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Claire im Interview

(Foto: Universal)

Die Band nach einem weiblichen Vornamen betitelt, Sängerin mit englischsprachigen Texten, verträumter Elektropop – diese Dreifaltigkeits-Zauberformel scheint irgendwie so gut wie immer aufzugehen. Auch bei Claire. Geschickt haben sich die fünf musikalischen Köpfe die Rosinen aus den Genres Elektro, Hip Hop und Indie herausgepickt und daraus ihren ganz eigenen Sound gebastelt  Neon Pop, wie sie ihn selbst nennen. Doch wer hätte gedacht, dass dahinter eine Band aus dem gar nicht so fernen München steckt? Mit "The Great Escape" legen die drei Produzenten Flo, Messel und Nepo, Drummer Fridl und Sängerin Josie-Claire nun ihr Erstlingswerk vor, das sich hören lassen kann. Kühler Elektro-Sound, der auch mal in Richtung Dubsteb oder Achtziger-Synthiepop schielt, trifft hier auf treibende Drums und eine warme, immer leicht heisere, mal singende, mal rappende Stimme. Im Interview plaudern wir über Sex und Rivalitäten innerhalb der Band und wie sie zu Claire zusammengefunden haben. 

motor.de: „The Great Escape“ heißt euer erstes Album. Was für eine Art von Flucht ist damit gemeint?

Josie: Musik ist für uns ein Ausbruch aus dem Alltag, ein Zufluchtsort. Wir sind alle sehr visuell und haben ständig Bilder im Kopf, wenn wir Musik machen. Mithilfe der Musik können wir eine Traumwelt entstehen lassen und uns darin flüchten.

Durch die Band wurde euer Leben sicherlich komplett auf den Kopf gestellt. Ist mit dem Albumtitel auch so eine Art Aufbruch in ein neues Leben gemeint?

Josie:  Na ja, wir sind jetzt natürlich sehr viel unterwegs. Musik haben wir aber auch schon vorher gemacht, wenn auch teilweise unabhängig voneinander, in Bands oder ich als Sängerin alleine. Vor allem aber schlafen wir viel weniger als vorher.

motor.de: Flo, Nepo und Messel, ihr seid für den kompletten Sound zuständig. Wo habt ihr denn euer Handwerk gelernt?

Nepo: Wir arbeiteten als Praktikanten in einem Studio. Tagsüber haben wir die technischen Abläufe gelernt und nachts sind wir in die Firma eingebrochen, um selbst zu tüfteln und aufzunehmen. So sind auch unsere ersten Aufnahmen für Claire entstanden

motor.de: Habt ihr Josie mit ins Studio geschmuggelt, um mit ihr aufzunehmen?

Alle: Ja!

motor.de: Neben Auftragsarbeiten wolltet ihr auch eigene Stücke produzieren und wart für ein Filmprojekt von Freunden auf der Suche nach einer Sängerin. Woher kanntet ihr Josie?

Flo: Josie und ich kennen uns vom Snowboarden. Ich hatte mir ihre Youtube-Videos angesehen und dachte mir, ich muss sie unbedingt mal fragen, ob sie was mit uns machen will.

Josie: Wir hatten keine Nummern ausgetauscht und standen nur über Facebook in Kontakt. Und wie das eben so läuft, hat mich Flo angeschrieben und gefragt, ob ich Lust hätte, ein paar Aufnahmen im Studio zu machen. Ich habe mich total gefreut und dachte mir: Yes, ich kann ins Studio!

Flo: Am Anfang war das Ganze ja nur als eine Art Projekt gedacht. Wir wollten einen Song für diesen Fashion-Film aufnehmen. Dann haben wir uns aber alle so gut verstanden und es hat alles so gut funktioniert, dass daraus die Band entstand …

motor.de: Wie gut versteht ihr euch denn? Läuft auch mal was zwischen euch oder gibt es da eine eiseren Regel in der Band?

