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BOMBEE im Interview

Ihr seid auch gelangweilt vom Musikantenstadl-Jahresrückblick? Die Jungs von BOMBEE lassen intime Bandeinblicke zu und berichten von ihrem persönlichen Jahr 2013. So lassen sich die letzten Stunden bis zum neuen Jahr doch ganz passabel überbrücken. Cheers!

 

„Mit ihrer im Oktober erschienenen „Aurelia“ EP finden BOMBEE ihren Platz zwischen Woodkid, Caribou und Antony And The Johnsons“ heißt es in eurem Pressetext. Boah…das ist mal 'ne Vorlage. Bekommt man es da als Band nicht mit der Angst zu tun? 

Wir glauben, der eigentliche Zweck von Pressetexten ist es, dass ihn Medien eins zu eins übernehmen und als eigenen Text ausgeben. Wenn man dann im Netz beispielsweise nach Woodkid sucht, stößt man womöglich auf einen dieser "Artikel". Komischerweise funktioniert das tatsächlich. Selbst jetzt bei euch! Reingefallen! Ich glaube, es geht auch überhaupt nicht darum, ob die Band passend ist, so lang sie bekannt genug ist. Jedenfalls haben wir im Laufe der Jahre gelernt, dass solche Pressetexte nicht zu ernst zu nehmen sind.

Zuletzt hat uns eure Heimatstadt Chemnitz die Band mit K um die Ohren gehauen und durch die ganze Republik verteilt. Jetzt kommt ihr schwungvoll daher. Wurde die Musikszene in Chemnitz jahrelang unterschätzt? Wenn ja, woran liegt das? Wer oder was bildet die musikalischen Wurzeln von BOMBEE? Ist das Atomino wirklich so hip, wie immer alle sagen?

Chemnitz bietet tatsächlich ganz gute Bedingungen, um Musik zu machen. Über eine Reizüberflutung können wir uns hier jedenfalls nicht beklagen. Wir wollen daher auch nicht nach Berlin. Passend dazu: Felix war mal Mitglied der Band mit K und Philipp ist der sogenannte Backliner der Band mit K. Ob Chemnitz aber jahrelang unterschätzt wurde, können wir nicht sagen. Vieles wird unterschätzt. Gute Musik ist vermutlich nicht vorrangig vom Ort der Entstehung abhängig, so gibt es bestimmt auch sehr viele exzellente erzgebirgische Gruppen.
Das Atomino ist ein wunderbarer Klub, genau wie das Weltecho. Das wars aber auch schon fast mit den für uns interessanten Adressen. So traurig, wie das klingt, hat das aber auch einige Vorteile.
Zu unseren Wurzeln gehört sicherlich unsere musikalische Vergangenheit. Felix kommt aus dem Hip Hop. Alex und Philipp eher aus der Gitarrenrichtung. Die beiden haben die Band ja dann rein akustisch begonnen, dann wurde es elektrisch und nun bewegen wir uns irgendwo dazwischen.

Wenn man den Kritikern glauben darf, bildet ihr eine glänzende Perle im sonst völlig überfüllten Genre des Elektro-Pop. Eher ein Zufall weil nicht geplant oder steckt hinter dem Projekt BOMBEE ein klares Kalkül?

Eine glänzende Perle? Stand das vielleicht auch in unserem Pressetext? So etwas wie ein Kalkül gibt es bei uns nicht. Die Ideen entstehen manchmal sogar eher zufällig.

Woher kommt, eurer Meinung nach, die Wiederauferstehung des Genres (Elektro-Pop: Chvrches, Woodkid, …)? Hat der klassische Rock nun endgültig ausgedient und HipHop ist nur was für Hipster-Teenies? Ist es gar keine Wiederauferstehung sondern gab es eine Zeit lang einfach nur langweilige Künstler in dieser Szene?

Ist es nicht eher so, dass es die Genres die ganze Zeit über gibt mit all ihren Bands, und je nach aktueller Welle schreiben die Medien mal vermehrt über die einen und dann wieder über die anderen? Bestes Beispiel ist wohl die Metal-Szene. Die gibt es seit Jahrzehnten, völlig konstant. Scheinbar unabhängig von allem. Falls es jedenfalls so etwas wie eine Auferstehung des Elektro-Pops gibt, dann vielleicht, weil heute die musikalischen Grenzen unbedeutender sind als in der Vergangenheit, was teilweise zu neuen Ansätzen führt.

Ihr habt bislang in kompletter Eigenregie produziert. Für „Aurelia“ habt ihr mit einigen namhaften Produzenten und Mitstreitern gearbeitet. Wie schwer fällt es, den Produktionsprozess aus der Hand zu geben?

