Irgendjemand sollte hingehen, und der dänischen Band Beta Satan das Prinzip sozialer Netzwerke bzw. des so genannten Web 2.0 im Allgemeinen erklären. „We don’t want to know your name,“ heißt es etwa einleitend sowohl auf der MySpace-Seite wie auch auf der Homepage der sechsköpfigen Truppe aus Aarhus.
Beta Satan – Great Moments Of Pleasure
Und weiter: „We don’t want to know who you really are. We don’t want to hear what you have to say”. Ähnlich ausschließend geht es dann noch einige Zeilen weiter, ehe der verbale Rundumschlag gegen alles und jeden in einer das Grundanliegen des weltumspannenden Netzwerks von Millionen “Freunden” ad absurdum führenden Kernaussage gipfelt: „We don’t need new friends.”
Ein Fanal? Wohl eher ein weiterer Beleg für den zwar speziellen, aber überaus delikaten Humor der Crossover-Bande, die natürlich trotzdem eine ansehnliche Schar von „Freunden“ angesammelt hat.
In diversen Blogeinträgen wird die Grundaussage des sich ansonsten geheimnisvoll gebenden Sextetts, über das seriöse Informationen einzuholen beinahe unmöglich erscheint, dann noch einmal präzisiert und auch ohne hier die diversen Schimpfwörter wiederzugeben, die Beta Satan sich für den Rest der Menschheit ausgedacht haben, kann man wohl mit einigem Recht davon ausgehen, dass die unter den Monikern K.R. Hansen, Kned, Johannes Gammelby, Q, Morten Riis und Mogens K auftretenden Musiker so ziemlich jeden auf der Welt für einen Haufen Scheiße halten – außer eben K.R. Hansen, Kned, Johannes Gammelby, Q, Morten Riis und, man ahnt es: Mogens K..
Kürzlich jedoch musste die Band ihr vernichtendes Verdikt geringfügig korrigieren. Es gebe da, so sah man sich veranlasst einzuräumen, wenigstens eine Handvoll Leute, die zumindest nicht komplett verblödet zu sein schienen. Bei den vermeintlich Glücklichen handelte es sich um die Belegschaft des Indie-Plattenlabels ‚Crunchy Frog’, das die humoristische Begabung Beta Satans ebenso erkannt hatte wie die musikalische – und die Band folglich mit einem ersten Plattenvertrag ausstattete.
Auch wenn der tatsächliche Grund für die unerwartete Zuneigung angeblich die Tatsache war, dass die Beta Satan-Musiker fürderhin verbilligt in den Genuss der Alben von künftigen Labelmates wie Junior Senior kommen würden, wirft die Partnerschaft doch ein weiteres Nebenprodukt ab: Im Herbst erscheint nun endgültig das Debütalbum der überaus interessanten, aber natürlich absolut bekloppten Beta Satan.
Ob sie sich bis dahin entschieden haben werden, ihre vielfältigen Einflüsse von Dark-Wave über Metal, Hardcore, Pop, Prog-Rock und Alternative-Rock zu einem stimmigen Ganzen zu verquirlen, wird die Zeit zeigen. Bislang jedenfalls klingen Beta Satan in beinahe jedem ihrer Songs wie eine andere Band. Ob in dem wie eine Black Sabbath-Verballhornung beginnenden „You Better Run“ oder dem fantastischen Alternative-Rocker „Anti Anti“.
Verwirrung hin, aufmerksamkeitsheischendes Marketingkonzept her: Bereits jetzt präsentieren sich Beta Satan mit Songs wie dem ebensolche bietenden „Great Moments Of Pleasure“ als überaus vielseitige und clevere Crossover-Band, die den zuletzt arg in Misskredit gebrachten Genrebegriff endlich wieder in seine ursprüngliche Bedeutung überführt. Wir jedenfalls verneigen unser Haupt vor soviel Stilfülle, verbleiben gespannt bis zum Herbst und sagen: Von diesen Leuten lassen wir uns, zur Not!, auch mal beschimpfen.
Text: Michael Jäger
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