Gut, dass diese zwei Australier Geschwister sind, denn Kinder dieser zwei Stones und deren Talent, Schönheit, Charisma und die Fähigkeit, Sehnsüchte und Hoffnungen so auf den Punkt genau zu vertonen, könnte der Rest der Menschheit wohl schwer ertragen. 

Angus und Julia Stone kennen sich nun schon ihr ganzes Leben. Auch wenn Familie zusammenschweißt, kennt jeder das Post-Weihnachtsessen-Gefühl, das wieder Abstand einfordert. Ähnlich ging es Angus und Julia, nachdem ihr Debüt A Book like this und spätestens der 2010 folgende krönende Anschluss Down The Way die Welt und die großen Bühnen zu ihrer Heimat machten. Man tat das, was ihr Songschreibeprozess bereits andeutete: Beide schrieben ihre Songs unabhängig voneinander, die Alben glichen einem ruhigeren Sing-Off, der die Talente der Geschwister abwechselnd demonstrierte. Und ging eigene Wege. Es folgten Kritikerlieblings-Soloalben von Julia (The Memory Machine, By The Horns) und Angus (Broken Brights). 
"Von einem weiteren Angus & Julia Stone Album war nie die Rede" wurde im Vorfeld des neuen Releases klargestellt. 

Erst Rick Rubin, vielleicht der Produzent (mit Größen wie Johnny Cash, den Beastie Boys, Jay Z, Adele, Kanye West – und allem was sonst getrost in die Schublade "gute Musik" gesteckt werden kann – im Portfolio) machte ihnen ein Angebot, was sie nicht ausschlagen konnten. Und brachte die Australier in seinen Shangri La Studios in Malibu wieder zusammen und auf die neue, selbstbetitelte Platte. 

Wer Zeit seines Lebens davon ausgeht, der eigene Vater hätte die Songs geschrieben, die eigentlich aus der Hand von John Lennon und Paul McCartney stammen, wächst wohl mit dem drängenden Gefühl der Bringschuld im Nacken auf. Letztendlich kann die Musikkonsumentenwelt dem Papa Stone dafür wohl danken. Und jeder Partner Angus für die Zerstörung seiner Beziehung verfluchen, nachdem Songs wie "Big Jet Plane" oder "Just A Boy" die Anforderungen an Liebesbriefe in exorbitante Sphären entführt haben. 

Konsequent, dass dieses dritte Album der Australier "Angus and Julia Stone" heißt – ist es doch mehr die Verbindung der zwei freigeistigen Musiker und ihrer musikalischen Einflüsse, deren Aura sie in Rubin's Studios vermutlich täglich umwehte, als es die Vorgängeralben waren: Songs über Liebe, große Erwartungen und unerwartete Bitten Julias in "Death Defying Acts", zwischenmenschliche Beziehungen durch DTR-en doch bitte nicht zu zerstören. Ummalt vom zeitlosen Sound betörender Basslinien, zurückgenommener Drums und schwebender Gitarren wurde daraus ein Album für beginnende Sommerabende, endende Sommernächte und endloses Durchatmen. 

Grund genug für motor.de sich mit dem Geschwisterpärchen auf dem diesjährigen Hurricane-Festival zu treffen, um über das neue Album, gegenseitige Wertschätzung und Antriebskräfte und die Do's and Dont's auf einem Festival zu reden:

(Foto: Jennifer Steinglen / Text: Vera Jakubeit)