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Geboren wurde Andy Bell 1964 im Osten Englands. Den zweifellos einschneidensten Telefonrauf seines Lebens tätigte er, damals als Arbeiter in einer Fleischverpackungsanlage, auf eine Zeitungs-Anzeige hin, in der ein gewisser Vince Clark nach einem Sänger für sein Musikprojekt suchte. Das Gründungsmitglied von Depeche Mode formte daraufhin zusammen mit Bell, was später als Erasure weltweit über 20 Millionen Platten verkaufen sollte. Ein gutes Dutzend Alben brachten sie in die Läden, allein vier davon erreichten im Vereinigten Königreich den ersten Rang in den Charts.

Wenn man nun seit mehr als 20 Jahren einem der erfoplgreichsten Pop-Duos aller Zeiten angehört, könnte man eigentlich glauben, des musikalischen Ausdrucks sei es langsam genug. Andy Bell sieht das anders. Der ehemalige Kirchenchor-Sänger veröffentlicht nun nicht mehr unter dem Erfolg garantierenden Label Erasure, sondern gibt sich originär. Das ist überraschend und einleuchtend zugleich, betrachtet man die Tatsache, dass Erasure in letzter Zeit vor allem mit gelungenen Cover-Versionen Eindruck machte. Nachdem die beiden Anfang des neuen Jahrtausends eine tiefe Krise zu meistern hatten, nachdem Bell bekannt gab, HIV-positiv zu sein, legten beide mit dem Dance-Album “Nightbird” ein eindrucksvolles Comeback vor.

Bells eigene Musik ist ebenfalls in erster Linie Dancefloor-tauglich. Der vom viel geehrten Produzenten-Duo Manhatten Clique gut produzierte Sound überrascht dabei all jene Hörer, die den Synthie-Sound der 80er erwarten, mit dem Bell und sein Kumpan Vince Clark einst zu Ruhm fanden. Im Gegenteil: Bell klingt ausgesprochen modern und wer ihm unvoreingenommen die abscheulichen Bühnenkostüme von einst verzeihen kann, findet auf seiner Solo-Platte mitunter sehr gute und äußerst einfallsreiche Tanzmusik.

Samuel Jackisch

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