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Marley

Rastafari, Raggae, Kiffen, wem sich bei diesen Begriffen nicht unweigerlich ein Bob Marley-Konterfei vor Augen aufbaut, hat die letzten 30 Jahre anscheinend irgendwo isoliert auf einer Alm gelebt. Oder wahlweise auch im Hinterwald oder gleich auf dem Mond. Wie kein anderer prägte der Jamaikaner das Bild des Raggae und kann auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch eine beachtliche Fanschar vorweisen. Von seinem musikailschen Einfluss ganz zu Schweigen.

Robert Nesta Marley, so Bobs vollständiger Name, erblickt am 6. Februar 1945 das Licht Jamaikas. Sein Vater ist ein englischer Marineoffizier, seine Mutter Cedella eine 18jährige Jamaikanerin, die ihren Sohn alleine groß ziehen muss. Ende der 50er Jahre versucht er zusammen mit seiner Mutter sein Glück in der Hauptstadt Kingston – und landet in Trenchtown, einem berüchtigten Armenviertel der Stadt.

Begeistert von US-amerikanischen Künstlern wie Ray Charles, James Brown, Fats Domino oder Curtis Mayfield nimmt Marley zusammen mit seinem Kumpel Neville ‘Bunny’ Livingstone Unterricht beim angesehenen Musiker Joe Higgs und lernt Peter McIntosh kennen. Kurze Zeit später gründen die Drei die Wailing Wailers und schreiben erste Songs zusammen. Auf den Wunsch seiner Mutter hin wird Marley erst einmal Mechaniker, doch dauert es nicht lange und er kann von der Musik leben und seinen Job in einer Fahrradreparaturwerkstatt komplett aufgeben.

Nach seinem Umzug in die USA Mitte der 1960er Jahre beginnt Marley sich mehr und mehr mit der Religion der Rastafari zu identifizieren bis er 1967 vollends konvertiert. Die Rastas berufen sich auf die Bibel, führen einen Kampf gegen die Unterdrückung der Schwarzen und hoffen auf ihre Heimkehr nach Afrika. Zum Markenzeichen der Rastafaris entwickelt sich eine filzige Frisur und das Mariuhana-Rauchen, dem eine religiöse Bedeutung zugrunde liegt: Der Rausch soll sowohl die Gläubigen vereinen, als sie auch Gott, oder Jah, näher bringen. Die Religion hat mit ihren spirituellen und mystischen Elementen großen Einfluss auf Marleys Musik und spiegelte sich vor allem in der Rhetorik seiner Songs wider.

Sind die frühen Stücke der Band vom damals populären schnellen, gut tanzbaren Ska geprägt, nehmen die Wailers nach Marley Rückkehr aus den USA verstärkt Elemente der jamaikanischen Volksmusik auf und verlangsamen zunehmend den Beat. Heraus kommt Rocksteady, oder Reggae, wie er abgekürzt heißt. In der Karibik längst schon Stars beginnen die Wailers verstärkt durch die Brüder Aston und Carlton Barrett Anfang der 1970er ihren Streifzug durch den Rest der Welt. Nach einer kleinen Tour durch Großbritannien und Nordirland, folgen einige Auftritte in den USA zusammen mit dem damals auch noch völlig unbekannten Bruce Springsteen.

1973 gelang den Wailers der Durchbruch. Eine Coverversion ihres Songs „I Shot The Sheriff“ durch den damals schon populären Eric Clapton rückte auch Marley und seine Mannen ins Scheinwerferlicht der Welt. Die Freunde über den Erfolg sollte nur von kurzer gemeinsamer Dauer sein. Bei den Aufnahmen zu “Nutty Dread” kommt es zum Streit. Unzufrieden mit der Orientierung Marleys und seinem Gewicht in der Band, gehen Livinstone und McIntosh eigene Wege. Unter den Künstlernamen Bunny Wailer und Peter Tosh gelingen ihnen erfolgreiche Solokarrieren. Der Frontmann nennt seine Combo kurzerhand in Bob Marley And The Wailers um. Das Album erscheint 1975 und enthält mit “No Woman No Cry” einen großen Hit.

Marley ist nun ein gefragter Weltstar. Diese Popularität versucht er zu nutzen, um Ruhe in die katastrophale Politik seines Landes zu bringen und doch findet er nicht nur Befürworter. Bei einem Aufenthalt in Kingston im Dezember 1976 dringen bewaffnete Männer in sein Haus ein und beschießen ihn. Er kommt mit einer leichten Verletzung davon und tritt dennoch bei einem Benefizkonzert auf, das er selbst organisiert hat.

Marley zieht Konsequenzen aus dem Vorfall und verlegt seinen Wohnort nach London. London soll dann auch die Stadt sein, in der er 1977 “Exodus” aufnimmt. Viele Kritiker und Fans bezeichnen dieses Album als Höhepunkt in Marleys Schaffen. Das Time Magazine ernannte es sogar zum “besten Album des 20. Jahrhunderts”. Ein Jahr später folgt die Hommage an das Hash-Rauchen, „Kaya“, 1979 dann „Survivior“, welches stark von seinem Afrikaaufenthalt beeinflusst wurde. Mehr denn je zuvor sind Marleys Texte von seinen politischen Ansichten durchtränkt.

Ein Jahr und ein Album („Uprising“) später blickt Marley zum zweiten Mal dem Tod in die Augen. Marley, nicht gerade als ein Freund althergebrachter Schulmedizin bekannt, verweigert nach einer Fussverletzung anfangs jegliche Behandlung. Erst als er im September 1980 in New York zusammenbricht, lässt er sich komplett untersuchen. Dabei stellt sich heraus, dass nicht nur Marleys Fuss amputiert werden müsste, sondern auch dass er an einem Gehirntumor leidet. Marley lässt sich zu einer Behandlung überreden, doch bringt das von ihm favorisierte Naturverfahren keine Heilung. Auf dem Weg nach Jamaika stirbt der 36-jährige Marley am 11. Mai 1981 in Miami. Der jamaikanische Premierminister erteilt ihm noch einen Orden, bevor er in einem Mausoleum in Nine Mile, nahe seines Geburtsortes, begraben wird.

Heute sind Marleys Kompositionen nicht nur allgemeines Kulturgut und Soundtrack einer jeden Kifferparty, sondern stellen z.B. mit „Get Up Stand Up“ eine der Hymnen von amnesty international.

Anna-Christin Voigt

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