(Foto: ersguterjunge)

 

Danke B.,

Jetzt ist es schon soweit, dass ich eine Kolumne über dich schreiben muss, glaub mir, das wollte keiner von uns beiden. Aber jeder zerreißt sich schon wieder das Maul über dich, nur weil du einen Song raushaust, der in Sachen battletechnischer Brisanz wirklich, nun ja, wirklich, wirklich unspektakulär ist.

„Eh voll behindert, was Bushido wieder rausgehauen hat“, sagt Steffen an der U7 zu Jörg. Top Promo-Move, sage ich. Die Reaktionen von Curry bis Taxi sind eh viel spannender als der Song. Und das Konstrukt funktioniert, klinkt sich fröhlich ein in Debatten, mit wem König Bushido verheiratet, verwandt und verschwägert ist, wie sein Nachwuchs wohl geraten wird. Geil, wir haben unser eigenes dänisches Königshaus. Check. Generationskonflikt? Bin ich zu jung, zu alt, zu nüchtern, um das krass/interessant zu finden – um beim Ritt und Winken durch die jubelnden Massen (auch wenn man hierzulande vorgibt, das alles voll doof zu finden, wohl wegen der Geschichte und so) nicht umzuschalten? Lady Di hat mich auch nicht interessiert. Auch wenn sie Minen-Lesen war – oder so, oder war das Teresa – Wisst IHR das noch? Bushido pöbelt halt. Und eure Aufmerksamkeit hat er. Für heute, für morgen. Dann vergesst ihr ihn und sucht euch einen anderen Zuckerdrops.
Verglichen mit dem, was andere Chartrapper wie Kollegah oder Farid Bang raushauen, ist das Provokationslevel ein Witz. Die gute VICE hat tatsächlich ein bisschen in Gedichtinterpretation dilettiert, und sich angeschickt, beispielsweise den Hook lyrisch auseinanderzunehmen. Die Abi-Clique dort weiß offensichtlich nicht einmal, dass es sich beim Chorus um eine, im Rap nicht unseltene, Wiederverwendung aus der eigenen Diskografie handelt (gern auch mit Scratches, aber da ist King Bushidos Empire eh zu newschool…). Vielleicht lauschen sie ja mal in die ersten zwei Alben. Vielleicht. Da finden sich dann leider auch Zeilen, die man auf kürzer zurückliegenden B.-Releases in regelmäßiger Abfolge, immer immer wieder, findet (und das nicht erst seit der „…Jagt euch mit dem BMW“-Phase). Und da diese ganzen Experten die Diskografie nie gehört haben, kann B. weiter Copy + Paste drücken, Reaktion sicher. Die merken das eh nie, versprochen. Whaddevva. Was dieser Shindy, der vor gefühlten zwei Wochen noch in Hipster-Kluft in Interviews aufgetreten ist, jetzt als mattschwarzer Gangster in (irgendwelchen) – Entschuldigung – „Rap“-Videos soll, weiß ich auch nicht. Unglaublich belanglos geflowt. Inhaltlich, redmer nicht drüber.


Video: Shindy feat. Bushido "Stress Ohne Grund" (Dailymotion)

Und dann gibt’s tatsächlich noch Menschen in den Medien, die immer noch mit dem Ghostwriting-Ding kommen, also wenn man dazu Ghostwriting braucht (siehe Copy + Paste oben), ja dann weiß ich auch nicht mehr, wo das Bier aufgeht. Oben, Unten? Scheiße, als ob‘s was Besonderes wär, wenn sich Popacts die Texte schreiben lassen. Krasser Ong Bak-Move. Alle tot (Bier, Gehirn?) Liebe Journalisten und Journalistinnen, seid öfter nicht betrunken und geht vorbereitet in Interviews, fragt Musiker einfach viel öfter über ihre Texte aus (Recherche vorausgesetzt), und beobachtet die Reaktion (nicht was sie sagen, sondern wie). Fragen? So zu Ende orakelt mit Ghostwriting.

Was bleibt denn am Ende des Tages übrig? Das Projekt mit Bushido und Shindy, das musikalisch dem hinterherhechelt, was Fler auch grad so macht, obwohl wir immer dachten, dass die Beeinflussungen da umgekehrt wären. Nö. Falsch. Hamm wir jetzt gelernt. Spätestens. Dem guten Fler, so unverständlich uns das auch scheint, hat selbst Raketenrapper Haftbefehl neulich seinen Respekt gezollt (weil sich Haft seit Blockplatin genau wie Fler schon etwas länger in Plastik-Musik plus in Disko- und Umlandwälzern versucht, bravo). Hafti steht auf Berlinrap. Ganz offensichtlich. Bassboxxx-Clique, wa? Neulich geisterte das Gerücht durchs Netz (jaja, nur aufgrund eines Talks der Rappers UNTER SICH im öffentlichen Twitter-Chat, welches das Thema explizit NICHT zum Inhalt hatte), dass Hafti und Bushido einen neuen Ableger der CCN-Serie planen (würden). Bitteschön. Macht doch. Geschenkt. Alles ist besser, als das, was man gerade so hört. Ohne Witz. Bitte auch keine Versöhnungen mit Eko mehr seitens B. Diese zwei Königreiche passen weder hinsichtlich Musik noch Kamerakredibilität zusammen. Verschont uns, das Volk.

PS: Jaja. Die Anklagen gegen Bushido; Heino, Wowi, Mafia, der ZDF-Praktikant, der sich von Onkel Bushido Märchen erzählen lässt (Lanzi-Nachfolger??) Bla Bla Bla, wollt ihr hier echt Bild lesen? Ich denke nicht, Freunde, bildet euch selbst eine Meinung: Ob es gerechtfertigt ist, wenn ein Musiker andere Menschen (denen er wahrscheinlich selbst regelmäßig auf Dreckssektempfängen begegnet) in der Öffentlichkeit beleidigt? Puh. Noel Gallagher? Check und Schüss.  

 

John Sauter