Die Band um den Schweizer Tobias Jundt hieß ihre Fanschar am 08. Oktober 2010 Im Centraltheater Leipzig willkommen und lieferte wie gewohnt eine knallbunte und chaotische Zirkusshow ab.

Es ist Einlasszeit. Die Stimmung im überaus schicken Centraltheater Leipzig ist entspannt. Keine Anzeichen von dem Getöse, das in den nächsten beiden Stunden auf das Publikum losgelassen wird. Auch die kronleuchterbestückte Vorhalle erweckt einen noblen Eindruck – Lediglich die aus den Lautsprechern ertönende Zirkusmusik erscheint in diesem Ambiente zuweilen befremdlich.

Innerhalb des großen Saales herrscht bis kurz vor Konzertbeginn ein bedächtiges und gespanntes Schweigen. Bonaparte – eine Indie-Zirkusshow, die ihresgleichen sucht – im Sitzen. Geht das denn gut?

Do you wanna party with the Bonaparte?“ schreit sich der maskierte Sänger bereits zu Beginn die Seele aus dem Leib und fordert die Leute damit auf, aufzustehen und nach vorn zu stürzen. Die Zuschauer sind sich noch nicht wirklich einig, was nun zu tun ist – so sitzen sie vorerst noch brav auf ihren Stühlen. Die eindeutigen Gebärden von Jundt tun jedoch ihr Übriges, um den kleinen Platz vor der Bühne bereits nach zwei weiteren Songs zu füllen. Die Theaterangestellten an den Seiten sehen schnell schon keine Chance mehr in Sprüchen wie „Bitte nicht im Gang stehen bleiben!“ und legen die Emotionen des Publikums in die Hände der Band. Zurecht: Der Partykaiser hat sein Gefolge mit seiner einzigartigen Bühnenshow nach einer halben Stunde fest im Griff.

Das Auge bekommt von Gebäck umherwerfenden Königen bis hin zu personifizierten Discokugeln einen bunten Querschnitt aus dem geboten, was man sich unter einer Zirkusshow auf Acid eben so vorstellt: Immer das, was man am wenigsten erwartet. Nur eines verbindet die auf der Bühne herumtanzenden Protagonisten – am Ende der Show sind beinahe alle nackt.
Die Band bleibt konsequent – so besteht jedes Lied aus einer eigenen trashigen Bühnenshow.  Dabei wird nicht selten direkt mit dem Publikum interagiert. Des Öfteren sieht man ein Mitglied des Künstlertrupps plötzlich inmitten der Zuschauermenge verschwinden, was auch entsprechend frenetisch abgefeiert wird. Das ist Hedonismus zum Anfassen.

Die Show wird trotz aller Überraschungen für den Konzertgänger offenbar mit einer einzigartigen Routine durchgezogen – entsprechend wortkarg gibt sich die gesamte Band. Keine Begrüßung, keine Verabschiedung, geschweige denn Ansagen zwischen den Songs. Bonaparte ist ein Kollektiv, die keiner typischen Konzertgebärden bedarf und vielmehr als Gesamtkonzept funktioniert. So ist das größte Alleinstellungsmerkmal der Band ganz klar ihre Bühnenshow. Die Songs der Alben, teils bis zur Unkenntlichkeit zerschreddert, rücken dementsprechend in den Hintergrund.

Im Zuge des Gigs beweist die Band mächtig Ausdauer. So dauert das Konzert über zwei Stunden an, inklusive einer von der Band initiierten Stummfilm-Pause. Diese Länge ist für ein Konzert heutzutage leider längst nicht mehr Standard. Weniger noch, wenn die Band selbst erst zwei Alben veröffentlicht hat.
Leider ist ein feines Theater wohl nicht wirklich die richtige Wahl für solch ein Tohuwabohu. So kommt sich der Eine oder Andere auf den Rängen sicher ziemlich verloren vor, als sich vor der Bühne schon nach kurzer Zeit kein freier Platz mehr bietet. Wer das Getümmel jedoch aus nächster Nähe miterleben konnte, wird diesen Abend sicher nicht so schnell vergessen.

Text und Fotos: Danilo Rößger