und wer bringt den Käse mit? Fragen, die es zu klären gilt. Und obwohl “Interviews das nervigste während einer Tour sind”, stand der Flo uns geduldig Rede und die Antworten lest ihr hier:

Wie habt ihr die Songs für das Live-Album ausgewählt?

Es gibt ja ein Doppel-Album, das das komplette runde Werk beinhaltet, das wir auch damals in der Olympiahalle dargeboten haben, da musste also nichts gestrichen werden. Dann gibt es die limitierte CD, bei der wir uns von fünf Songs trennen mussten. Das war schon eine harte Auswahl, aber nach heftiger Diskussion mit körperlicher Aggression haben wir uns dann auf die fünf Lieder geeinigt. Wenn es nach uns als Band gegangen wäre, hätten wir nur das Doppel-Album veröffentlicht. Aber das ist natürlich teurer, und so hat die Plattenfirma darum gebeten, doch auch ein normales Album zu veröffentlichen.

Gab es einen Song der sich für euch überraschend als Live-Kracher herausgestellt hat?

Es ist schon relativ schnell abzusehen, welches Lied auch live besonders gut funktionieren wird. Ich könnte da jetzt kein Lied nennen, dass sich als ganz besonders herausgestellt hat. Wir waren überrascht, dass “Andere Mütter” so gut klingt, weil wir eigentlich überzeugt waren, es ziemlich scheiße gespielt zu haben.

Dein liebstes Live-Album?

Ich besitz nicht viele Live-Alben, würde aber auf jeden Fall Iron Maiden “Live in Rio” erwähnen. Wenn in einem Stadion 100.000 Leute `Two Minutes To Midnight` brüllen, dann ist das schon sehr ergreifend.

Das ist jetzt die dritte Tour in diesem Jahr für Euch – macht das noch Spaß?

Ja natürlich! Das ist der Grund wieso wir immer wieder Alben aufnehmen, damit wir wieder auf Tour gehen können. Das ist wirklich unser liebstes Ding: unterwegs zu sein und den Leuten lautstark unsere Lieder um die Ohren zu pfeifen.

Dann jetzt ein paar Fragen zum Touralltag:

In welchem Club spielt ihr am liebsten?

Im Thun im Cafe Mokka – in der Schweiz. (Das “Mokka” ist relativ klein, und bietet Platz für etwa 200 Leute)

Was muss so ein Tourbus für Euch bereithalten?

Einen riesengroßen Kühlschrank in dem Platz ist für eine Hirschsalami und ein Rad Allgäuer Bergkäse. Das haben wir immer zum Tourstart dabei und zwar mitgebracht von unserem Monitormann, der aus dem Allgäu kommt.

Was darf auf der Cateringliste auf keine Fall fehlen?

Pro Konzertabend 400 Liter Wasser, weil der Mensch ja aus Wasser besteht. Nicht fehlen darf auch alkoholfreies Bier, weil das mit seinem isotonischen Gehalt dazu beiträgt, dass man kraftvoll auf der Bühne auftreten kann.

Steht denn auch alkohol-haltiges Bier mit drauf?

Ja!

Wo habt ihr noch nicht gespielt, würdet aber gerne mal…

In der Brixton Academy in London.

Wechselt ihr die Set-List?

Also in den ersten vier Konzerttagen pendelt sich das auf eine Setliste ein, die dann meistens nur noch sporadisch um ein, zwei Lieder verändert wird. Es hat sich herausgestellt, dass man etwas länger braucht, um die optimale Liste herauszufinden und die wird man dann eben auch nur leicht verändern.

Was macht so eine optimale Liste aus?

Der Maßstab ist die Resonanz des Publikums, danach stellt sich dann so eine Liste ganz von alleine auf. Man versucht eine Dramaturgie zu erstellen, dabei schaut man, dass man den Abfall nicht in der Mitte hat, sondern die Lieder, die am meisten abgehen schön setzt und natürlich am Ende ein Feuerwerk loslässt.

Was trinkt ihr während einer Show?

Da gibt es unterschiedliche Vorlieben. Während ich mich mit Wasser begnüge, wechselt der Rüdiger zwischen Rotwein, Bier und Wasser und der Peter hält sich eigentlich auch vorwiegend an Wasser, schlürft dabei aber den ganzen Abend an so einem Bierchen.

Was bietet der perfekte Backstage-Raum?

Einen Lederfußball, der die ideale Form hat und perfekt aufgepumpt ist. Dann natürlich eine Tageszeitung, die sich nicht auf Boulevard-Ebene bewegt und einen Fernseher, der einen Videorekorder angeschlossen hat, welcher in Endlosschleife das WM Finale Deutschland : Argentinien zeigt.

Was nervt auf Tour am meisten?

Interviews geben…

Wer von euch verspielt sich am meisten?

Also wenn wir da mitzählen würden, könnten wir uns ja auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das ist uns aber auch egal – unser Motto ist ja ‚Stimmung statt Perfektion’ und da kann es schon sein, dass sich einer mal so ein bisschen verspielt, aber ansonsten sind wir ja hochwertige Musiker… ha ha ha

Wie haltet ihr euch auf Tour fit?

