Dieser Apparat ist einer mit flexiblen Funktionen und sein Klang so vielseitig wie sein musikalischer Horizont breit. Sein Emotionschip hat eine Glücksoption und kann in Schallwellen Herzen zerreißen. Während er auf Platte und im Studio hochsensibel seine kammermusikalischen Qualitäten orchestriert, kommt er live und im Clubraum raus aus der Versenkung, um die ein oder andere Ravesau über die Tanzfläche zu treiben.
Sascha Ring, bekannt als Apparat, bewertet seinen Umzug aus der thüringischen Provinz nach Berlin von 1997 als die beste Entscheidung, die er jemals getroffen hat. Seit 1999 betreibt er dort zusammen mit T.Raumschmiere das Label Shitkatapult, Eine verwegene Musikschleuder, die einen wildstilistischen Mix aus vorsätzlich guter elektronischer Musik auf die Plattenteller dieser Welt befördert. Als Apparat überbrückt Sascha seit langem die deutsche Lücke des melancholischen Glitches zwischen Manchester und Laptop-USA. Seine feingeistigen Verdrahtungen von Emotionen produzieren eine virtuelle musikalische Realität, die sich aus unterschiedlichsten Genres speist, Je nachdem, wo der Apparat sich gerade aufhält. Jm Studio ziehen sich dichte, dunkle, majestätische Wolken aus elegischem Pop und schwerer Elektronika zu einer kohärenten, gefühlsgeladenen Atmosphäre zusammen. Live hingegen erscheint eine Tanzfläche wie zum Rave zurückbeordert aus einem Bermuda-Dreieck entlang der Achsen Techno, IDM und Elektro. Letzteres legt die Mehrzahl seiner Veröffentlichungen nicht unbedingt zwingend nahe, wohl aber seine Biographie, die ihn schon Anfang der Neunziger in die härtere Gangart elektronischer Musik einscheren ließ. Die Intensität in Apparats Stücken scheint mit seiner Experimentierfreude zu wachsen. Waren es anfangs noch subtile Knackser und zufällige Fehler, die den maschinellen Durchmarsch seiner Elektronika-Kompositionen charmant durchbrachen, sind es zuletzt veritable Musiker und Sänger mit echten, auch klassischen Instrumenten wie Violine und Cello, Saxophon und Klarinette, die Apparat als Maestro vor dem Herrn Computer klangvoll orchestriert.
Kein Wunder, dass sein erster großer musikalischer Ritterschlag mit einer John-Peel-Session in 2004 nicht lange auf sich warten ließ. Und dass ihn seine musikalische Vielseitigkeit in die Arme von Italiens Rockröhre Gianna Nannini treiben würde, mit der er sporadisch an einer Rock-Oper arbeitet. Doch auch die Kollaboration mit seinen Berliner Kollegen Modeselektor bleibt aktuell, gemeinsam spielen sie als „Moderat“ auch live zusammen und nehmen Platten auf. Saschas jüngstes Projekt ist eine Band mit Daniel Durst (Gesang und Gitarre) und Simon Berz (schlagzeug), für die er den Bass und die electronics beisteuert und im Übrigen noch einen Namen sucht.
bpitchcontrol
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