Bombay Bicycle Club über Großmütter, Sprachen und Gymnastik.
by Ulrike Chemnitz
(Foto: Ulrike Chemnitz)

Von Schulveranstaltungen auf große Festivalbühnen: Während andere noch die Schulbank drückten, gründete die Indie-Pop Band Bombay Bicycle Club ihr eigenes Label und veröffentlichte einige EPs. Nachdem das Debüt “I Had The Blues But I Shook Them Loose” erschien, starteten die Briten auch international durch. motor.de traf die vier Jungs aus London vor ihrem Konzert in Berlin und sprach mit ihnen über den Alltag auf Tour und verschiedene Geschmäcker in Sachen Musik.

motor.de: Ihr habt eure ersten Platten bei eurem eigenen Label “Mmm…Records” aufgenommen. Wie kam es denn zu diesem Namen?
Ed:
 Das Label ist nach dem Geräusch benannt, wenn etwas gut schmeckt, “mmm” eben. 
Suren: Wir wollten, dass die Leute unsere Platten genießen. “Mmm” machen, sozusagen.

motor.de: Sind da noch andere Bands bei eurem Label?
Suren:
 Wir haben mit unserer Band angefangen, mittlerweile veröffentlichen wir aber auch andere Künstler. Da gibt es einen Rapper namens D-Twaine. Ich denke, mit ihm werden wir auch bald etwas aufnehmen.

motor.de: Euren Bassisten habt ihr auf einer Beerdigung gefunden. Was ist das denn für eine Geschichte?
Ed:
 Wir kannten uns schon davor. Aber einen Tag nach der Beerdigung mussten die Jungs ein Konzert spielen, da haben sie mich auf der Beerdigung gefragt, ob ich Bass spielen würde.

Bombay Bicycle Club – Dust On The Ground

motor.de: Heute steht ihr vor eurem zweiten Album. Es wird akustisch?
Ed: 
Wir haben schon alles aufgenommen. 90 Prozent der Songs sind neu, aber es sind auch ein paar Cover dabei.

motor.de: Man spielt ja oft darauf an, dass ihr in so jungen Jahren mit der Musik begonnen habt. Was sagt ihr: Behandelt man euch deshalb auch anders?
Ed: 
Manche Menschen tun das. Früher wurden oft Witze über uns gemacht… Dass wir lieber zur Schule gehen sollten und sowas.
Suren: Mittlerweile ist das nicht mehr so, da wir nicht mehr ganz so jung sind.

motor.de: Ihr habt vor kurzem den NME Award als “Beste Neue Band” gewonnen. Und Jack hat ihn seiner Großmutter gewidmet…
Jack: 
Ja, sie ist cool!
Ed: Finde ich auch.
Jack: Sie produziert uns.
Ed: Seine Grandma ist der beste Produzent, den die Welt je sah.

motor.de: Bitte?
Ed: 
Nein, eigentlich überhaupt nicht. (lacht)
Jack: Sie ist toll, ich wollte ihr danken.

motor.de: Ich habe mal davon gehört, dass ihr in Deutschland gern Jägermeister trinkt.
Ed:
 Ja, wir haben hier mal eine Jägermeister-Maschine entdeckt. Und dann haben wir alles ausgetrunken. Gibt es hier eigentlich welchen?

motor.de: Klar! Den bekommt ihr aber nur, wenn ihr heute lustige Bewegungen auf der Bühne macht.
Ed:
 Ich bin ein vielversprechender Nachwuchs-Gymnastiker. Ich kann beim Bass spielen eine Brücke nach hinten schlagen… (ahmt die Bewegung nach) … oder lieber nicht. (lacht)

motor.de: Habt ihr wirklich Verbot in einigen Clubs?
Suren: Nein, das war bloß ein Witz.
Ed: Wir benehmen uns immer bestens. (grinst)

motor.de: Ihr zerstört also keine Hotelzimmer?
Suren:
 (grinst) Naja… Ein paar vielleicht. Hotels sind nicht so unser Ding, da läuft es manchmal etwas außer Kontrolle.
Ed: Aber diese Tour lief ganz gut. Wir waren brav… (Pause) … und nüchtern. Wir werden langweilig.

motor.de: Ihr werdet alt.
Ed:
 Heute trinken wir Jägermeister. (lacht)

motor.de: Wer von euch ist eigentlich derjenige, der Frankreich so gern mag?
Ed:
Jack. Er hat die Sprache in der Schule gelernt und seitdem ist das so. Er spricht auch sehr gut.

motor.de: Hat jemand von euch Deutsch gelernt?
Suren:
Ja, ich. Aber es ist peinlich, was ich alles schon wieder vergessen habe.
Jack:
Ich kann noch: “Ich kenne eine gute Diskothek.” (lacht)
Ed:
Ich nur “schnell” und “Alkohol”. “Schnell Alkohol!” (lacht)
Suren:
“Hallo, wie geht’s? Was machst du in deiner Freizeit?”

motor.de: Und wer ist derjenige, der sich in zehn Jahren mit einer Afrobeat-Band durch Afrika touren sieht?
Jack:
Ich, das ist kein Scherz. Ich würde da gern Schlagzeug spielen. Ich glaub, ich hätte da richtig viel Spaß.

motor.de: Apropos Tour – Jack hat mal ein Mädchen mit der Gitarre am Kopf verletzt…
Jack:
Ja, das war in Brüssel. Da war keine richtige Bühne und wir standen auf gleicher Höhe. Als ich herum sprang, hab ich sie am Kopf getroffen.
Suren:
Da war überall Blut. Echt verrückt.
Jack:
Zur Entschuldigung steht sie jetzt immer auf der Gästeliste. (lacht)

Bombay Bicycle Club – Magnet (live)



motor.de: Würdet ihr unseren Lesern ein kleines Mixtape zusammen stellen?

01. Four Tet – My Angel Rocks Back And Forth
02. So Solid Crew – 21 Seconds
03. Oxide And Neutrino – No Good For Me
04. Joanna Newsom – Peach, Plum, Pear
05. Life withourt buildings – The Leanover
06. Elliott Smith – Rose Parade
07. Minus The Bear – Absinthe Party At The Fly Honey Ware House

Suren: Es ist eine etwas seltsame Anordnung von Songs. Wegen der verschiedenen Genre.

motor.de: Apropos Genre – ihr scheint ja HipHop zu mögen…
Ed:
 Im Moment hören wir viel Garage-Rock. Aber du hast Recht. Unser Albumtitel ist auch eine Zeile aus dem Song “After Hours” von Tribe Called Quest.

motor.de: Remixed Jack nicht auch HipHop-Songs?
Ed: 
Eher elektronisches Zeug. Er komponiert ein paar Tracks, auf die Leute dann rappen sollen.
Jack: (beginnt ein paar der Songs zu summen) … Ja, so in etwa.

motor.de: Fleißig, fleißig. Wie sieht die Zukunft von Bombay Bicycle Club aus?
Suren: 
Weiß nicht. Ich gehe an die Uni… (Pause) … Nein, lieber doch nicht. (lacht)
Ed: Wir sind unberechenbar. Nimm das Unvorhersehbare, wie es kommt.

Interview: Elli Eberhardt