Durch Bauchmuskel-Training, Sit-Ups, Dehnübungen und natürlich sehr leidenschaftliches und extrovertiertes Bühnenauftreten.

Duscht ihr nach jeder Show?

Ich auf alle Fälle – zu den anderen beiden möchte ich an dieser Stelle mal nichts sagen. Ich bin aber auch der einzige, der auf der Bühne schwitzt.

Kennt ihr euren Tourplan auswendig?

Nein. Ganz ehrlich nicht. Ich kann dir zwar die nächsten zwei bis drei Konzerte sagen, dann aber wär´s schon schwierig.

Das peinlichste Tourerlebnis in diesem Jahr?

Das war als der Rüdiger und der Peter mit einem Lied angefangen haben, aber jeder hat ein anderes gespielt und sie haben es erst beim Refrain gemerkt.

Das großartigste Tourerlebnis?

Das war bei der Campus-Invasion in Stuttgart, die Stimmung war einfach großartig, die Leute waren toll und wir haben auch sehr gut gespielt – es war von vorne bis hinten einfach ein gelungener Abend. Man könnte natürlich auch noch die Olympiahalle einbeziehen, allerdings waren wir da zu verkrampft, um das als tollstes Erlebnis anzusehen. Es gab noch viele großartige Momente. Es wäre einfacher, die aufzuzählen, die nicht so grandios waren. Dazu gehört auch der Tourstart vorgestern in Salzburg.

Warum?

Weil wir natürlich noch nicht die richtige Setliste gefunden hatten, weil wir noch nicht richtig eingespielt waren, weil wir zu wenig geübt haben…

Aber ihr habt doch das ganze Jahr geprobt?

Ja, aber wir haben ein paar neue Sachen ausprobiert, die wir offensichtlich zu wenig geübt haben. Dann haben wir es nicht verstanden, das Publikum durch unsere witzige Art auf unsere Seite zu ziehen. Ich glaube, wir waren da eher beleidigend, weil wir die Leute dann irgendwie mit Gewalt überzeugen wollten. Wir haben sie als `Salzburger Nockerln` beschimpft und ich glaube, das war keine so gute Idee.

Kennt ihr Eure Groupies mit Namen?

Ja, einige kennen wir mit Namen, die würde ich jetzt allerdings nicht als Groupies, sondern als Fans bezeichnen, die hochfrequentiert auf unseren Konzerten erscheinen.

Was macht ihr am liebsten, wenn ihr nicht unterwegs seid?

Zuschauen, entspannen, nachdenken – das ist so eine Sendung im Bayrischen Fernsehen, mit der wir uns beschäftigen, um unser Inneres wieder zu finden. Die dauert so ca. fünf Minuten und man sieht entweder so einen Gebirgsbach, einen Adler der durch die Lüfte fliegt oder einfach nur einen Presslufthammer…

Wenn du 2004 in einem Satz zusammenfassen solltest…

Würde ich das tun, mit dem Satz: Unser Jahr!!!

Und wenn du 2005 in einen Wunsch kleiden solltest…

Pass mal auf, was ich da antworten werde… (Pause) Wir als Berechtigte zur Erstellung des offiziellen WM-Songs 2006.

Was wünscht du dir zu Weihnachten?

Vier Stück eingeschweißte Weischwurscht.

Wo feierst du Silvester?

Das sag ich jetzt nicht, aber ich bin auf alle Fälle beim Skifahren.

Wer wird deutscher Vizemeister?

FC Bayern München

Und wer wird dann Meister?

Da tipp ich auf – aufgepasst – den Vfb Stuttgart

Letzte Frage: In welcher Farbe läuft ein Schlumpf an, wenn man ihn würgt?

Ein Schlumpf?? Den zerreißt es in tausend Putzlumpen… Jetzt bin ich natürlich nicht sonderlich auf die Farbe eingegangen, weil Putzlumpen haben ja keine Farbe…
Aber ich würde noch gerne wissen, wer denn deines Erachtens deutscher Meister wird?

Schalke 04 natürlich!

Hätte ich auch fast gesagt, aber ich glaube, dass sich Ailton bis dahin immer noch nicht als Stürmer etabliert hat. Und auf welchem Tabellenplatz beendet mein Verein für alle Zeit, der TSV 1860, die Saison?

Ich habe keinen blassen Schimmer

Es gibt Platz 1 bis 18 (spätestens jetzt liegt die Hälfte der Redaktion brüllend unter ihren Schreibtischen – aber was interessiert mich die zweite Liga…)

Dann sag ich mal Platz 15

Also sie retten sich gerade noch mal vorm Abstieg? (Ich nehme mal an, er wollte großzügig über meine Unwissenheit wegsehen, dass in der zweiten Liga ja vier Mannschaften absteigen – danke dafür!)

Ja.

Dann würde ich jetzt sagen, dass das Gespräch hiermit beendet ist. Dankeschön – und ruft uns bitte nie wieder an.

Daran werden wir uns natürlich nicht halten und wünschen noch viel Spaß auf der Tour.

Text: Caroline Frey