Weder Regenschauer, Auftrittsverbote noch Bandausfälle konnten dem Chiemsee Reggae Summer etwas anhaben – der motor.de-Bericht vom gelungenen Reggae-Event 2010.
Reggae verzaubert Groß wie Klein – motor.de war mittendrin
Nach fünf Stunden Autofahrt kamen wir im abgelegenen bayerischen Übersee an. Der knapp 5.000 Einwohner große Ort am Chiemsee ist nun zum 16. Mal Gastgeber eines der größten Reggae Festivals Europas. Mit großer Hauptbühne, einer Zeltstage und dem Reggae-Bierzelt, sowie zahlreichen Ständen zur Verpflegung und Bespassung der 29.000 Besucher konnte an diesem letzten Augustwochenende nie Langweile aufkommen. Aber der Reihe nach…
Der Zeltplatz…
und das Festivalgelände…
…eingebettet in ländliche Idylle
Tag 1
Eröffnet wurde traditionell am Freitag Nachmittag bei Sonnenschein mit der Blaskapelle Übersee, es folgten Ziggi und seine Renaissance Band sowie Martin Jondo, der immer mehr Leute auf das Festivalgelände zog. Die anschließende Neuseeländische Band Fat Freddys Drop bewies sich als wahre Perle für Liebhaber von Roots-Reggae und Dub, aber auch die Einflüsse von Soul und Jazz machten diese Formation zu einem Hörgenuss.
Blaskapelle Übersee
Als die Sonne untergegangen war, ging es weiter mit dem Jamaikaner Anthony B, der endgültig alle Besucher vor die Bühne lockte und mit seinen Hits wie “Waterpumpee” und “Police” den perfekten Übergang zum Headliner des Freitag Abends bereitete: Gentleman heizte den Reggaefans mit Liedern von seinem neuen Album “Diversity” und einer starken Bühnenshow ordentlich ein. Der deutsche Reggae-Star verabschiedete sich mit einem starken Regenschauer von der Hauptbühne, so dass sämtliche Besucher in die Zeltbühne beziehungsweise auf die Zeltplätze trieben.
“Wann back die waterpumpee!”
“Who waan di dancehall fi stop…” – Anthony B in action
“It nah pretty…
…out there”
Die Live-Show zum neuen Album “Diversity“
Ein Wirkliches Highlight in der gnadenlos überfüllten Zeltbühne folgte gegen 2.45 Uhr- Shantel und sein Bucovina Club Orkestar rockten mit einem Mix aus Reggae, Ska und Balkan-Pop wirklich jeden.
Shantel rockt die Zeltbühne
Tag 2
Leider verwandelte der anhaltende Regen das gesamte Festivalgelände in ein einziges Schlammfeld.
Mit normalem Schuhwerk war man daher eher verloren.
Zum Glück hatten die Einheimischen einen scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Gummistiefel und Regenponchos parat, da das Wetter in den vergangenen Jahren leider nie wirklich karibisch war.
Auch wir rüsteten uns bei örtlichen Bauern mit den stylischen Tretern aus und dann ging es ab auf das Gelände:
Eröffnet wurde der Samstag von der lokalen Band Rubber Cell, den Münchnern Jamaram und den ebenfalls aus der bayrischen Metropole stammenden Jahcoustix.
Sonnenstrahlen konnte jedoch erst der gebürtige Jamakainer Fantan Mojah herbei singen und zog daher doppelt in den Bann.
Mit Concsious Vibes nimmt Fnatan Mojah die Bühne für sich ein…
…und zieht die Menge in seinen Bann
Mit der Choreographie einer Bougroup bot Culcha Candela später das poppige Kontrastprogramm aus Hip Hop und Dancehall und ließ dabei trotz des wiederaufkommenden Regens junge Mädchenherzen höher schlagen.
Take this…
…or better: Take That?
Auf jeden Fall sitzen die Schritte von Culcha Candela
Mit Jah Mason betrat ein weiterer Jamaikaner die Bühne und wusste gekonnt die Massen mit seinem Hit “My Princess Gone” zum Mitsingen zu animieren.
Weniger reggaelastig aber dafür umso energievoller ging es weiter mit Fettes Brot, die wirklich eine mitreißende Bühnenshow performten.
Egal ob jung oder jung geblieben…
…vom Sanitäter bis zum Security Mitarbeiter, alle feierten mit.
