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Fünf Buchstaben. Griffig, knapp, zielstrebig auf den Punkt. Ein Soloprojekt, klar. Und was für eins.
Auf Deutsch. Mit Rock. Ohne NDW-Schublade. Aber mit dem Kopf voller cooler Ideen. Die pure Großstadtpoesie.
Axel Bosse heißt der Mann dahinter, Wahlhamburger, unverbesserlicher Romantiker, Musiker aus Berufung.

Mit dem Wechsel zu eigenen Songs in deutscher Sprache und mit einem systematischen „Kopf-frei-kriegen“ unter spanischer Sonne, dazu verschlägt es ihn nach Valencia. Einfach die Seele baumeln lassen, Musik schreiben und die nächsten Schritte überlegen.

Die heißen Wolfgang „stackman“ Stach (u.a. Guano Apes) und Köln, wo Bosse ein Dutzend Songs aufnimmt. Einfach so. Ohne Plattendeal, ohne Druck und ohne konkrete Vorstellung, was daraus werden könnte. Es geht alles ganz locker, ganz schnell und macht vor allem eines: Spaß. Die Jungs von Uncle Ho und Heyday geben die Band, Bosse die Songs und den Gesang und Stach das Know How.

Ergebnis: „Kraft“, die erste Single, die zunächst im Eigenvertrieb erscheint. Und es sofort auf die Playlisten
von 1 Live, Fritz und weiteren Jugendsendern schafft. Eben, weil der Song stimmt, das richtige Feeling hat,
und von jugendlichem Idealismus, von Aufruhr und Rebellion zeugt.
„Ich streck dir meine Kraft entgegen/ Stillstand ist Vergangenheit/ Wir haben nur ein Leben/ In Zukunft wird es bunter sein.“ Eine Message wie aus dem „Club der toten Dichter“: carpe diem – nutze den Tag. Und wenn die Welt da draußen noch so grau ist – bau dir einfach deine eigene. Mach was draus.

Ein schöner Gedanke. Ein Ideal. Eine Philosophie. Aber gerade die trifft in verrückten Zeiten wie diesen auf
offene Ohren. Überall. So landet Bosse bei der Capitol. Eines von vielen Labels, das ihn haben will. Erste
Veröffentlichung ist die Neuauflage von „Kraft“.
Dann geht es auf Tour mit den alten Freunden von Such A Surge. Zwar nur im Vorprogramm, aber Bosse kommt an, genießt das Bandfeeling und die Parties – Backstage, auf der Bühne, im Bus. Der Kopf dröhnt.

Aber er will mehr. So schnell es eben geht.
Aber erst muss „Kamikazeherz“ in die Läden. Sein Debüt. Mit einem Titel, der Bände spricht. Eine „do or die“-Situation. Eine Mission, bei der nur der Sieg zählt. Andernfalls droht der Untergang. Kurzum: Das Werk eines Überzeugungstäters, der an sich und seine Kunst glaubt. Und – wie die japanischen Fliegerschwadrone des Zweiten Weltkriegs – notfalls dafür sterben würde.
Schließlich ist es kein gewöhnliches Rockalbum. Das wird schon beim ersten Hören klar. Und Bosse kein gewöhnlicher Rocksänger. Dafür ist er viel zu nah dran am Leben. Oder wie er es nennt „zu spontan“. Seine Texte sind kleine Geistesblitze, Eingebungen, Momentaufnahmen.
Polaroids von Gefühlen, Emotionen, Gedanken. Schnell festgehalten, aber mit unglaublicher Tiefenschärfe.
Mit Menschenkenntnis und Lebenserfahrung. Aber auch mit Irritation und Verwirrung.
Eben über die Welt da draußen. Die so verrückt, so durchgeknallt und so surreal ist. Die im allgemeinen Chaos versinkt. Die Big Brother-Nation. In der all die jungen, hübschen Menschen nur auf ihren Look, ihre Coolness und ihre Klingeltöne achten.

Dabei gibt es viel Wichtigeres. Und das nervt. Bosse sowieso. Der flippt aus, meckert rum, schreibt Songs wie „Keine Panik“. „Ich bin umgeben von Reichtümern, Jungmodelle stecken sich den Finger in Hals; ich glaub die grössten Silikonlippen und alle Eure Liftings sind Gedenkstätten der Zeit.“

Endlich mal einer, der stolz ist, anders zu sein. Der sich wie ein Alien fühlt. Wie ein „Stadtastronaut“. Weit weg von Zuhause, weit weg von allen normalen Menschen. Einsam unter vielen. Der anderen den Spiegel vorhält. Sie enttarnt, entlarvt, entblößt. Aber doch nicht politisch sein will. Eher menschlich. Echt. Real.
Der auch nicht davor zurückschreckt, den großen Peter Hein der Fehlfarben, zu zitieren. Dessen „Knietief im Dispo“ taucht im gefühlvollen „Novemberregen“, einem Duett mit der Paula Sängerin Elke Brauweiler, auf.
Und in den 15 Stücken der CD schimmern Grunge, New Wave und Electro-Pop durch.

Und warum das Rad neu erfinden? Es ist doch schon rund. Bosse macht die Welt allein dadurch besser, dass er da ist, dass er denkt – und singt. 

Schon 2006 veröffentlicht Axel Bosse mit dem Label EMI sein zweites Studioalbum “Guten Morgen Spinner”. Dieses Album entstand durch eine 7-Tage-Live-Aufnahme mit Band und ordentlich Rock.

Danach kehrt erstmal eine Weile Ruhe ein. Bis Axel Bosse 2009 mit dem Label Fuego (rough trade) das Album “Taxi” releast. Musikalisch schlägt der mittlerweile Wahlhamburger in diesem Album eine neue Richtung ein, indem er viel auf den Einsatz von Akustikgitarre, Klavier und gelegentlich auch Bratsche setzt. Dadurch ist dies die erste Indieplatte von Bosse. Textlich bleibt sich der Künstler seinem Stil aber vollkommen treu. So kann man auch hier wieder Gedanken, Emotionen, Philosophien über die Liebe und das Leben hören. Und nach wie vor bleibt es meist dem Hörer überlassen sich eine eigene Geschichte drumherum zu bauen.
Nach der Veröffentlichung folgen massig Gigs auf Festivals, gern auch solo und akustisch – wodurch die Musik live nahezu genauso persönlich, nah und real dargestellt wird, wie auf “Taxi”.

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