“Und was macht ihr heute Abend noch so?” Abgesehen davon, dass es der dämlichste Spruch ist, den ich hören möchte, wenn ich mir gerade eine Pizza in den hungrigen Rachen schiebe, ist mein Abend auch ohne neue Späti-Bekanntschaften voll beladen. Als ich dann erzähle, dass wir gleich ins Bi Nuu gehen wollen, mäkelt die Freundin von gegenüber gleich los: “Ach dieses komische Indie-Dingens, davon haben meine Mitbewohner auch erzählt.”

So ungefähr. Dieses Indie-Dingens nennt sich Berlin Independent Night und lockte in der Nacht vor dem Tag der Deutschen Einheit Menschen mit Musikgeschmack nach Kreuzberg. 

Im Magnet/Comet empfing einen der heimelig abgestandene Geruch, der diese Clubs erst zu den Schuppen macht, die sie sind. Geschaffen, um jungen Musikern eine Bühne zu bieten. Lido und auch Bi Nuu können ihnen zwar geruchlich nicht das Wasser reichen, dafür sind aber auch sie Garanten für gute musikalische Unterhaltung. Neu eingereiht in die Riege der Indie-Clubs rund ums Schlesische Tor hat sich das White Trash. In diesem Jahr ebenfalls neu dabei war die Acoustic Lounge im oberen Teil des Comets. Dort erinnert einen nur die ab und an vorbeiratternde U-Bahn daran, dass man sich in Berlin im Jahre 2014 befindet und nicht in einem Film ist, der aus den 1920er Jahren stammt. Diese Clubs gepaart mit 20 vom Karrera Klub fein ausgelesenen Bands ergeben eine Nacht, die meinen Puls beschleunigt und meine Ohren glücklich macht.  

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Das einzige Wehmutströpfchen dieser durch die Bank weg gelungenen Veranstaltung waren die Beziehungsprobleme und anderes diskutierenden Mädels bei Yesterday Shop. Warum nicht draußen am Späti quatschen und drinnen den Menschen Aufmerksamkeit schenken, die sich gerade die Musikerseele durch jede einzelne Pore schwitzen.

Glücklicher Weise gibt es auch andere, die zum Beispiel Männer ausbuhen, wenn sie der Frontfrau “ausziehen!” zubrüllen, während sie gerade von ihrem Ur-Ur-Großvater erzählt, der sich wohl mal das Bett mit Ghandi geteilt hat. Gerade bei Dear Reader blickte man ausschließlich in glückliche Gesichter und das ein oder andere herzförmige Augenpaar. So wie es sein soll und bei vielen anderen Konzerten ebenfalls war.

Um euren Erinnerungen auf den Sprung zu helfen, wenn ihr in ein paar Monaten noch einmal Freunden davon erzählen möchtet, haben wir uns während der Berlin Independent Night mit Kameras ausgerüstet durch die Clubs schieben lassen. Hier seht ihr das Ergebnis. 

Und damit ihr nicht nur Bilder im Kopf habt, sondern auch Töne, haben wir eine Spotify-Playlist mit unseren Lieblingskünstlern der Berlin Independent Night zusammengestellt.