Messel: Wenn man einander am Furzgeräusch erkennen kann, ist das sexuelle Interesse am Anderen nicht sehr groß.

Nepo: Es ist zwar eigentlich geheim, aber Fridl und ich haben was miteinander. 

motor.de: Ah, ja. Apropos Fridl, er kam ja als letzter dazu. Was hat ihn als Drummer qualifiziert? 

Flo: Fridl und ich waren früher zusammen in einer Punk-Band. Er meinte, dass er, falls wir einen Drummer suchen sollten, auf jeden Fall Bock darauf hätte. Er war total motiviert und konnte die meisten Songs schon spielen. Wir haben es ausgetestet und es funktionierte richtig gut.

Fridl: Ich hatte mir ein paar Sachen von den Jungs im Internet angehört und fand sie geil. Ich wollte da unbedingt mitmachen. Es gab sicherlich bessere Schlagzeuger als mich, doch sie haben mich genommen.

Messel: Es gab vielleicht erfahrenere Schlagzeuger, aber es hat einfach auf Anhieb gut gepasst.

motor.de: Habt ihr auch mal Rivalitäten untereinander?

Fridl: Ja, wenn wir FIFA zocken!

Messel: Josie spielt seit Kurzem mit uns Tischtennis. Seitdem gibt es keine Rivalitäten mehr zwischen uns. Sie spielt einfach so schlecht. 

Josie: Hey, ich habe erst zweimal gegen euch gespielt!

Flo: Musikalisch gibt es zwischen uns keine Rivalitäten. Wir haben keine Hierarchien und entscheiden alles zusammen. An den Songs schreiben wir beispielsweise auch gemeinsan. 

Nepo: Natürlich ist auch mal einer von uns nicht so einverstanden mit etwas. Das gehört dazu. Es wäre ja langweilig, wenn wir uns immer einig wären. Wir sind schließlich fünf Leute. Auf diese Weise arbeiten wir viel kreativer. Reibereien tragen dazu bei, wie wir dann am Ende klingen.

motor.de: Habt ihr bei euren Videos eigentlich auch ein Wörtchen mitzureden?

Nepo: Wir bringen schon unsere eigenen Ideen mit ein, ja. Die Umsetzung überlassen wir aber den Leuten, die sich damit auskennen.

Josie: Die Idee mit den schwarzen Kontaktlinsen im Video "The Next Ones To Come" kam auf jeden Fall nicht von mir. Die taten nämlich ganz schön weh.


Claire – The Next Ones To Come on MUZU.TV.

motor.de: Was auffällt, ist dieses Diamant-Symbol, das immer wieder auftaucht – im dem von dir erwähnten Video, auf dem Albumcover, auf eurer Website …

Josie: Ja, wir stehen total auf grafische Sachen. Wir dachten, wir brauchen etwas, was die Leute mit uns in Verbindung bringen. Bei Woodkid sind es die Schlüssel, bei uns ist es eben ein Diamant.

Messel: Ein Diamant ist etwas Rohes, Ursprüngliches und Naturbelassenes. Später wird er geschliffen. Das ist letztendlich das, was wir mit unserer Musik machen.

Nepo: Und ein Diamant hat verschiedene Flächen. So wie wir alle auch.

motor.de: „A Million Drums“ gefällt mir auf eurem Album am besten…

Fridl: Sehr gut!

motor.de: In welchem Song findet ihr euch genau in diesem Moment wieder?

Fridl: Jetzt im Moment? Ich würde sagen, in „Broken Promise Land“.

motor.de: Und warum?

Fridl: Weiß nicht. Einfach so.

Josie: Mir ist gerade nach „A Million Drums“, weil ich müde bin.

Nepomuk: „Resurrection“. Das ist der letzte Song, den wir heute Abend spielen. Danach werden wir von der Bühne gehen und es wird sich gut anfühlen. 

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