Cobra Starship – eine Partyband, die nur musiziert, damit andere Spaß haben – und dazu müssen sie nicht mal vernünftig Musik machen können.
Drogen, Party und Freiheit. Drei Worte, die die Spaßcombo “Cobra Starship” scheinbar treffend beschreiben. Seit knapp fünf Jahren gibt es die Pop-Punk-Band nun. Mit ihrem dritten Album „Hot Mess“ machen sich die US-Amerikaner um den ehemaligen Midtown-Sänger Gabe Saporta auch in Europa einen Namen. Den größten Bekanntheitsgrad hat wohl ihr Song „Good Girls Go Bad“. Dafür holen sich die Fünf Leighton Meester aus der Serie „Gossip Girl“ ins Boot. Auf ihrer Tour machen „Cobra Starship“ auch in Berlin im Postbahnhof Station und stehen motor.de Rede und Antwort.
Motor.de: Gabe, du hattest eine Operation an deinen Stimmbändern im letzten Jahr. Bist du jetzt voll wiederhergestellt oder beeinflusste die OP die Aufnahmen des neuen Albums?
Gabe: Es tat weh. Und es tut immer noch weh. Es ist ziemlich beschissen.
Motor.de: Das hört sich nicht gut an. Wie geht es deiner Stimme jetzt?
Gabe: Das mit meiner Stimme ist ziemlich scheiße. Sie hat sich schon verändert. Ich habe nicht mehr den gleichen Tonumfang. Aber was soll man machen? Ich werde einfach solange weitermachen, bis sie völlig kaputt ist … (lacht) und dann steige ich aus dem Geschäft aus.
Ryland: Dann kriegst du so ein Gerät für eine künstliche Stimme, wie es Raucher haben.
Gabe: Genau!
Motor.de: Wenn ihr das neue Album “Hot Mess” in drei Worten zusammen fassen müsstet. Welche drei würdet ihr wählen?
(Längeres Schweigen)
Nate: “Stinky”!
Vicky: Mir fällt keins ein.
Alex: (Achselzucken)
Gabe: “Uterus”
Ryland: Ja, “Stinky” und “Uterus “(lacht), um es noch einmal zusammen zu fassen.
Motor.de: Gabe, du sagtest mal, dass du nicht denkst einer der besten Musiker zu sein. Dass du nur das machst, was dir Spaß macht. Du hattest aber in letzter Zeit eine Menge Erfolg. Wie erklärst du dir das?
Gabe: Richtig. Ich bin wirklich kein guter Musiker. Ryland ist einer, Nate und Alex auch. Victoria (überlegt) nicht so sehr. Sie spielt kein richtiges Instrument, nur eine Keytar, das ist kein vernünftiges Instrument. Und wie ich mir unseren Erfolg erkläre? Die Leute mögen die Musik nicht, weil sie „gut“ ist, sondern deswegen, weil sie ihnen etwas vermittelt. Man muss sein Instrument nicht großartig beherrschen, um den Leuten eine Botschaft zukommen zu lassen. Weißt du, es gibt viele Menschen, die jahrelang Musik studieren. Die können dann auch tolle Sachen schreiben, aber sie haben nichts zu sagen, was die Leute interessiert. Es sei denn, man will in der Carnegie Hall spielen, aber ansonsten kommt es wirklich nicht darauf an, sein Instrument perfekt zu beherrschen, aber in dieser Form hat mich Musik sowieso noch nie interessiert. Ich mache Musik, weil die Musik zu mir gesprochen hat.
Motor.de: Wie fühlst du dich, wenn Leute dich kritisieren, dass du von Midtown (vorherige Band) kommst und jetzt mit Cobra Starship etwas komplett anderes machst?
Gabe: Was kritisieren die denn?