Eigentlich hat sich in der Hinsicht nichts geändert. Befreundete Musiker haben schon immer verschiedene Sachen zu unseren Aufnahmen beigesteuert. Dieses mal sind mit Marcel Römer und TiKay One nur zwei Leute dabei, die sich gut in Pressetexten machen. Marcel hat für den Opener Schlagzeug eingespielt und TiKay hat mit uns zusammen am finalen Mix gearbeitet. Markus Ingo Maria Altmann, der auf vergangenen Aufnahmen auch schon Cello eingespielt hat, war aber zum Beispiel auch wieder dabei. Aus der Hand gegeben haben wir nichts. Wir finden es nur sehr interessant, Einflüsse und Ideen anderer in unserer Musik zu haben.

Vor gut zwei Monaten habt ihr die Sechs-Track-EP auf den Hörer losgelassen, wie sind bislang eure Erfahrungen mit der Platte? Auf Tour? Wer hat bei euch angerufen und gesagt „Ich bin's, übrigens geile Scheibe!“ und ihr habt vorher jahrelang nichts von der Person gehört oder nicht mit einem Anruf von genau der Person gerechnet?

Es sind schon mehr Leute auf uns zugekommen als bei den Vorgängeralben, übermütige Lobeshymnen gab es aber nicht. Obwohl, unsere Mütter haben etwas in der Richtung gesagt. Wir selbst waren zuvor aber noch nie so lang halbwegs zufrieden mit einer Veröffentlichung. Mal sehen, wie lang das anhält. Wir arbeiten gerade an neuen Ideen, es wird also langsam Zeit, dass wir die Titel nicht mehr gut finden.

 


(Foto: Snowhite)

Was sollte man zu Silvester unbedingt vermeiden? Welche Antikater-Tricks habt ihr für Neujahr und zu welcher Silvestertradition lasst ihr euch jedes Jahr gegen euren Willen hinreißen?

Wenn man die Orte meidet, die man auch das restliche Jahr über meidet, ist das schon mal ein guter Anfang. Der Antikater-Trick schlechthin: weniger Schnaps. Allerdings ist das vielleicht auch die Antwort auf die Silvestertraditionsfrage. Inwieweit das aber gegen den Willen passiert, haben wir vergessen.

Was würde die Band BOMBEE als erstes machen, wenn sie Bundeskanzler wäre?

Wenn wir alle drei Bundeskanzler wären, würde es nie zu Beschlüssen kommen, weil nie eine Mehrheit erreicht werden kann.

Der Tod von welchem Star (Schauspieler/ Sänger/ Politiker/ …) in 2013 hat euch am meisten geschockt? 

Wir tun uns ein wenig schwer, vom Tod eines Menschens, den wir nicht kennen, schockiert zu sein. Daran müssen wir noch arbeiten. Der Tod Nelson Mandelas ist aber sicherlich ein Verlust für die Menschheit.

Abgesehen von eurer eigenen Platte, welche drei Alben liefen dieses Jahr bei euch in Dauerschleife oder gehören zu euren Top-Veröffentlichungen 2013?

Charles Bradley – Victim Of Love
Bonobo – The North Borders
James Blake – Overgrown

Unsere eigene Platte lief übrigens nach Fertigstellung alles andere als in Dauerschleife bei uns.

Bei Jahresrückblicken fehlen meistens Ereignisse aus den Monaten Januar bis April des Jahres, weil sich keiner mehr an die erinnern kann. Was ging bei euch eigentlich Anfang 2013?

Anfang 2013 haben wir viel Zeit in unserem Studio verbracht, um an den Liedern für die Aurelia EP zu arbeiten. Und im Februar waren wir auf Tour. Relativ nüchtern, aber so war es.

Was fehlte euch, ganz persönlich, wenn ihr 2013 den Fernseher eingeschaltet habt?

Wir haben alle keinen Fernseher. Außer Alex, und der schaltet nur bei Gute Zeiten, schlechte Zeiten ein.

Jetzt mal weg von Breaking Bad, Game of Thrones und Big Bang Theory: eure Serien-Geheimtipps für den Kater am Jahresanfang?

Wir sind große Fans von Der Tatortreiniger und Boardwalk Empire. Außerdem ist Hit & Miss sehr gut, unverständlich, warum das nach der ersten Staffel abgesetzt wurde. 

Vervollständigt bitte folgenden Satz: „Nächstes Jahr …“

…steht bestimmt Elton John in unserem Pressetext.

 

Julian Weicht

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