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Arctic Monkeys im Interview

(Foto: Zackery Michael)

Was für ein Glück, dass man diesen Jungs vor einigen Jahren Gitarren unter den Weihnachtsbaum gelegt hat. Nicht auszudenken, wo die Indie Szene heute wäre, wenn sie nicht wären. Die Arctic Monkeys lösten mit ihrer ersten Platte „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ 2006 einen Hype aus, der Seinesgleichen sucht. Sieben Jahre und vier Studioalben später, präsentieren die Briten ihre neue Scheibe „AM“. Kurz vor ihrem Konzert in der mit besoffenen Exilbriten vollgestopften C-Halle hatten wir die Ehre zwei der gutbehütenden Schäfchen zu treffen. Gequatscht wurde über „Wrecking Ball“, den Traum vom olympischen Gold im Hundert Meter Lauf und wieso man sich unbedingt einen Spotify Account zulegen sollte.

 

motor.de: Ihr musstet in den letzten Tagen krankheitsbedingt einige Shows canceln. Wird es denn heute klappen?

Nick: Hoffentlich.

Matt: Ja, heute scheint es zu klappen. Alex geht es wieder gut. Wir haben vorhin schon den Soundcheck gemacht und da lief alles glatt. Der Show sollte also nichts im Weg stehen.

Ihr habt vor Kurzem euer fünftes Studioalbum „AM“ veröffentlicht und seid damit – ebenfalls zum fünften Mal – auf Platz 1 der UK-Charts gelandet. Hättet ihr das erwartet?

Matt: Nicht wirklich. Also natürlich freuen wir uns sehr darüber, dass es so ist, aber wir haben nicht damit gerechnet. Ich denke, dass es heutzutage auch immer schwieriger wird, vorherzusagen, ob sich ein Album gut verkaufen wird oder nicht.

Nick: Und richtig unvorhersehbar wird es erst dann, wenn man sein Album in derselben Woche wie Lady Gaga veröffentlicht.

Habt ihr denn überhaupt damit gerechnet, dass ihr jemals so erfolgreich werdet?

Matt: Nein. Wir hätten echt nie damit gerechnet, dass wir es mal so weit bringen. Natürlich hat man so seine Erwartungen, die man auch versucht zu erfüllen, aber dass das mal so abgeht, hätten wir nie gedacht.

Nick: Einfach nichts erwarten…

Matt: Erwartet nichts, dann bekommt ihr alles! (lacht)

Wenn man so viele erfolgreiche Alben gemacht hat wie ihr, wie groß ist dann noch der Erfolgsdruck für ein Nachfolgealbum?

Matt: Druck? Was ist das? Nein, wir machen einfach und danach hoffen wir, dass es den Leuten da draußen gefällt. Ich habe da jetzt aber auch leicht reden, da ich nicht derjenige bin, der die Songs – zumindest wenn es um die Texte geht – schreibt. Vermutlich sieht Alex das ein wenig anders. Bisher kam es uns aber nie so vor, als hätte er besonders großen Druck. Bis zu einem gewissen Grad hat dieser Druck ja auch etwas Gutes. Das fördert die Kreativität.

Ihr habt auch wieder mit Josh Homme gearbeitet. Ist er Freund, Mentor oder doch irgendwie eine Art Vater für euch?

Matt: Ja stimmt. Er stand uns auch diesmal wieder mit Rat und Tat ein wenig zur Seite. Normalerweise kommt er einfach als Freund vorbei, wir trinken was zusammen und er sagt uns, was er von den neuen Sachen hält. Wir hoffen natürlich immer, dass er dann auch was für uns spielt oder singt. Er ist definitiv ein guter Freund, aber auch irgendwie ein Mentor. Wir haben sehr viel von ihm gelernt.

Würdet ihr denn alles über den Haufen werfen, wenn er euch sagen würde, dass er es scheiße findet, was ihr gerade macht?

Matt: (lacht) Nein, vermutlich nicht. Er hat da immer recht kreative Wege uns seine Kritik schonend beizubringen. Meistens ist er auch sehr angetan von unsrer Musik.

Jetzt mal was ganz anderes: Vor kurzem ist Lou Reed gestorben. Ikone oder  jemand der euch egal ist?

Nick: Eindeutig eine Ikone!

Matt: Ja, ganz klar eine Ikone!

Nick: Ich denke, dass er für sehr viele Bands und Musiker ein ganz prägende Figur war. Seine Art Musik zu machen und vor allem Texte zu schreiben, war einfach unglaublich. So simpel und dabei so ausdrucksstark. Einfach genial.  Wir sind alle große Fans von Lou Reed und The Velvet Underground. Als wir von seinem Tod erfuhren, haben wir gleich ein Cover von „Walking On The Wilde Side“ in Manchaster gespielt.

