(Foto: Lukas Philippovich)
The Boys You Know, das sind: Thomas an der Gitarre und am Mikro, Mathias ebenfalls an der Gitarre und Benjamin an den Drums. Da ist aber auch noch ein Mädel: die Sophie am Bass. Die vier jungen Menschen aus Wien machen hervorragenden Alternative Rock im Stile der Smashing Pumpkins, Weezer oder Nirvana. Und den Vergleich müssen sie nicht scheuen. Es ist alles da, was man sich wünschen kann: schrammelige Gitarren, schöne Melodien und eine charismatische Stimme. Wer die Boys (und das Girl natürlich) noch nicht kennt, für den wird es höchste Zeit!
Am 9. Mai kommt das zweite Album der Band – "Purple Lips" – und aus diesem Anlass hat sich Motor.de mit den sympathischen Österreichern zusammengesetzt und ein wenig geplaudert.
motor.de: Das zweite Album kommt bald. Das Letzte – "Waste Your Time" – liegt erst ein Jahr zurück! Ihr seid ganz schön produktiv, oder? Geht euch das Songwriting so leicht von der Hand?
Bei uns ist der Weg von der Idee zum Song ein sehr einfacher – wir setzen uns nicht gemeinsam vor ein leeres Blatt Papier und fangen dann an zu schreiben, sondern meist hat einer (meist Tom, manchmal Mats) eine Idee, die er dann selbst so ausformuliert, dass der Rest ziemlich rasch geschehen kann. So kommt natürlich immer ziemlich schnell ziemlich viel zusammen. Die eigentliche Arbeit, wenn wir ein Album machen, ist, das ganze auszusieben und zu konkretisieren. Von „Leicht von der Hand“ gehen kann aber dennoch keine Rede sein, Ideen kommen ja nicht einfach so, die trägt man lange mit sich rum, und wenn man sie dann mal aufschreibt oder ein Demo aufnimmt, wohnen sie meist schon wochenlang im Kopf.
motor.de: Eure neue Single "The Cult" wurde von dem Musikportal Joinmusic kürzlich zum 'Trackoftheday' gekürt und wie folgt beschrieben: "Smashing Pixies In Chains Eat Foo Weezers Screaming Soundgarden Jam Hole". Dieser Schriftzug ziert jetzt den Oberschenkel von Sophie – wohlüberlegt oder Kurzschlusshandlung in der Euphorie??
Kurzschlusshandlung! Sophie hat das Review gelesen, alle Kontaktmöglichkeiten wie Handy und Facebook gekappt, ihren Mitbewohner eingepackt und eine halbe Stunde später war der Spruch auf ihrem Oberschenkel verewigt. Impulsive Menschen kennen keine Grenzen, oder so.
motor.de: Damit dürfte auch die Frage nach euren Einflüssen geklärt sein oder?!
So ziemlich. Teenage Fanclub kommen nicht vor, aber sonst trifft’s das schon ganz gut.
motor.de: Geht ihr mit, wenn ich sage, ihr klingt sehr amerikanisch?
Ja, doch. Aber was erwartet man von einem Sänger, der die englische Sprache durch US-Serien erlernt hat… Aber trifft bestimmt auch musikalisch zu. Bei uns in Österreich, wo Bands mit Länderkürzel hinterm Bandnamen grundsätzlich mehr gefeiert werden als heimische Acts, ist das wohl kein Nachteil. Aber die Bio verdirbt den Brei. Langenzersdorf, Peuerbach, Mödling und Feldkirch sind eben keine Weltmetropolen. Aber in Zeiten des Internets ist's eh schon fast egal, wo man herkommt. Wichtig ist, welche Fanseiten und Blogs man liked.
motor.de: Bleiben wir kurz bei der Single: Im Video zu "The Cult" trainiert ihr ganz schön hart. Da verbirgt sich ja schon ein bisschen Ironie dahinter, nehme ich mal an. Die Frage, ob ihr privat ins Fitnessstudio geht, kann ich mir vermutlich sparen, oder?
Uns war schon klar, dass man dies nicht ernst nehmen wird. Aber wir lachen eben gern über uns selbst.
motor.de: Thomas, du kommst eigentlich aus dem Film-Metier. Wie bist du denn zur Musik gekommen?
