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Die Boxhamsters düsen schon seit Jahren auf der Straße des Punkrocks umher und wirken auch nach fast einem viertel Jahrhundert noch geölt wie eh und je.
Boxhamsters kurz nach früher.
Geschichte erlebt / ums Leben getanzt / Geschichten erzählt – und niemals verschanzt. Auch im Jahre 2011 zählen die Boxhamsters noch zu den wenigen festen Konstanten der Punkszene und spielen in der Liga deutschsprachiger, intelligenter und brachialer Rockmusik ganz oben mit. 1985 trug es sich zu, dass sich Martin “Co” Coburger und Phillipp Lampert auf einem Hüsker Dü-Konzert kennenlernten. Gemeinsam mit dem Schulkumpel Markus “Weilo” Weil gründeten sie eine Band, die in den Jahren danach noch hohe Wellen schlagen sollte. Bereits ein Jahr nach der Formierung erschien die erste Platte “Wir Kinder aus Bullerbü”. 1993 stieg Weilo schließlich aus, doch nicht ohne das vierte Album “Prinz Albert” zu vollenden. Auch in der Zeit danach zogen die Hamster weiter ihre Linie durch, pfiffen auf große kommerzielle Angebote und blieben ihren Idealen treu. So sind sie sich auch nicht zu “alternativ” für ein Duett mit Eva Briegel von Juli auf ihrem 2009er-Werk “Brut Imperial”.
Boxhamsters – “Beende Deine Jugend”
Es muss nicht immer politisch sein: Mittlerweile acht Alben sind erschienen, die besonders zum Beginn der Bandgeschichte mit ihren anspruchsvollen lyrischen Texten Kontrapunkte zum Schrammelpunk seiner Zeit setzten. Eine Vorbild- und Identifikationsfunktion ist somit nicht abzustreiten, gerade weil sie mit ihren hintergründigen, wenngleich nicht weniger lauten Songs stark vom “Chaos, Bier und Anarchie”-Dogma seiner Zeit abwichen. Gemeinsam mit Fliehende Stürme und EA 80 ebneten sie mit diesen Erkennungsmerkmalen Bands wie Muff Potter, Montreal und Turbostaat den Weg. Für einige Musiker waren sie gar explizite Motivation Musik zu machen, etwa Markus Wiebusch (…But Alive/Kettcar) oder Thees Uhlmann (Tomte). Ihrem selbst auferlegten Habitus blieben sie bis dato treu. „Kein Jammern nach den alten Zeiten / der Kampf geht weiter mit 6 Saiten“. Obwohl die Gießener nun als eine der einflussreichsten Bands ihrer Riege gelten, blieb ihnen der kommerzielle Erfolg aus. Das ist den Jungs auch herzlich egal, versorgen sie ihre Fans dennoch in einer regelmäßigen Unregelmäßigkeit mit neuem Material.
Boxhamsters kurz vor jetzt.
Dieser Tage erschien die Compilation “Thesaurus Rex”, die man gleichsam als Best-Of und Werkschau betrachten kann. Sie gibt einen Überblick über die Bandgeschichte von 1990 bis 1996 – jene Phase, in der die Alben “Der göttliche Imperator”, “Tötensen”, “Prinz Albert” und “Tupperparty” erschienen sind. Wer nun laut “Kommerz” ruft, liegt sicherlich nicht ganz richtig, stellt das Werk den Zeitgeist dieser Periode anhand der Songs dieser mittlerweile schon lange nicht mehr erhältlichen Alben dar. Sorgen machen, dass sich die Jungs damit auf ihren Lorbeeren ausruhen, muss man sich mit Sicherheit nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Boxhamsters mit einem neuen Album um die Ecke kommen, das wie schon seine Vorgänger noch immer was zu sagen haben wird und zeigen kann, dass Herz, Hirn und Punkrockerei wunderbar miteinander fusionieren können. Mögen auch die nächsten Jahre ohne Release ins Land ziehen, die Boxhamsters haben keine Eile, keine musikalischen Verpflichtungen. Einflussreich sein, ohne den großen Agitator zu mimen – etwaige Genrekonventionen gekonnt links liegen lassen – That’s Punkrock.
Danilo Rößger
Tracklist “Thesaurus Rex”:
01. Der gute König
02. Zu klein
03. Schmetterling
04. Alter Film
05. J. Lipstick
06. Weddingpräsident
07. Es regnet
08. Große Augen
09. Junge von nebenan
10. Blümchen
11. Kirsch
12. No need for Nieten
13. Winnie
14.Farben
15. Hotzenplotz
16. Krazy
17. Falsche Kreuze
18. Schleichfahrt
19. Klostein
20. III
21. Sunil
22. Lurchi
23. Irrenhaus
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