Matt: In jedem Fall ein sehr großer Verlust.

Hattet ihr jemals die Ehre in zu Treffen?

Nick: Nein leider nicht. Wir waren aber einmal mit ihm im selben Raum. Zählt das? (lacht)

Glaubt ihr, dass er eure Musik mochte?

Matt: Ha, gute Frage. Ich habe keine Ahnung. Bei solchen Leuten, weiß man das nie.

Was hört ihr denn gerade so für Musik?

Matt: Nichts eigentlich (lacht). Ich könnte jetzt vielleicht eine Band nennen, die ich wirklich gut finde. Das liegt aber mehr daran, dass es heute einfach so viele Bands gibt und ich nicht nachkomme, mich da durchzuhören. Ich finde meistens einzelne Songs gut, aber sobald ich dann das ganze Album höre, interessiert es mich nicht mehr. Ich bin da leider total faul, was neue Musik angeht.

Nick: Bei mir ist das leider ähnlich.

Welcher Song war der letzte, den ihr so richtig abgefeiert habt?

Matt: Eindeutig „Wrecking Ball“! (lacht)

Nick: Jaaaa…großartiger Song!

Matt: Ich kann es kaum erwarten „Bangerz“ zu kaufen. So heißt das Album, weißt du?! (lacht)

Da sind sogar Miley Cyrus Sticker drinnen…

Matt: Echt? Hast du die dabei? Ich würde die sofort auf mein Schlagzeug kleben…

Nein leider…sorry.

Matt: Echt schade.

(Foto: Zackery Michael)

Wenn man schon so viel erreicht hat wie ihr, was hat man denn dann noch für Ziele in seinem Leben?

Matt: Puh…bevor ich die Band als Ziel hatte, hätte ich niemals gedacht, dass das überhaupt mal eines meiner Ziele werden würde. Zuerst wollten wir nur einen Gig spielen, dann ein Album machen und dann das nächste…und jetzt? Es würde mich nicht stören einen Grammy zu gewinnen. (lacht)

Nick: Ja, das wäre doch mal was. Wir würden ihn auch bestimmt nicht ablehnen oder wegschmeißen. Aber mal ernsthaft, ich denke unser Ziel ist es einfach nicht scheiße zu sein und keine schlechte Musik zu machen.

Und abgesehen von der Musik?

Nick: Ich glaube immer noch ganz fest daran, dass ich irgendwann professioneller Fußballspieler werde. Nur leider glaub ich nicht, dass das jemals passieren wird.

Matt: Ich will die olympischen Spiele im 100 Meter-Lauf gewinnen.

Na ob das was wird, wage ich zu bezweifeln. Aber immerhin seid ihr schon mal bei den olympischen Spielen aufgetreten…

Matt: Ja genau. Wir sind unsrem Ziel also schon sehr nahe gekommen. Ich habe die Goldmedaille fürs Schlagzeugspielen bekommen. (lacht) Ach ja und ich will unbedingt mal den Backflip beherrschen.

Hast du das schon mal versucht?

Matt: Nein, aber jetzt hab ich wenigstens ein neues Ziel.

Nick: Ich würde auch noch gerne eine andere Sprache lernen.

Matt: Du sprichst doch schon Englisch…

Nick: Ja, naja, eben.

Eine Frage habe ich noch. Yannis Philippakis von den Foals meinte letztens, dass er es lieber hätte, wenn man seine Alben klaut, als dass sie auf Spotify gestreamt werden.

Matt: Ach, hat er das?

Ja. Was sagt ihr dazu?

Nick: Ist mir ehrlich gesagt total egal.

Matt: Mir auch. Ich meine, dieses ganze Musikstreaming gehört heutzutage einfach dazu. Das kann man ohnehin nicht aufhalten, also wozu sich darüber aufregen. Und wenn man ein Album klaut, muss man es schon wirklich extrem gern haben. Wenn ich es hörte, würde ich es vermutlich auch streamen. Hauptsache ist doch, dass die Leute die Musik hören. Ende.

Nick: Und solange noch alle Optionen offen stehen, ist doch alles gut. Es gibt Vinyl, CDs, MP3s, Streaming. Die Leute haben die Wahl und solange das so ist, ist es auch kein Thema, finde ich.

Habt ihr noch was, was ihr euren deutschen Fans sagen wollt?

Matt: Legt euch einen Spotify Account zu! Kostet nur 10 Euro im Monat. (lacht)

 

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