Asbjørn selbst verortet seinen Sound zwischen den Spice Girls, Britney Spears und Beyoncé, gewürzt mit einer guten Prise Folk und Klassik. Der schwammige Stempel Elektro-Pop lässt sich allerdings ebenfalls ausgezeichnet aufdrücken. Nach seinem Debüt “Sunken Ships” veröffentlicht der tanzwütige Däne Anfang 2015 sein zweites Album, bestehend aus seinen drei “Pseudo Visions” EP’s und ein paar geheimen Extras. Im Michelberger Hotel in Berlin fühlen wir dem schnieken 22-Jährigen nicht nur auf den Puls was seine Einstellung zu Gender-Klischees im Pop-Business angeht, sondern reden mit ihm auch über Kontrollverlust und Herzschmerz.
Was gefällt dir am besten an Live-Shows?
Asbjørn: Während meiner Shows passiert etwas Besonderes, weil ich wirklich die Kontrolle verliere, einfach verrückt tanze. Das ist magisch, wenn sich das Publikum einfach gehen lässt und jegliches Zeitgefühl verliert – wie eine wunderschöne Club-Religion.
War zuerst die Liebe zum Tanzen oder zum Musik machen da?
Asbjørn: Meine Eltern sind beide Musiker, deswegen war das immer Part meines Lebens. Das Tanzen ist bei mir ein Teil der Pop-Musik. Beides kam simultan, für mich waren Körper und Musik immer verbunden. Ins Studio gehe ich beispielsweise mit fertigen Lyrics und arbeite dann an einer Melodie. Irgendwann trifft diese dann einen bestimmten Nerv bei mir und ab da geht es nur noch um den Körper. Ich tanze dazu und finde dadurch heraus, wo ich gerne einen Beat platziert hätte.
“Um die Intensität des Lebens zu spüren muss man loslassen”
Wie erklärst du “Pseudo Visions”?
Asbjørn: Das sind diese intensiven Momente die ich, vermutlich jeder, sammele. Momente, in denen du einen Blackout bekommst und dich selbst absolut im Augenblick verlierst. Ich erreiche das beim Tanzen. Jede meine letzten Singles beruht auf einem solchen Moment, darum heißen die EP’s “Pseudo Visions”. In der Video-Reihe dazu gibt es drei Kapitel mit verschiedenen Handlungen. Im ersten waren wir vor allem in meinem Verstand, haben gesehen, was für ein Mann ich bin. Das zweite Kapitel handelt von Zweisamkeit und den Wegen aus dieser. Über das dritte kann ich noch nichts sagen, aber es wird sehr intim.
In “Call Me By My Name” singst du “But I get so high on heartache”. Ist Liebeskummer die Basis für deine Musik?
Asbjørn: Nicht zwingend, ich schreibe auch über viele andere Sachen. Aber es ist der beste Schmerz der Welt. Auch nach langer Zeit geht dieser Schmerz nicht weg, weil die Erinnerungen daran so stark sind. Er ist eine Basis für Kommunikation und Verständnis. Wenn du diesen intensiven Schmerz noch nicht empfunden hast, dann ist es schwer, andere Menschen zu verstehen, die da durch gehen. In meinen Texten und für mich persönlich steht besonders die Balance zwischen dem Loslassen und der Kontrolle im Vordergrund, in der Liebe und im ganzen Leben. Um die Intensität des Lebens zu spüren muss man loslassen.
Fühlst du dich von männlichen Stereotypen unterdrückt?
Asbjørn: Ich persönlich nicht. Aber ich denke eine Menge Jungs schon, denn es ist schwierig in das heutige Ideal des Mannes einzutreten. Mädchen haben so viele verschiedene Rollen-Vorbilder im Mainstream. Frauen haben Jahrzehnte gekämpft, um ihr freies Auftreten oder ihre Kleidung zu rechtfertigen und diese Revolution ist für Männer noch nicht im Pop-Business erfolgt. Da tut sich auf jeden Fall etwas, wenn man an Künstler wie Kindness oder Blood Orange denkt. Die machen einen tollen Job, sind aber nicht der Mainstream wie Beyoncé. Ich vermisse diese männlichen Mainstream-Ikonen für Jungs die nirgends rein passen, weil ich sie selbst nie hatte.
“Ich vermisse männliche Mainstream-Ikonen”
In deinem Essay zu dem Thema fragst du: “When you think about it; who honours the heritage of David Bowie now?”. Denkst du, du könntest Bowies Erbe, seine Ideale fortführen?
Asbjørn: Das tue ich defintiv. Im Moment wirke ich aber nur auf eine eingeschränkte Menschenmenge ein, das macht den Unterschied. Aber vielleicht, eines Tages, kann ich sehr viele Menschen beeinflussen. Ich gebe mein Bestes.
Zu deinem Song “Kiddo”: Hast du Angst nicht das Beste aus deiner Jugend zu machen?
Asbjørn: Inzwischen nicht mehr so. Früher war ich sehr fokussiert auf Musik, war ein sehr ernsthafter Teenager. Jetzt habe ich eine gute Balance gefunden. Manchmal wäre es vielleicht toll, wenn das hier alles etwas später angefangen hätte und ich noch länger ein “sorgloses Kind” sein könnte. Darum geht es im Song.
Welche Wünsche hast du für die Zukunft?
Asbjørn: Noch lange jung zu sein. Das Spielerische in der Musik zu behalten. Weiter zu tanzen, niemals aufzuhören. Zu lieben. Mein Herz zu zerschmettern. Und: Die Welt mit wunderbarer Pop-Musik zu erobern.
Im Mixtape für euch: Michael Jackson, Madonna und Beyoncé waren Asbjørns Kindheitshelden, Christiana Aguileras “Stripped” veränderte sein Teenie-Leben. Heute verehrt der Blondschopf Lykke Li als große Inspiration, schwelgt zu Alt-J und nüdelt Drake feat. Aaliyahs “Don’t Think They Know” rauf und runter.
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