„Das Genie am Rande des Wahnsinns“ – kaum eine Platitude ist über Künstler*innen verbreiteter als diese. Egal ob Vincent van Gogh und sein abgeschnittenes Ohr oder Kanye West und seine höchstfragwürdigen Aussagen der vergangenen Jahre. Oft genug wird es schon fast erwartet, dass Künstler*innen mit ihrer Existenz als Mensch überfordert sind.
Der Psychologe und ehemalige Intendant Bertram Müller sieht in der Angst vor dem Leben gar das Grundmotiv für das künstlerische Schaffen, in dem dieses eine Flucht ins Symbolische, in das kreative selbstgeschaffene Werk ermöglicht, das man selbst kontrollieren kann.
Dabei beschäftigen wir uns eigentlich alle, egal ob Künstler*in oder nicht, immer irgendwie mit unserer Existenz. Sei es manchmal in einem grundlegenden Monolog über den Sinn des Alterns oder im konkreten Gedanken daran, wie man die nächste Miete zahlen soll. Denn Existenz ist neben dem Begriff für das menschliche Dasein, in unserem Alltag auch stets ein Begriff für unsere berufliche und finanzielle Lebensgrundlage. Wenn wir eine berufliche Existenz gründen, fügen wir einen neuen Part unserer bisherigen Daseins-Existenz hinzu – und hoffen, dass alles gut ausgehen wird.
Existenz und Musik
Auch wenn das Thema des menschlichen Daseins und der damit verbundenen Emotionen in irgendeiner Form in jedem Lied vorkommt und schon oft beantwortet wurde, bleibt die Frage nach der Existenzgrundlage für die dahinterstehenden Künstler*innen immer schwierig. Ein abstruses Künstler*innenbild in der Gesellschaft, das vermittelt, dass man nur, wenn man am Hungertuch nagt wirklich gute Kunst fabrizieren könnte und dass man sich ja selbst für diesen „brotlosen“ Job entschieden hätte, helfen (mysteriöserweise) bei der Beantwortung nicht.
Im Angesicht der Pandemie wird sich motor.de jeden Montag im Februar mit eben jener Künstler*innen-Existenz beschäftigen. Es wird von Only Fans über Straßenmusik bis hin zur allumfassenden Existenzangst gehen.
Und da musikalische Erfahrungen auch immer existenzielle Erfahrungen sind, haben wir hier zum Einstimmen unsere Indie – Electro Feels Playlist für euch:
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