Die Beatsteaks stehen wieder voll im Saft. Das DVD-Paket „Muffensausen“ bietet fünfeinhalb Stunden Dauerpower, und auch Drummer Thomas Götz ist nach seinem dramatischen Unfall wieder auf dem Weg der Genesung. Aber was war da eigentlich genau los? Zeit für ein paar Antworten.

(Foto: Warner)

Der Pförtner des elitären Berliner Regent-Hotels guckt grimmig in Richtung Eingangsbereich. Der Grund: Vor der Drehtür spielen zwei sich kindisch neckende Mittdreißiger Katz und Maus. Die Anzugsordnung lässt natürlich auch zu wünschen übrig. Denn statt teurem Zweiteiler, tragen die beiden Wirbelwinde zerschlissene Jeans und Sneakers. Ein jüngerer Kollege des Pförtners sieht die ganze Sache eher weniger verbissen. Es geht hier ja schließlich nicht um irgendwelche dahergelaufene Touris, die ihre Reisegruppe unterwegs verloren haben, sondern um Thomas Götz und Peter Baumann von den Beatsteaks.

Thomas Götz? Ja, genau der Thomas Götz, der vor wenigen Monaten noch auf der Intensivstation lag. Da springt das Buletten-Herz wieder vor Freude im Dreieck und sogar die eine oder andere Träne der Rührung und Erleichterung muss getrocknet werden. Kurz darauf verschwindet das Unfallopfer aber auch schon wieder von der Bildfläche – Arm in Arm mit Sänger Arnim Teutoburg-Weiß. Kein Grund zum Fluchen, es gibt ja noch drei andere Beatminister, bei denen man nachhaken kann. Thomas sei noch nicht wieder ganz der alte, aber es sehe doch schon wieder ganz gut aus, berichtet mir Bassist Totze mit einem zufriedenen Lächeln. Schön. Aber was ist denn damals überhaupt passiert? Ein offizielles Statement zum Unfallhergang gab es schließlich nie. Totze bricht das Schweigen:

Es war so, dass wir gerade Material für die DVD-Produktion („Muffensausen“) gesichtet haben, als Thomas mit einem Karton kopfüber eine Wendeltreppe runterfiel. Unten angekommen sah er dann natürlich dementsprechend aus.“


Das Ergebnis: Zwei Tage Intensivstation und die bange Frage: Wie geht’s jetzt weiter? Die beiden Gitarristen Bernd und Peter klinken sich ins Gespräch mit ein. Zunächst Peter: „Naja, mit nem Schädelbasisbruch ist nicht zu spaßen. Das war schon alles ziemlich knapp, kurz vorm Totalschaden.“ Bernd holt tief Luft:

Zum Glück konnte er ja nach einigen Tagen wieder raus, aber die Intensivstation-Phase war schon ziemlich heftig. Wir waren natürlich alle komplett im Eimer. Keiner wusste so richtig, was er sagen oder tun soll. Gott sei Dank mussten wir uns aber nicht mit grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen, da schon nach relativ kurzer Zeit klar war, dass Thomas wieder komplett hergestellt wird.“

Man merkt den Musikern an, dass das Drama um ihren Kollegen ziemlich tiefe Spuren hinterlassen hat. Aber: Alles wird gut. Thomas ist aus dem Gröbsten raus. Zeit, um über angenehmere Themen zu sprechen. Stichwort: „Muffensausen“, das bis dato fetteste DVD-Package der Bandgeschichte. Neben etlichen Live-Bonbons, gibt es auf dem Dreier-DVD/CD-Pack, unter dem Titel „Fresse halten Bass spielen“, auch eine sehr unterhaltsame Doku zu bestaunen. Hauptrolle: Bassist Totze. Der Viersaiter-Chef klärt auf: „Es gibt halt ein paar unumstößliche Fakten: Ich bin immer noch irgendwie der ‘Neue’, also werden solche Sachen auch gerne auf mich abgewälzt. Aber es bot sich auch an. Ich betreue ja nun schon seit einiger Zeit das Beat-TV-Projekt. Das passte natürlich ganz gut.“

(Foto: Warner)

Band-Homestorys gibt es ja schon so einige auf dem Markt. Die Beatsteaks hatten aber irgendwie keine Lust auf Großwildjagd-Gehabe und standardisierten Einheitsbrei:

Wir haben uns überlegt, dass wir eine Doku mal anders angehen wollen. So, die ‘Some Kind Of Monster’-Ebene kam nicht in Frage, weil wir nicht solche Flachpfeifen sind wie… Egal, jedenfalls wollten wir was Frisches machen. Und so hat sich das Ganze dann entwickelt. Die Leute erfahren unheimlich viel über die Band.”

,so der Basser. Eins steht auf jeden Fall jetzt schon fest: Mit „Muffensausen“ dürfte die Band abermals für flächendeckendes Dauergrinsen unter Freunden alternativer High-End-Klänge sorgen. Aber warum ist das eigentlich so? Warum klatscht die ganze Republik Beifall, sobald die Berliner Rock-Aushängeschilder zum Tanze bitten?

Bernd kennt die Antwort: „Ich glaube, das liegt einfach daran, dass wir kein richtiges Konzept verfolgen. Bei den Ärzten, Rammstein oder den Hosen ist das irgendwie anders. Da gibt’s halt auch viele Leute, die mit der Basis Probleme haben. Der eine versteht den Humor der Ärzte nicht, der andere findet die Hosen zu ernst und wieder andere können mit dem ganzen Rammstein-Bombast nichts anfangen. Wir machen halt einfach nur Musik, die uns Spaß macht. Da steckt jetzt nichts Großes dahinter. Ich glaube, das macht uns so liebenswert.“ Na denn: Weitermachen.

Kai Butterweck