Durch Langeweile und Experimente. Ich hatte eine Gitarre zuhause rumstehen und als ich dann einigermaßen damit umgehen konnte, hab ich begonnen, Songs zu schreiben. Einfach so. Ohne Ambition oder den Traum von der Großen Bühne, oder irgend sowas. Und so eine Ambitionslosigkeit ist ein ziemlicher Luxus, weil man frei machen kann, wonach einem ist und wenn man nicht will, dann stellt man das Ding eben in die Ecke und berührt es nie wieder. Diese Entspanntheit tut gut und ich versuche sie auch jetzt, wo das ganze so langsam öffentlich wirksam wird, beizubehalten. Im Film gibt es diese Freiheit nicht, man ist viel zu abhängig von Timetables, Förderprozessen. Das raubt die Spannung. Musik ist so direkt, der Produktionsprozess relativ kurz und vielseitig, das schätze ich sehr.
motor.de: Bei den meisten eurer Videos hat Jan Frankl Regie geführt. Er hat zum Beispiel das Video zu "Wake Up" gemacht, in dem ihr diese ganze Hipsterkultur ein wenig auf die Schippe nehmt. Mögt ihr ein paar Worte dazu sagen??
Wir versuchen bei all unseren Videos irgendwas zu zeigen, was wir nicht sind. In dem Fall halt Hipster-Rich-kids. Der Anspruch daran ist immer, dass es beiden Seiten gefällt: Denen, die wir grade ein bisschen auf die Schaufel nehmen, aufgrund der Ästhetik oder so, und denen, die den Witz verstehen. Ist aber alles lieb gemeint, wir experimentieren eben gern.
motor.de: Thomas, fällt es dir schwer, die Regiearbeit für die Videos aus der Hand zu geben? Bist du jemand, der gern alles unter Kontrolle hat?
Solche Dinge zu delegieren ist ja eine Entscheidung und kein Muss. Ich empfinde es einerseits als Erleichterung, mich nicht um alles selbst kümmern zu müssen, weil ich das auch gar nicht kann, es gibt ja noch so viel Anderes zu tun, andererseits ist es immer spannend, Leute mit einzubeziehen, die wissen, was sie tun, und mit denen wir irgendwie clicken. Der Pool an Leuten, mit denen wir arbeiten dürfen, kann gar nicht zu groß sein, für meinen Geschmack, so lange es die Richtigen sind. Im Moment ist das ein ganzer Haufen, Tendenz steigend, und ich bin einfach super dankbar für jede Idee und jeden Input, den diese Leute so von sich geben. Das verleiht dem ganzen Projekt viel mehr Tiefe und macht Dinge auch argumentierbarer. Auch wenn wir unserem Bauchgefühl vertrauen: man ist sich sicherer bei dem, was man tut.
motor.de: Du hast auch etliche Videos für Ja, Panik gemacht, stimmt's? Man kennt sich also. Wie kam die Connection denn zustande? Tauscht ihr euch generell mit anderen Bands aus oder bleibt man so in seinem eigenen kleinen Kosmos?
Ich kenne die Jungs (und mittlerweile das Mädel) von Ja, Panik von früher. In letzter Zeit läuft man sich aber nicht mehr so oft über den Weg, die leben ja jetzt in Berlin und wir in Wien, da kreuzen sich die Bahnen nicht mehr so leicht. Hab mir aber viel von ihnen abgeschaut, was dieses ganze „Band“-Ding angeht, wenngleich wir doch recht unterschiedliche Schienen fahren. Aber wir hätten uns wohl schwerer getan, da zu landen, wo wir mit dem zweiten Album sind (wo immer das ist, äh), wenn die Paniks damals nicht so erfolgreich angelaufen wären. Man schaut jetzt wieder nach Österreich, auch vom Ausland aus, und Ja,Panik hatten da ihren Anteil daran.
(Foto: Lukas Philippovich)
motor.de: Sophie, eine Frau am Bass sieht man nicht so oft. Respekt dafür! Wie bist du denn zu dem Instrument gekommen? Hast du bestimmte Vorbilder?
Mein damaliger Freund war Gitarrist und seinem Instrument durchschnittlich fünf Stunden am Tag zugetan – da war es eigentlich nur logisch, mich zur Jam-Partnerin auszubilden. Ich bin eigentlich klassisch ausgebildete Geigerin, den Viersaitern war ich also sowieso schon immer zugetan. Meine persönlichen weiblichen Leitfiguren sind wohl Kim Gordon und Régine Chassagne.
motor.de: Wenn eure Bude brennt, welche Platten würdet ihr schnell noch aus den Flammen retten?
Tom: Teenage Fanclub – Grand Prix
Sophie: Bright Eyes – I’m Wide Awake It’s Morning
Mats: Irgendwas von Queens Of The Stone Age
Benni: Auch so.
Juliane Haberichter
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