Der dänische Musiker Tomas Høffding ist eigentlich Sänger und Bassist bei den Indierockern von Who Made Who. Nach fünf Jahren auf Tour und zahlreichen Studiosessions wandelt er nun mit seinem Debütalbum “Bon Homme” erstmals auf Solopfaden.

Bevor Tomas Høffding die Entscheidung traf, unter dem Namen “Bon Homme” ein ganz eigenes Projekt zu starten, entschied er, sich als Electro-DJ durch die Clubs zu schlagen. Doch schon bald stellte Høffding fest, dass er eigentlich gar nicht zum DJ geboren worden ist. So arbeitete der Musiker die letzten zwei Jahren ununterbrochen in seinem eigenen kleinen Studio in Kopenhagen an Material für sein Solodebüt.
Beim Songwriting wurde er dabei von einem guten Freund unterstützt und holte sich zudem Inspiration beim dänischen Poeten Rolf Steensig. Schließlich erschien das erste Video zur neuen Platte, welches Høffdings schauspielerische Ambitionen offenbart. Man achte auf die Untertitelleiste:
“Bon Homme is a truly emotional hero”.

Bon Homme – “Mother”

Schwierige gesellschaftspolitische Themen? Nicht mit “Bon Homme”. Diese Themen gehören für ihn in vertraute Gespräche mit seinen Freunden, aber nicht in seine Musik. Dennoch betont er, dass er sich durchaus seine Gedanken macht, jedoch lieber zuerst bei sich anfängt – ganz nach Michael Jacksons Song “Man In The Mirror”:

Ich schaue den Mann im Spiegel an und fange dort an! Ich denke, man muss sich entscheiden, ob man eine Message machen will oder nur Musik. Einige wenige können beides, aber es ist eine schwierige Balance. Ich bin kein Politiker, sondern Musiker, und ich bin hier, um die Leute zu unterhalten. Als Sting politisch wurde, war das nicht gut. Meine Musik ist nicht politisch und wird es auch nie sein.”

Høffding wollte eben ein Album machen, das weder beängstigend klingt, noch unbequeme Themen anstösst. Er thematisiert die Liebe, erzählt skurrile Alltagsanekdoten oder verarbeitet Vergangenes. Und genau so klingt “Bon Homme”: Entspannt, verliebt, tanzbar und ein bisschen verschroben. Der Musiker verarbeitet auf seinem Album unterschiedlichste stilistische Einflüsse, die unter anderem von Kraftwerk stammen, von denen er sich sehr begeistert zeigt: “Kraftwerk sind einfach nur genial, das sind für mich die “Beatles der elektronischen Musik”. Die Soundqualität ist echt gut. Das sind klassisch ausgebildete Musiker, und das hörst du in den Produktionen eindeutig raus.” Aber auch psychedelische Elemente, wie Pink Floyd sie verwendeten, oder die emotionale Tiefe französischer Electronic Acts wie etwa Air hört man auf der Platte stark heraus. Bereits der erste Song “Ray Ban” erinnert an den im Jahr 2000 erschienenen Soundtrack von Air zum Film “The Virgin Suicides”, und die improvisierte Blues-Gitarre am Ende des Tracks klingt wie eine Hommage an alte Zeiten, als eine Bluesgitarre eben noch wie eine Bluesgitarre klang und keinen musikalischen Richtlinien und Zwängen folgen musste. Neben “Ray Ban” wirkt das abgespacte “The Battery Inside Your Arm” etwas unstrukturierter und weniger entspannt, was aber durch “Mother” gleich wieder ausgebügelt wird. Dieser Track hat eine ähnliche Harmonik wie “Ray Ban”, kommt aber durch Textzeilen wie “The devil is here and done with the beer” wesentlich sarkastischer rüber, was dem Hörer sofort ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Auffällig ist hier die Kopfstimme des Sängers, der früher Gesangsunterricht nahm.

Eigentlich habe ich eine sehr tiefe Stimme. Diese Rocksänger können echt hoch singen. Meine Falsettstimme ist meine Art, auf sanfte Art und Weise diese Höhe zu erlangen. Als ich jung war, habe ich viel Rock´n Roll gehört.”

Der vierte Song “Surround Surrender” wirkt durch die vielen verschiedenen Synthie-Effekte leider etwas zu überladen. Was jedoch positiv auffällt, ist die sanfte Stimme Høffdings, in der sehr viel Potential steckt. Überraschend wirkt hingegen das akustische Gitarren-Fade Out an Ende des melodischen Tracks “The Key Is In My Fist”- nur schade, dass es kaum hörbar ist. An dieser Stelle hätte man sich etwas mehr gewünscht.

Der sehr ruhig und enspannt wirkende Däne ist außerdem als Produzent tätig, was für ihn jedoch nicht nur angenehm erscheint:

Die Zeit ist das Problem. Man muss als Musiker von irgendwas leben. Es ist echt harte Arbeit. Andererseits will man aber auch immer was machen. Es gab eine Zeit, in der ich für mein Album die Songs geschrieben habe, mit Who Made Who auf Tour war und noch Kiss Kiss Kiss produziert habe. Da bin ich echt zum Workaholic geworden. Ich mache ungern halbe Sachen.”


Das hymnenhafte “Heaviest Flower Of Europe” und der zehnte und letzte Song “Could Be Your Daughter” lassen nicht nur Høffdings Stimme in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Sie klingt in diesen Tracks sehr klar und bestimmt. Auch instrumental beweist er Fingerspitzengefühl beim Gitarrenspiel.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein wenig mehr von den natürlich klingenden Sounds, wie zum Beispiel von der Akustikgitarre, dem Projekt “Bon Homme” für die Zukunft noch etwas mehr Charme verleihen würden. Durch die vielen Synthie-Effekte auf der Stimme und den treibenden Elektrobeats klingen Songs wie “Cards For Love” manchmal eher etwas zu verspielt. Dort hätte das Grand Piano ohne Effekte, das man in anderen Songs sehr deutlich zu hören bekommt, noch einiges herausgeholt. Dennoch ist es ein gelungenes Debüt, nicht zuletzt durch Høffdings unangestrengt wirkenden, gesanglichen Ausdruck, mit dem er den Hörer vom ersten Stück an in seinen Bann zieht.

Franziska Strödel

VÖ:  15.10. 2010

Label: Motor Music

Tracklist:

01. Ray Ban
02. The Battery Inside Your Arm
03. Mother
04. Surround Surrender
05. The Key Is In My Fist
06. Heaviest Flower Of Europe
07. Cards For Love
08. Static
09. Needle
10. Could Be Your Daughter