Herzblut, Schweiß und Tränen: Charles Bradley singt vom ewigen Kampf der Underdogs gegen das Leben in Amerika und überall sonst auf der Welt. Damit ist er die Soul-Entdeckung des letzten Jahres.

“Why is it so hard to make it in America, I tried so hard to make it in America.” Man vergisst Charles Bradley nicht mehr, wenn man ihn einmal wirklich gehört hat. “Why Is It So Hard” ist einer der Songs auf seinem Debütalbum, das inzwischen ein gutes Jahr draußen ist, es heißt “No Time For Dreaming” und ist der Beweis, dass man es in der Popmusik (und in Amerika) eben doch schaffen kann. Dass sich Träume erfüllen können, dass man niemals aufgeben darf, egal wie dick die Scheiße ist, die man gerade noch durchwaten muss. Und vielleicht ist man am Ende vielleicht doch soweit, ein kleines Stück vom Zipfel des Glücks zu erhaschen, das Amerika jedem verspricht, ungeachtet seiner Herkunft oder Rasse.

Charles Bradley – “The World (Is Going Up In Flames)”

Dass es so einfach mit dem Glück nicht war für Charles Bradley, kann man dem formidablen Album mit jedem einzelnen Song anhören. Es macht “No Time For Dreaming” genau genommen sogar zum besten Soul-Album des letzten Jahres, was angesichts des derzeit herrschenden Soul-Revivals nicht eben die selbstverständlichste Sache der Welt ist. Schon gar nicht, wenn es sich um das Debütalbum eines über 60-jährigen handelt, der in seinem Leben schon alles Mögliche war, nur kein Star.

Nicht, dass er es nicht versucht hat, zumindest, wenn man seine Auftritte als James Brown-Impersonator als ernsthaften Versuch bezeichnen möchte – es nicht zu tun, verbietet sich wiederum. Denn so wurde er ausgerechnet von den Leuten entdeckt, die am Soul-Comeback der uramerikanischen Musik einen kaum zu unterschätzenden Anteil innehaben: Daptone Records. Das kleine aber weltweit einflussreiche Label aus einem Brooklyner Hinterhof ging es ein paar Jahre lang ganz langsam an, machte ein paar Singles, stellte ihm die hauseigene Menahan Street Band auf die Bühne und hatte einfach den verdammt richtigen Riecher.

Charles Bradley – “Why Is It So Hard” (live)

2011 war dann das Jahr des Charles Bradley und es sieht nicht so aus, als ob es 2012 anders sein wird. “No Time For Dreaming” landete in allen erdenklichen Bestenlisten, Touren in Amerika und Europa wurden zum Triumphzug. Charles Bradley – Tagelöhner, Koch, Schicksalsgebeutelter – ist einer, dem man anhört, dass er es ernst meint mit “Why is it so hard?”, dem man ein “Heartaches and pain” und “They don’t hear me cry” abnimmt und der einem trotzdem – oder gerade deswegen – ein selten erlebtes Glücksgefühl bescheren kann, wenn er schweißüberströmt und außer Atem da vorn auf der Bühne steht und sich von tiefstem Herzen bei Gott und seinem Publikum dafür bedankt, dass er da sein darf und singen. Es sind große Gefühle, grandioses Entertainment und das erfüllte Versprechen der Möglichkeit eines späten Wunders.

motor.de präsentiert
Charles Bradley & His Extraordinairies:

01.05. Hamburg – Grünspan

Dieser Termin wurde in den August verschoben. Sollte es neue Termine geben, werden wir euch umgehend informieren.