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The Unspeakable Chilly Gonzales

Größenwahn deluxe: Die Rampensau Chilly Gonzales ist zurück. Diesmal verbindet der bekloppte Kanadier Rap-Musik mit einem Kammerorchester.

Um es kurz zu machen: dieser Typ ist durchgeknallt, ohne jeden Zweifel. Auch wenn James Charles Beck alias Gonzales einigen noch kein Begriff sein sollte, so verdient er die Aufmerksamkeit ausnahmslos. Beinahe im Jahrestakt überrascht der Kanadier mit einem neuen Wahnsinnsprojekt. 2009 spielte er sich durch das längste Piano-Konzert aller Zeiten (27 Stunden) ins Guinness Buch der Rekorde, 2010 gab er sich nicht nur ein humorvoll umkämpftes Klavier-Duell mit Helge Schneider, gar legte er mit “Ivory Tower” ein sympathisches Electro-Trash-Album vor. “I said I was a musical genius” raunt es dann auch gleich im zweiten Track des neuen Langspielers. Ja, so kennen wir ihn, keineswegs bescheiden und mit positivem Hang zum Größenwahn.

The Unspeakable Chilly Gonzales – Video Medley

“The Unspeakable Chilly Gonzales” lautet das neue Album des studierten Jazz-Pianisten. Es ist die logische Zusammen- und Weiterführung bisheriger Werke seines Alter Egos Chilly Gonzales. Wenn sich jemand als “schlechtesten Rapper der Welt” bezeichnet, ist es nur folgerichtig, dass er dies auch mit einem Rap-Album unter Beweis stellt. Doch nicht irgendein Album, natürlich nicht: die aktuelle LP ist das erste orchestrale Rap-Album der Welt. Keine Beats, sondern Streicher- und Bläserarrangements übernehmen hier die Melodieführung. Mit ausreichend Ironie und Humor sind die 27 Minuten mit gewohnt trashigen Sprechgesängen gefüllt, dabei stapelt die Musik nicht gerade tief, wenn Ennio Morricone oder Philip Glass bei Songs wie “Do You Want To Hear This?” oder “Different Kind Of Prostitute” um Ecke blinzeln.

Gerade diese beiden Songs stehen – trotz des nicht allzu subtilen Spaßfaktors – für die Reflektion des Entertainers. Nicht nur, dass er sich Sorgen um die eigene Hörerschaft macht, auch weiß er seine Rolle im großen Business zu kontrastieren. Alles inklusive eines Augenzwinkerns – selbstverständlich. Dramaturgisch sind einige Songs richtig ansprechend. Während sich “Party In My Mind” mit einem Tête-à-tête aus Bongos und Violinen gekonnt auf die Tanzfläche schlängelt, bollert “Self Portrait” beinahe soundtrack-trauglich in Sphären, in denen Flöten die Hauptrolle zu spielen wissen.

Chilly Gonzales – “Self Portrait”

“The Unspeakable Chilly Gonzales” ist in erster Linie ein richtig sympathisches und tolles Album, sowie eine feine Einführung für alle, die um diesen aberwitzigen Künstler bisher vorbeigekommen sind – beste Unterhaltungsmusik mit positiv bekloppter Chuzpe. Die neun Songs dürften selbst den lässigsten Hip-Hoppern ein Lächeln abluchsen. Wenn nicht, ist für den Exzentriker klar: “If you don’t like rap then face it / you probably face it / you probably racist.” Obwohl die Platte zu keinem Zeitpunkt abflacht, ist sie dennoch ein wenig zu kurz geraten. Gonzales kann mehr, da wäre noch Lust nach oben gewesen. Aber das ist doch überall so. Motto des Albums: “You’re about to be ear-fucked”. Kein Kommentar.

Sebastian Weiss

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