Keiner hätte darauf gewettet, aber zwischen Drogeneskapaden, Skaten und am Strand abhängen, haben es die Druffi-Surfpunks von Fidlar tatsächlich geschafft ein neues Album zu schreiben. Und es ist dazu noch überraschend gut. Für die Leute unter euch, die die Band vielleicht nur vom Zocken her kennen, weil sie auf schönen räudigen Garage-Sound stehen, während sie bei GTA wieder mal durch die Vororte heizen und aus Langeweile ein paar Zivilisten killen: Shame on you! Diese Band hat echt mehr verdient, als in deinem virtuellen Amoklauf unterzugehen.
Das selbstbetitelte Debütalbum von 2013 ist wahrscheinlich noch immer der beste Soundtrack, um unbeschwert abzuhängen, die Kohle für Alkohol und andere Substanzen zu verprassen und nach exzessiver Partynacht total besoffen seine/n Ex-Freund/in zu beschimpfen. Im Vergleich zu ihrem Debüt klingen Fidlar jetzt eine Nummer ruhiger und sauberer – manchmal schon fast ein bisschen zu sauber für Punk. Nach den ersten Songs lassen Fidlar mit “Too” klar erkennen, dass sie nicht auf dieselbe rotzige Surfpunk-Schiene, wie bei bei der ersten Scheibe aus sind. Man hat sich verändert und will das auch zeigen.
„’Cos I drink ’til I’m mad
And I love being sad
OH MY GOD I’M BECOMING MY DAD“
Anscheinend werden auch die kalifornischen Lebemänner mal reifer und setzen sich mit den Problemen des Erwachsenwerdens auseinander – auch wenn das vielleicht einige ihrer Fans noch nicht verstehen werden. Dabei haben sie dann gleich noch ein paar Vorzüge jenseits der totalen Selbstzerstörungsmusik kennengelernt und rumexperimentiert. Hier und da sind mal ein paar Effekte eingestreut – ja, sogar auch mal ein Synthesizer. Und auch textlich hat das Ganze noch ein bisschen mehr Tiefe bekommen. Es klingt alles ein bisschen so, als ob die Surfer sich ausprobieren wollen, um sich eventuell eine ernsthafte Position im Surf- und Garagerock zu erspielen. Mmh, hoffen wir mal, dass das auf Dauer nicht nach hinten losgeht.
Ach komm, scheiß drauf. Hier noch ein alter Song:
Wer es noch immer nicht geschnallt hat: Fidlar bedeutet ausgesprochen „Fuck It Dog, Life Is a Risk“ und ist wohl eines der besten Tattoo-Motive, um deinem Dad, dem Rest der Familie und deinen Fans auf kreative, provokante Weise zu sagen, dass du auf ihre Meinung scheißt und ab jetzt dein eigenes Ding machst (egal wo es musikalisch hingeht).
Kleiner Tipp: Fidlar spielt am 17. November im Postbahnhof in Berlin.
Titelbild: (c) Fidlar
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