In einer weiteren Regenpause nutzte der afrikanische Rasta-Sänger Alpha Blondy seinen Auftritt, um noch mehr positive Vibrations unter den Festivalbesuchern zu entfachen.
Alpha Blondy gehört mit seiner Band Solar System zu den erfolgreichsten Reggaebands Westafrikas...
…und lässt sich seine 57 Jahre nicht anmerken.
Auf der kleine Bühne schafften es ab 0:30 Uhr erst Uwe Banton und Ganjaman mehr Leute in das Zelt zu locken. Die
“Queen of Ska” Doreen Shaffer, The Jolly Boys und Tallawah
mussten bei Ihren Auftritten leider mit weniger Publikum auskommen.
Ganjaman, Uwe Banton und Manu Ranking bei einer Pressekonferenz
Tag 3
Sonntag- welch ein Wunder: Sonnenschein!
Na dann mal ganz bayrisch nen guten Morgen-Humpen!
Los ging es am Sonntag mit dem Münsteraner Manu Ranking, gefolgt von der italienischen Reggaekombo Africa Unite. Wermutstropfen für einige Reggae-Liebhaber war die Absage von The Wailers, die kurzfristig vertreten wurden von Marlene Johnson und der House of Riddim Band.
Samy Deluxe lieferte feinsten Hip Hop im Off-Beat Gewand und brachte die von der Sonne gewärmten Besucher zum Tanzen.
“Bis die Sonne rauskommt” – Samy im Reggae-Vibe
Es folgte Alborosie – der Italiener mit Wahlheimat Jamaika schickte erstmal seine Nachwuchskünstlerin I-Eye auf die Bühne, die mit ihrer butterweichen Stimme vollends überzeugte:
Alborosie selbst bot ebensfalls eine sehr gute Show und wusste es, gekonnt das Publikum mit einzubeziehen:
“Puppa Alba”…
…performt seinen größten Hit “Kingston Town”.
Das anschließende Künstlerduo Mono und Nikitaman, die dieses Jahr zum fünften Mal in Folge auf dem Chiemsee Reggae Summer spielten, trafen genau den Nerv des jungen Publikums. In Kombination mit ihrer lupenreinen Performance wissen sie die Deutsch-Dancehall affine Crowd zu rocken und sich sicher schon für das Line-Up des nächsten Jahres zu prädestinieren.
Mono
Mono & Niki plus Band
Nun folgte Absage Nummer zwei: der wieder durch heftige Proteste zum Fernbleiben gezwungene Reggae- und Dancehall-Künstler Sizzla wurde durch Busy Signal ersetzt, der in diesem Genre wohl zu den erfolgreichsten Künstler der letzten fünf Jahre zählt.
“Picante!”
“One More Night”
Busy Signal leitet das Finale ein
Dennoch verließen viele Besucher das Festivalgelände bereits vor dem Auftritt und traten die Heimreise an. Busy Signal gab nochmal alles, doch auch ein Festival muss mal enden. Noch berauscht von seinen Songs “Picante” und “One more Night” stiefelten wir ein letztes Mal mit unseren Gummistiefeln den Matschweg Richtung Ausgang.
Auch Matthias und sein imaginärer Kumpel Rausch machen langsam los
Bilanz dieses Festivals: gerne wieder! In entspannter und friedvoller Atmosphäre ist es den Veranstaltern gelungen, bayrische Gemütlichkeit und karibische Lebensfreude miteinander zu vereinen. Für diese Größe von Open-Air-Veranstaltung ist es bewundernswert, wie friedlich und unkompliziert der Ablauf war: der Eingangsbereich schleuste die Besucher zügig aber sicher auf das Gelände, Auftrittszeiten des Line-Ups wurden fast minutiös eingehalten und bis auf kleinere Diebstähle und eher harmlose Kreislaufschwächen wurden keine kriminellen Delikte oder größere Rettungseinsätze verzeichnet. So kann man den Besuch des Chiemsee Reggae Summer 2011 vom 26. bis 28. August nur empfehlen. Gummistiefel sollten allerdings besser nicht vergessen werden.
Text und Bild:
Thomas Biernat, Judith Metzner und Kai-Uwe Weser
Hier noch weitere Impressionen vom Chiemsee Reggae Summer 2010:
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Text und Bilder: Thomas Biernat, Kai-Uwe Weser und Judith Metzner
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