Motor.de: Zum Beispiel, dass du dir selbst nicht treu geblieben bist und nur Spaßmusik machst…
Gabe: Das interessiert mich überhaupt nicht. Zuerst mache ich für mich selbst Musik, dann natürlich auch für meine Freunde und wenn dann noch andere die Musik mögen, dann mache ich auch gerne für die Musik. Wenn jemand das nicht leiden kann, dann kann er mich am Arsch lecken. Ich habe mit Midtown drei Alben gemacht, die ich wirklich mag und die existieren jetzt nun mal. Es gibt andere Bands aus dieser Zeit, die immer noch zusammen sind und jetzt sagen können, sie wären sich immer treu geblieben, was für mich aber fast lächerlich ist, weil sie krampfhaft versuchen in ihrer Jugendzeit zu bleiben. Ich wollte nicht immer nur das Gleiche machen, nur weil Andere sich das wünschen. Ich kann doch machen, was mir Spaß macht und was Neues ausprobieren. Nicht immer nur den gleichen Mist, immer und immer wieder.
(anhimmelnde Fans beim Cobra Starship Konzert)
Motor.de: Du sagtest oft, dass du eine richtiger Partylöwe bist und es liebst einen Trinken zu gehen. Gleichzeitig ermutigst du auch deine Fans über Twitter „Schmerzmittel“ mit zu den Konzerten zu bringen. Die meisten deiner Konzertbesucher sind aber minderjährige Mädchen und ihr habt für diese oft Vorbildcharakter. Was denkt ihr darüber?
Gabe: Ich bin definitiv nicht Musiker geworden, um ein Vorbild zu sein. Wenn man auf der Suche nach einem Vorbild ist, sollte man mit seinen Eltern, Lehrern oder Politikern reden. Wie gesagt, Musik ist für mich ein Weg, ehrlich über mich zu sein und das zu machen, was ich will. Wenn ich Alkohol trinke oder Drogen nehme, dann werde ich das nicht vor irgendjemandem verstecken. Im Prinzip habe ich den Luxus, dass ich nicht jeden Tag ins Büro muss und Schwierigkeiten bekomme, wenn so etwas herauskommt. Daher muss ich das auch vor niemandem verstecken. Musik zu machen, gibt dir diese Freiheiten. Musiker zu sein, bedeutet Freiheit! Musik macht dich frei.
Ryland: Ja das schon, aber wir müssen trotzdem noch bezahlen.
Gabe: Stimmt. Aber wir kriegen Rabatte (lacht).
Motor.de: Wie kam es dazu, dass ihr den Song mit Leighton Meester von Gossip Girl aufgenommen habt? Wie habt ihr sie kennengelernt?
Nate: Wir waren im Studio und die Produzenten wollten unsere Session unterbrechen, um einen Song mit einer der Frauen von Gossip Girls aufzunehmen. Dann haben wir gefragt mit wem, mit der Blonden oder der Brünetten. Und wie es dann so läuft, entstand aus der Schnapsidee heraus der Plan, mit ihnen zusammen zu arbeiten und einen Song zu machen.
Motor.de: Cobra Starship fing als eine Art Punkband a – stimmt das?
Gabe: Wir wurden nie als Punkband angesehen. Cobra Starship? Niemals.
Nate: Wir haben uns auch selbst nie als Punkband gesehen, wir wurden vielleicht als Pop-Punk eingeordnet.
Gabe: Unsere Freunde kommen zwar aus dieser Szene, aber wir waren nie Punk. Manche sagen auch, unser Label ist ein Punk-Label. Das ist aber auch Quatsch. Gym Class Heroes und Panic! At The Disco sind auch bei diesem Label und diese Bands sind ganz offensichtlich auch keine Punkbands. Man könnte höchstens sagen, dass wir aus einer Umgebung kommen, die diese Do-It-Yourself-Einstellung lebt. Insofern ist das vielleicht Punkrock. Diese Einstellung haben wir noch. Wenn du also mit Punk diese Attitüde meinst, dann sind wir Punk-as-fuck.
