Amanda Blank über Sexualität in der Musik, die Zusammenarbeit mit Diplo und Frauen im HipHop-Business.
Amanda Blank aus Philadelphia ist schon lange in der Musikszene aktiv. Sie arbeitete mit Spank Rock zusammen, ist mit Santigold befreundet und spielt in der Band Sweatheart. Richtige Bekanntheit erreichte die 26-Jährige aber erst mit ihrem im Sommer erschienenen Album “I Love You”. Darin zeigt sie sich als selbstbewusste Frau, die zu ihrer bewussten, aktiven Sexualität steht. Oft auf dieses Thema angesprochen zu werden, weil sie eine Frau ist, könne aber auch frustierend sein, wie Blank im Gespräch mit motor.de gesteht.
motor.de: Ich habe gelesen, dass du schon als Kind sehr interessiert warst an Kunst, Tanzen und Musik. Ging das von deiner Familie aus?
Blank: Ich glaube, meine Familie und die Leute unter denen ich aufgewachsen bin, hatten einen großen Einfluss und haben das immer unterstützt. Meine Mutter hat zum Beispiel Programme für Kinder gemacht. So denke ich natürlich, dass meine Mutter einen Einfluss hatte. Sie ist sehr kreativ.
motor:de: Also war das wie eine Art Hippie-Community bei euch?
Blank: Ja, irgendwie schon. Ich kann nicht so richtig beschreiben, wie diese Umgebung aussah, in der ich aufgewachsen bin. Es war eine facettenreiche Gemeinschaft.
motor.de: Dein Album heißt “I Love You”. Ist der Titel einer bestimmten Person gewidmet?
Blank: Nein. Es ist an die Leute gerichtet, die an der Platte mitgewirkt, mich also beeinflusst haben. Jeder Song ist über eine bestimmte Situation in meinem Leben geschrieben oder erzählt von Erlebnissen der Leute, denen ich nahe stehe. Es ist also eher ein “I Love You” an Jeden, der mich inspiriert hat, diese Songs zu schreiben – was witzig ist, denn manche der Lieder sind ganz schön böse. Aber wäre all das nicht passiert, hätte ich nichts, worüber ich schreiben könnte. Natürlich sind da Songs über bestimmte Personen, aber der Titel des Albums ist an niemand bestimmten gerichtet.
motor.de: Der Inhalt deiner Texte bezieht sich oft auf Sexualität. Das machen nicht viele Frauen, fühlst du dich wie eine Art Missionar?
Blank: Ich bin mit dieser Art Rap-Musik aufgewachsen. Als ich ein Teenager war, mochte ich diese sexuellen Lyrics. Ich denke, manche Menschen schockiert das, aber mich nicht, denn ich hab schon immer Musik gehört, wo auch Frauen explizite Sachen sagen. Ich bin eben sehr direkt – eine starke Frau und fühle mich damit wohl, über so etwas zu rappen. Das ist nun mal, was in meinem Leben passiert. Ich bin 26 Jahre alt und habe angefangen zu rappen, als ich 20 war – und worüber denken Mädchen und Jungen in dem Alter am meisten nach?
motor.de: Bist du genervt davon, immer wieder diese Frage gestellt zu bekommen?
Blank: Naja, manchmal ist das schon etwas frustrierend. Ich denke immer, dass ich mich dann rechtfertigen muss, aber das muss ich nicht. Es ist meine Musik! Ich kann verstehen, dass die Leute neugierig sind. Sie wollen es verstehen. Aber ich denke auch, dass Leute, die es nicht verstehen, sich eben andere Musik anhören sollen, wenn sie damit ein Problem haben. Mehr hab ich dazu nicht zu sagen.
motor.de: Siehst du dich ein bisschen als Feministin?
