Carl Barât ist der Typ von den Libertines, der nicht Pete Doherty ist. Und nicht in den Babyshambles. Nein, Carl hat nach dem Ende der Libertines 2004 die großartigen Dirty Pretty Things gegründet und war damit ein bisschen rauer und tighter. Nach vier Jahren war auch diese Band passé und Carl ging 2010 Solo. Jetzt im Februar erscheint das neue Album seines Solo-Projektes, “Let it Reign” – und es wird noch verwirrender – das Solo-Projekt hat jetzt doch eine Band und heißt Carl Barât & The Jackals.
Nun haben die Libertines aber gerade Reunion Shows gespielt und die Herzen aller Indieboys zurückgewonnen. Zeit eine Runde in der Lobby des Michelberger Hotels abzuhängen und mit Carl Barât zu quatschen. Das klingt lässig. Eigentlich aber hatte Carl schon sechs Stunden Promo-Tag hinter sich und begrüßte mich als letzte Interviewerin. Yes.
motor.de: Hey, wie geht’s dir? Den ganzen Tag Promo?
Carl Barât: Ja. ‘Fame’. Das ist nicht das Leben, das sie mir versprochen haben! (lacht)
Du hast jetzt gerade ein Album mit neuer Band geschrieben. Jetzt arbeiten du und Pete am neuen Libertines Album. Kann man überhaupt für zwei Bands gleichzeitig Songs schreiben?
Carl Barât: Ich bin eine Person, die gar nicht alleine Songs schreiben kann. Mir ist die Beziehung zu anderen Musikern wichtig. Die Atmosphäre. Wenn ich traurig bin über eine verstorbene Person schreibe ich Songs, die aus diesem Gefühl, aus der Sehnsucht heraus entstehen. Die Chemie zwischen mir und der Person, mit der ich schreibe, hat eine ähnlich starke Wirkung für mich. Gott, das klingt jetzt vielleicht morbid.
Du hast die Jackals-Band aber auf Facebook gesucht und X-Factor-mäßig gecastet. Wie konntest du dir sicher sein, dass du mit ihnen diese Chemie haben wirst?
Carl Barât: Sie haben diesen bestimmten Hunger, diese Angst vor der Bühne, die ich auch habe. Denn diese Nervosität wird auf der Bühne durch die Musik in andere Energie umgewandelt, in gute Energie. Danach suche ich.
Carl Barât And The Jackals – Glory Days on MUZU.TV.
Nervt es dich eigentlich, wenn Journalisten dich ständig etwas über Pete Doherty fragen?
Carl Barât: Du bist nicht die Erste, die mich das fragt. Wenn ich davon genervt sein würde, wäre ich jetzt nicht hier. Es ist Teil meiner Reise. Damals als wir verfeindet waren, hat es mich sehr gestört. Aber um ehrlich zu sein: Nicht wirklich. Ich meine, ich sehe ihn nächste Woche ja auch wieder.
Als Pete sich in den Drogenwahn gestürzt hat, hast du dich davon eher distanziert. Welchen Rockstaridealen hast du nachgeeifert?
Carl Barât: Jim Morrison ist einer meiner größten Einflüsse. Und ich wollte auch nie Frontmann sein, sondern immer der “second guy”. Ich war mehr für Cult Classic als Bestseller… aber heutzutage ändert sich das auch. Jetzt wo Musik überall verfügbar ist, gibt es eigentlich keine Subkultur mehr. Hier im Hotel laufen Kultfime 24/7, nach denen man damals noch suchen musste, angesehen von Hipstern mit Bärten. Aber meine Musik können sie gerne hören (lacht).
Haben die Libertines und deine anderen Bands nicht selbst schon eine Subkultur etabliert?
Carl Barât: Ich weiß nicht, glaubst du? Ich habe das nie so realisiert. Na, dann kann ich ja beruhigt sein und kein wütender alter Mann (lacht). Ich habe seit vier Jahren keine Platte rausgebracht, ich war einfach nur ein normaler Bürger. Ab und zu haben mich japanische Fans erkannt. Aber es fühlt sich eher an wie Fight Club, irgendwas krasses passiert da im Untergrund und plötzlich realisierst du, du bist Teil davon: ‘Hä, was ist los?’
Und wie entspannst du jetzt am Feierabend?
Carl Barât: Ich schaue einfach Fernsehen. Es gibt da diese Show, Gogglebox, in der man Leuten dabei zuschaut wie sie Fernsehen schauen. Großbritannien hat die abgefahrensten Shows.
(Foto credit: Roger Sargent/Press)
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