Ryland: Das stimmt. Aber unser Sound ist kein bisschen Punk. Wir brauchen keine Stunden, um unseren Iro zu stylen oder uns Sicherheitsnadeln in die Klamotten zu basteln.
Motor.de: Wie sieht denn dann euer Leben auf Tour aus?
Ryland: Unterschiedlich. In Europa zum Beispiel dauert es immer eine Weile bis man den Jetlag überwunden hat. Man verbringt, besonders am Anfang, viel Zeit mit Schlafen. Sonst fährt man viel durch die Gegend oder schläft. Dann steht man auf, hat ein paar Interviews, macht Meet & Greets, gönnt sich ein paar Drinks und dann spielt man die Show. Nach dem Auftritt gehen wir dann oft raus zu den Fans, machen Fotos und geben Autogramme.
Motor.de: Und dann wird noch um die Häuser gezogen?
Ryland: Ja, in der Regel schon. Manchmal machen wir auch einen Abend lang gar nichts. Besonders in Europa haben wir aber das Gefühl, dass die Leute gerne mit uns noch irgendwo hingehen wollen. Vielleicht liegt das daran, dass wir hier noch nicht waren und uns deshalb alle gerne zeigen möchten, wo man gut abfeiern kann. Das ist uns hier in Deutschland schon positiv aufgefallen.
Gabe: Es geht uns immer ums Abenteuer.
Ryland: Genau, es muss einfach Spaß machen.
Gabe: Wenn man auf Tour geht, will man doch auch neue Sachen erleben. Ich verstehe Bands nicht, die auf Tour sind und dann den ganzen Abend nur im Tourbus hocken. Es sei denn, man muss noch den Kater vom Vorabend verarbeiten – das ist eine andere Sache.
Vicky: (lacht) Ich wollte schon sagen. Du liegst deshalb doch auch immer den ganzen Tag im Bett.
Gabe: Ja, ich schlafe den ganzen Tag und bin dafür die ganze Nacht unterwegs, du Mädchen!
Ryland: Computerspiele sind auch eine gute Ausrede, um im Bus zu bleiben.
Motor.de: Seid ihr gestern nach dem Konzert auch noch in Berlin unterwegs gewesen?
Ryland: Gabe war noch feiern.
Gabe: Ja, ich war noch im White Trash.
Motor.de: Schön! Habt ihr irgendeine Lieblingsmusik, zu der ihr abgeht?
Gabe: Meistens gehen wir sofort zum DJ und fragen: ”Hey habt ihr Cobra Starship? Das sind wir, könnt ihr das spielen?” – Nein – im Ernst – zurzeit gehen wir auf Major Lazer und DJ Diplo ziemlich ab. Nate und ich stehen außerdem sehr auf Hip-Hop. Nate ist aus dem amerikanischen Süden, deshalb ist er ein ziemlicher Gangster.
Nate: Stimmt. Ich trage immer Waffen bei mir.
Gabe: Ich finde es einfach lustig. Ich gehe in Clubs, wo alle bestimmte Tänze draufhaben, wo alle zu Soulja Boy tanzen und so.
Motor.de: Gabe, du hast gerade scherzhaft gesagt, du willst Cobra Starship hören, wenn du im Club bist. Wollt ihr auch, dass man zu euren Songs wie zu Soulja Boy abgeht?
Gabe: Absolut. Ich erinnere mich daran, dass einer der Gründe, warum ich mit Cobra Starship begonnen habe, war, dass ich in New York im Club war und total oft ein Lied von „Rapture“ lief. Daraufhin dachte ich mir, wie verdammt cool es sein muss, wenn man in einem Club ist und es läuft der Song meiner Band. Das war eines unserer Ziele…unsere Ziele waren also sehr bescheiden (lacht).
Ryland: Richtig. Wir wollten die Messlatte niedrig lassen.
Interview und Bilder: David Jacob
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