Blank: Ja, na klar. Wobei der Begriff so negativ besetzt ist. Das ist ein Begriff wie “Hipster”, so wollen die Leute nicht genannt werden. Und genauso ist es auch mit dem Begriff “Feministin”. Die Leute denken, Feminismus bedeutet soviel wie “gegen Männer”. Aber so bin ich gar nicht, ich liebe Männer! Ich liebe Männer! Und ich bin froh, tolle Männer in meinem Leben zu haben und darunter auch ein paar sehr besondere. Die wissen wie ich bin. Aber auch meine Schwester ist so und meine Mutter. Deswegen muss man doch keine böse, verbitterte Frau sein. Ich finde ich bin Feministin, weil ich sage, was ich denke. Jeder, der an starke Frauen glaubt, ist irgendwie Feministin. Mir ist die Meinung anderer dazu egal, mir ist nur die Meinung der Menschen, die mir nahe stehen, wichtig. Ich bin auch fast nur mit Frauen aufgewachsen, deswegen habe ich vielleicht diese Verbindung zu der weiblichen Seite. Ich denke, solange Frauen mich verstehen, ist es okay. Männer wissen eh nicht, wie es ist, eine Frau zu sein. Ich weiß ja auch nicht, wie sich dunkelhäutige Menschen fühlen, oder wie man als asiatischer Junge aufwächst, oder, oder….
motor.de: Ist es im Rap-Business schwieriger, sich als Frau zu etablieren, als es in anderen Musikrichtungen vielleicht der Fall wäre?
Blank: Das kann ich nicht wirklich sagen, ich war schon immer in dieser Szene. Ich bin in einer Band, Sweatheart, da kann ich ein bisschen vergleichen. Aber es ist was völlig anderes, denn da bin ich nicht allein unterwegs. Aber weißt du was? Ich weiß nicht, ob es mir nicht sogar geholfen hat, eine Frau zu sein. Ich frage mich, ob man mich wahrgenommen hätte, wäre ich ein Mann. Als Frau im Rap-Business wird mir viel Aufmerksamkeit geschenkt. Deshalb ist es vielleicht sogar ein Vorteil. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Nachteil, weil du vielleicht nicht so ernst genommen wirst. Vor allem dann, wenn du älter wirst. Die Leute sagen: “Du bist ein Idiot, du machst nichts außer Musik, alles wovon du Ahnung hast ist Rap, Clubs und Sex.” Es ist etwas kompliziert eine Frau zu sein, vor allem bei Rockmusik und Rap. Irgendwie wird fast alles von Männern dominiert. Außer vielleicht die Modeindustrie, wobei… [lacht]
motor.de: Mal zurück zur Musik. Dein Album wurde von Diplo produziert. Wie war die Zusammenarbeit?
Blank: Er ist ein sehr lustiger Mensch. Wir passen gut zusammen, er macht einen guten Job. Er hat ein paar Songs beigesteuert, aber nicht das ganze Album. Viele haben daran mitgearbeitet: XXXChange, Switch, Eli Escobar… Ich habe also mit vielen sehr talentierten Leuten gearbeitet, die sind alle so gut.
motor.de: Eine letzte, aber große Frage: Was wird in der Zukunft passieren? Wo willst du hin und was sind deine Träume?
Blank: Wer weiß das schon… auf jeden Fall viel touren. Ich werde ein neues Album machen. Wir haben gerade angefangen, neue Songs zu schreiben. Ich kann noch nichts darüber sagen. Ich denke, es ist ein Fortschritt, eine weitere Veränderung zu verzeichnen, ich werd ja auch älter. Es ist so schwierig, ein Album zu machen. Ich hab immer nur Songs geschrieben, aber ein Album, da muss es irgendwie zusammen passen und mich repräsentieren. Aber ich denke, dass ich mit meinem ersten Album besser wurde, als ich es zuvor war. Ich hab jetzt einfach mehr Ahnung und Erfahrung.
Anfangs musste ich alle meine Songs in die Hände der Produzenten geben und hoffen, dass sie das draus machen, was ich haben möchte. Das war eben auch oft nicht so und wir haben gestritten und diskutiert. Du musst immer erklären, wie du es haben willst. Heute muss ich das nicht mehr. Ich mache es einfach selbst. Es ist viel Arbeit, so weit zu kommen, aber ich glaube, es hilft mir sehr. Ich habe viel von den Menschen gelernt, mit denen ich zusammen gearbeitet habe. Und das neue Album? Das wird auf jeden Fall… anders. [lacht]
Interview: Eric Bauer
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