Sie sind selten und heftig wie ein Sommergewitter: diese kleinen Perlen der TV-Unterhaltung, die sich so unerwartet den direkten Weg in unsere Köpfe bahnen, dass wir am Ende nicht mal genau wissen, was ob wir uns nun erfrischt oder unterkühlt fühlen sollen.
Hierbei spreche ich nicht von den besseren TV-Serien dieser Tage – von House of Cards bis Narcos ist da eine Menge Spiel, selbst was das Kriminalitätslevel angeht. Die Rede ist viel mehr von einer bestimmten Serie, die uns in die tiefen Abgründe unserer selbst befördert, statt uns im Dreck der anderen zu suhlen.

Denn der Emmy-Award-Gewinner Charlie Broker liefert uns mit Black Mirror nicht nur komplexe Sci-Fi Ideen, sondern erschreckend plausible Visionen unserer nahen Zukunft – und das in verdaulichen, in sich abgeschlossenen 45 Minuten-Häppchen. Die erste Reaktion auf das ein oder andere Szenario kann dabei durchaus in Gelächter aufgehen. Es ist nicht zuletzt die große Prise schwarzer Humor, die diese Serie so legendär macht. Der wirklich faszinierende und immer wieder auf’s Neue schockierende Moment ist aber, wenn im Sonnenschein der letzten Lacher plötzlich der Wolkenbruch kommt und der wahre Kern der Geschichte durchbricht.

Black Mirror ist genau das, was der Titel verspricht: ein dunkles Spiegelbild von uns selbst. Insbesondere spiegelt die Serie unser Verhalten in Massen und die resultierende Demoralisierung im Netz. Sie seziert unsere Gesellschaft im Hier und Jetzt – und das erinnert erschreckend oft an das Dritte Reich, modernen Diktaturen und religiöse Sekten.
Öffentliche Demütigung und Verachtung ist längst keine Seltenheit in der digitalen Welt, und auch hierfür steht der Black Mirror, der auf dem Display entsteht wenn unsere mobile devices im Ruhemodus sind.

Black Mirror führt seinen Kampf gegen den medialen Zeitgeist ab heute in 6 neuen Folgen weiter – und das Ganze natürlich wie gehabt mit eben solchen medialen Mitteln.

Dieses Wochenende heißt es für uns: Netflix and Chill, seriously (literally).