Nach Konstantin Gropper ist der Neu-Berliner Bernhard Eder in diesem Jahr schon der zweite Wohnzimmertüftler, der sich für größere Aufgaben empfiehlt.
Kommt nach Get Well Soon jetzt eine ganze Welle im heimischen Schlafzimmer bastelnder Homerecording-Nerds auf uns zu? Angesichts des in diesen Tagen erscheinenden Bernard Eder-Debüts, „Livingroom Sessions“, könnte man das glatt meinen. Wenn allerdings alle, die da vielleicht noch kommen, so gut sind wie Eder und der hinter Get Well Soon stehende Konstantin Gropper, hätten wirauch absolut nichts dagegen.
Tatsächlich gibt es Parallelen: Wie Gropper ist auch Eder kürzlich nach Berlin gezogen, wie Gropper komponiert er seine Songs alleine und spielt sie auch überwiegend selbst ein. Im Unterschied zum ehemaligen Wahl-Mannheimer kam Eder aber nicht mit fertigen Liedern, sondern die Inspiration für die zwölf Songs seines Debüts hat ihn erst in Berlin so richtig ereilt. Man will es ja kaum glauben, aber der Mann fand tatsächlich im Prenzlauer Berg die nötige Ruhe, um in kontemplativer Gelassenheit seine elegischen Betrachtungen des Lebens und der Liebe zu formulieren.
Die offizielle Version geht zwar so, dass Eder seine Heimat Wien angezogen von der pulsierenden Musikszene der Hauptstadt verließ. Man darf aber davon ausgehen, dass vielleicht auch der Tod seines Vaters, dem „The Livingroom Sessions“ gewidmet ist, einen Teil zum Ortswechsel betrug. Schmerz lässt sich ja manchmal leichter ertragen, wenn man nicht an jeder Straßenecke an seine Ursache erinnert wird. Und natürlich halfen Eder seine Songs bei der Trauerarbeit: Mit beinahe meditativer Gelassenheit vertraut etwa „Farewell“ auf die nackte Wirkung von Eders glasklarer Stimme und seiner fein klirrenden Gitarre. Nur an den strategisch wichtigen Stellen kommt mal eine Kirchenorgel oder eine Geige hinzu. Vereinzelt standen ihm die Violinistin Vera Fleischanderl und der Multiinstrumentalist Stefan Franke zur Seite – den überwiegenden Teil des Albums hat Bernard Eder von eigener Hand eingespielt.
Eines dieser Lieder, „Cute“, das in seiner deutlich akzentuierten Kargheit ein wenig an José González erinnert (und harmonisch an Radioheads „Everything In It’s Right Place“) hat es gar schon zum kleinen Hit gebracht und läuft auf dem Berliner Sender ‚Radio Eins’. Überhaupt scheinen Radiohead – die nächste Get Well Soon-Parallele! – für Eder eine gewichtige Rolle zu spielen. Nicht zuletzt erweist er Thom Yorke und Co mit einer – gelungenen! – Coverversion von „Climbing Up The Walls“ eine Referenz. An anderer Stelle erinnern Songs wie „Hold Me Tight“ auch durchaus mal an Travis.
Bernhad Eder: Cute
Als wichtigen Einfluss nennt Eder selbst auf seiner MySpace-Seite – neben Nick Drake, Elliot Smith und einigen anderen – aber tatsächlich die Stadt Berlin.
Auf der Website seiner ehemaligen Band, der Indie-Popper (wa:rum), wird Eder immer noch als Mitglied geführt. Nun: wenn es mit seiner Solo-Karriere so weitergeht, melden wir berechtigte Zweifel am baldigen Zustandekommen gemeinsamer Probetermine an. Jetzt ist er jedenfalls erstmal auf Tour. Und wer weiß, was dann noch kommt. Wir erinnern nur kurz daran, dass wir vor gar nicht so langer Zeit auf diesen Seiten Konstantin Gropper erstmals vorstellten. Und was aus dem inzwischen geworden ist, dürfte allgemein bekannt sein.
Michael Jäger
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