Da sich seine Band Bonaparte mit Album Nummer zwei endgültig etabliert hat, findet Frontmann Tobias Jundt im Gespräch mit motor.de die Zeit, über die große Politik und König Fußball zu philosophieren.
Besser könnte es für Bonaparte zur Zeit kaum laufen: Ihr Anfang Juni erschienenes Album “My Horse Likes You” erfreut sich fast überall großer Beliebtheit und auf ihren Live-Shows in ganz Europa und sogar Russland wird das abgedrehte Kollektiv um den Schweizer Tobias Jundt ordentlich abgefeiert. Wobei der Begriff “Kollektiv” im Bezug auf Bonaparte gar nicht so angebracht ist. Dies zumindest erklärt Tobias Jundt im Gespräch mit motor.de. Außerdem sprachen wir mit dem gutgelaunten Wahl-Berliner über seine politischen Ambitionen und die WM-Chancen seines Heimatlandes.
motor.de: Nachdem unser Bundespräsident Horst Köhler einen Abgang gemacht hat, könntest du als selbsternannter Kaiser doch eigentlich einspringen. Napoleon z.B. hat einmal gesagt: „Wer die Menschen ruinieren will, braucht ihnen nur alles zu erlauben.“ Wäre das in etwa dein Konzept?
Tobias Jundt: Eigentlich wollen wir den Menschen ja alles erlauben und jeder sollte sein Ding machen können, aber andererseits ist es vielleicht ganz gut, wenn einige etwas mehr zu sagen haben, als andere. Auch wenn das vielleicht ungerecht klingt.
motor.de: Aber als Musiker schwimmst du ja eher gegen den Strom, während Politiker es immer allen Recht machen müssen…
Tobias Jundt: Ist natürlich immer die Frage wo. In Italien muss man vielleicht eher zeigen, dass die eigenen Hörner oder Eier oder was auch immer – so gut kenn‘ ich Italien auch nicht – besonders groß sind und man seinen Mann stehen kann. Während man in Deutschland und der Schweiz schon sehr korrekt mit seinen Aussagen umgeht. Im Endeffekt muss man ja aber immer für das gerade stehen, was man tut. Das ist mit unseren Shows nicht anders. Da fragt man sich dann auch schon mal, ob es okay ist, dass wir drei nackte Leute auf der Bühne haben, wenn wir auf einem Stadtfest spielen. Aber im Endeeffekt wird ja niemand dazu gezwungen, dem beizuwohnen. Auch wenn ich als Privatperson eigentlich niemandem auf die Füße treten will.
motor.de: Wäre nicht die Anarchie, wie sie bei euch auf der Bühne herrscht, auch eine geeignete Staatsform?
Tobias Jundt: Naja, unsere Bühne ist ja auch nur eine Art Misch-Anarchie. Zum einen herrscht da natürlich viel Freiheit, aber zum anderen habe ich immer noch ein Veto, wenn ich denke, dies oder das sollten wir doch nicht tun oder jenes passt nicht zu Bonaparte. Gleichzeitig bringt aber jeder seine Ideen ein und ich evaluiere dann, was Sinn macht und was nicht. Eigentlich ist die Idee vom demokratischen Kollektiv mit Diktator an der Spitze eher als Witz gemeint, aber wenn alle zusammen gleich viel zu sagen hätten, dann wäre das als Ganzes ein total lahmer Zirkus.
motor.de: Zu einem anderen aktuellen Thema: Was fällt dir denn zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ein?
Tobias Jundt: Ich will mir das eigentlich gar nicht vorstellen, das ist so traurig… Aber ich habe da eh eine lapidare Idee: Man sollte einfach mal nicht den ganzen Tag nur von schrecklichen Ereignissen berichten, sondern vielleicht in 50 % aller Nachrichten von den tollen Dingen, die so am Tag geschehen. Zur Aufheiterung. Und klar ist das total scheiße was da passiert, aber ich bin eh nicht so ein politischer Mensch. Man könnte sich natürlich den ganzen Tag über BP aufregen oder man verschreibt sich einer guten Sache, so wie Mutter Teresa, aber obwohl ich das auch ganz schlimm finde, versuch ich das dann eher zu ignorieren. Ich fahre dann zum Beispiel aus aus der Stadt raus in den Wald und stell mich unter einen Baum oder so und denke dann: „Toll wie das hier riecht…“. Außerdem denke ich, die Natur reguliert sich schon von alleine irgendwie. Und wenn nicht, wen kratzt es? Dann war’s das eben.
motor.de: Das erinnert mich an einen Witz: Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Mir juckt es tierisch…“, woraufhin der andere antwortet: „Geht vorbei, das sind nur Menschen.“
Tobia Jundt: Eben. Wir sind halt nur temporäre Besucher. Wir dürfen hier ein bisschen renovieren und es ist auch alles total schön hier, aber irgendwann ist halt Feierabend.
motor.de: Noch kurz zum Thema Fußball. Welche Chancen hat die Schweiz bei der WM?
Tobias Jundt: Ich weiß noch gar nicht, ob das Team aus der Schweiz überhaupt meine Sympathien haben wird. Ich gucke mir die Teams immer erst mal an und entscheide dann, wem ich die Daumen drücke. Da bin ich erst mal ganz unvoreingenommen. Ich steh aber auch eher so auf die alten Fußballer. Platini zum Beispiel. Von dem hatte ich ein Trikot, als er noch bei Juventus gespielt hat. Oder Maradona. Ich find es vor allem geil, wenn sich Teams was trauen – so wie die südamerikanischen halt. Aber wie gesagt, ich warte erst mal die ersten Spiele ab.
Interview: Daniel Schmidt
Text: Thomas Kasperski
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