Das australische Elektro-Pop-Duo Bag Raiders ist derzeit in aller Munde: motor.de sprach mit Jack Glass über die Startschwierigkeiten ihres Debüts und musikalische Einflüsse.  
Bag Raiders – das sind die beiden Kreativköpfe Chris Stracey und Jack Glass. Seit heute ist das selbstbetitelte Debüt der zwei Australier in den Plattenläden erhältlich (»hier könnt ihr das Album im Stream hören). Das Erstlingswerk der beiden Produzenten ist ein auditiver Flickenteppich auf dem nicht nur Dance-Flächen, sondern ebenso Chill-Out-Klänge und ausreichend Pop-Appeal vertreten sind. In ihrer Heimat wird das Duo bereits als neue Pop-Sensation gefeiert. Nicht nur, dass ihr Langspieler dort auf Platz 7 der Albumcharts einstieg, auch wurde ihr Song “Way Back Home” für die Vodafone-TV-Kampagne verwendet. motor.de sprach mit Jack Glass über ihren Erfolg und die Entstehung des Albums.


motor.de: Ihr habt ursprünglich damit begonnen, Remixe für andere Künstler wie Cut Copy, Midnight Juggernauts und Kid Sister zu produzieren. Wann habt ihr beschlossen, euch eigenem Material zu widmen?

Jack Glass: Eigentlich haben wir bereits zu Remix-Zeiten an eigenen Sachen gearbeitet. Wir hatten allerdings das Problem, was wahrscheinlich viele neue Künstler haben, nämlich dass wir nichts fertig produziert hatten. Remixe waren einfacher fertig zu stellen. Es gab bereits einen vorgefertigten Ansatzpunkt und man stand unter dem ständigem Druck von Emails oder Anrufen, die einen nach dem Stand gefragt haben. Vielleicht war es genau dieser Stoß in die Rippen, den wir gebraucht haben.

motor.de: “Shooting Stars” brachte euch sowohl innerhalb Australiens als auch international den Durchbruch. Wie hat sich dieser plötzliche Erfolg auf eure Produktions- und Arbeitsweise ausgewirkt?

Jack Glass: Ich denke, es hat dazu geführt, dass wir mehr Songs schreiben wollten. Bis zu diesem Punkt hatten wir uns eher als reine Techno-Band gesehen. “Shooting Stars” zu schreiben, hat so viel Spaß gemacht und es schien so vielen Leuten zu gefallen, dass es uns auch deutlicher in die Pop-Sparte gedrückt hat, in der wir jetzt sind.

Bag Raiders – “Shooting Stars”

motor.de: “Bag Raiders” klingt nicht wie die übliche Dance-Platte, sie vereint Einflüsse aus Pop, Techno, Jungle, mitunter sogar Rock. Wie schafft ihr es, das alles unter einen Hut zu bekommen?

Jack Glass: Ich glaube, wir haben uns weniger Sorgen darum gemacht, wie wir die Einflüsse kombinieren, eher wie wir ein Album mit vielen verschiedenen Ideen und Facetten produzieren könnten. Die Kombination kam letztlich zustande, weil wir es geschrieben und produziert haben. Ich denke, dass alles was wir machen nach uns klingt, schlicht und einfach weil es unsere Ideen waren. Wenn wir also darüber nachdenken, einen langsamen Jam oder einen richtigen Club-Track zu machen, werden beide Titel hoffentlich Elemente in sich tragen, die nach uns klingen.

motor.de: Wie können wir uns den Schaffensprozess eines Bag Raiders-Albums vorstellen? Wie arbeitet ihr, wenn ihr Songs schreibt?

Jack Glass: An dem Album haben wir häppchenweise ungefähr für ein halbes Jahr gearbeitet, bis wir gemerkt haben, dass wir auf diese Weise zu keinem Ende kommen würden. An diesem Punkt haben wir uns einfach die nötige Zeit genommen, die Tour unterbrochen und uns im Studio eingeschlossen. Das dauerte ungefähr drei Monate und dann hatten wir alles soweit beisammen. Bei jedem Titel ist die Herangehensweise allerdings verschieden: einige kamen als einzelne Ideen ins Studio, andere entstanden aus Jam-Sessions. Mal schrieb nur einer von uns die Texte, mal entstanden sie zusammen, da gibt es kein einheitliches Vorgehen.

motor.de: Wie ist es mit eurer Platte live aufzutreten? 

Jack Glass: Wir haben Glück, dass wir unsere Show schon seit einer ganzen Weile in Australien und den Staaten spielen. Daher fühlen wir uns gut vorbereitet. Ich denke, wir sind inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem wir uns eine gewisse Live-Routine erspielt haben und wissen, was wir machen können. Wir haben einige Fixpunkte und strukturelle Dinge, die wir von Gig zu Gig ändern können, sodass es nicht langweilig wird.

Bag Raiders – “Way Back Home”

motor.de: Worin seht ihr die Zukunft elektronischer Dance-Musik?

Jack Glass: Keine Ahnung, hoffentlich wird es kein Wettbewerb. 

motor.de: Wenn man euch bitten würde einen MP3-Player mit für euch wichtigen Songs zu füllen, welche würdet ihr wählen?

Jack Glass: Das ist wirklich schwer, wir hören unglaublich viel verschiedene Musik. Zur Zeit gefällt mir neue Junior Boys-Album und die neue Seekae-LP ist auch gut. Aber wir hören auch eine ganze Menge alter Sachen, zum Beispiel Neu!, 808 State und Peter Frampton.

motor.de: Wie sehen die zukünftigen Pläne für euch aus?

Jack Glass: Wir sind bis zum Ende des Jahres eigentlich ununterbrochen auf Tour. In ein paar Wochen sind wir für einige Festivals in Europa unterwegs. Auf das Melt! Festival freuen wir uns zum Beispiel besonders. Danach steht noch eine ganze Reihe an Auftritten in den Staaten an.