Conmoto bestehen aus einer charmanten Frontfrau und drei sehr druckvoll vor sich hin knüppelnden Herren. Sie veröffentlichen in vier Wochen ein Album, das dem geneigten Freund der härteren Gangart ein tüchtiges Pfund in den Gehörgang wuchtet. So sympathisch lärmte länger keiner mehr.

Es ist schon immer wieder erstaunlich, was einem so auf den Tisch geworfen wird. Im Wirrwarr der ganzen “wir sind ja sowas von authentisch und eigen”-Projekte freut man sich immer besonders über wirklich ehrliche Begeisterung. Eine Institution, die diese zweifelsfrei bei jeder ihrer Veröffentlichung tadellos vorzeigen kann, ist die Plattenschmiede Nois-O-Lution aus Berlin. Labelchef Arne ist einer der wohl sympathischsten Menschen im Musikgeschäft, bewies zusammen mit seiner Crew in den letzten Jahren immer wieder ein Händchen für das Besondere und hält die Fahne der gepflegten Stromgitarre auch in den goldenen Zeiten des Synthie- und Electro-Hypes oben. Seien es Scumbucket, NAVEL oder die Picturebooks – diese Projekte füllen vielleicht keine Stadien, aber sie haben Herz und Sound am rechten Fleck und allesamt Platten in der Hinterhand, die auch nach Jahren noch das Potential dazu haben Kinnladen herunterzureißen. Ebenso verhält es sich mit dem jüngsten Labelspross Conmoto.

Conmoto – “Be A Knife”

Ganz frisch sind die Dame und Herren nicht mehr, es gibt bereits eine namhafte Vergangenheit. Anfang der 90er gründete sich in Hessen eine Band namens Bubonix, die bis 2009 schnörkellosen und geradeaus-gerichteten Hardcore zelebrierten. Nachdem sich ihr Sänger in die Schweiz verabschiedete, lösten sie sich auf. Insgesamt veröffentlichten Bubonix vier Alben und drei EPs und hielten es immerhin fast 15 Jahre miteinander aus. Heute spielt die Hälfte der Band bei Conmoto. Die Wurzeln und ihre Vergangenheit sind nicht zu überhören. Alles bleibt anders.
 
Deutscher Hardcore ist tot? Keinesfalls. Er hat deutlich mehr zu bieten als nur monotones Geballer, Wut und Gebrüll. “Cut Cut Cut”, so der Name des Debüts, steht in wenigen Wochen in den Regalen und hat das Zeug (sofern es auch die eingefahrenen Freunde der Prügelbeats zu schätzen wissen) dem Genre hierzulande eine kleine Renaissance zu bescheren. Conmoto übertreten Grenzen, haben ein Faible für große Melodien und präsentieren sich auf ihrem Debüt in bestem Soundgewand. Nicht ganz unschuldig daran ist Kurt Ebelhäuser, seines Zeichens bekannt von Projekten wie Scumbucket oder Blackmail. Schon vielen Bands verhalf er zum richtigen Sound, die Liste ist mittlerweile seitenfüllend. Recht selten ist hingegen ein spontaner Gastauftritt:

Conmoto – “Golden Dawn”

Ohne zu viel vorweg zu nehmen: “Cut Cut Cut” glänzt durch großartigen Abwechslungsreichtum, arbeitet auf verschiedenen Genre-Baustellen und verbindet wirkungsvoll Brett und Melodie. Sängerin Sarah De Castro verfügt über ein beeindruckendes Organ, das sie zudem sehr überzeugend einsetzt. Ebenfalls bemerkenswert ist die Rhythmusfraktion – ein progressives und virtuoses Schlagzeug bringt immer genau an den richtigen Stellen einen Bruch, extremen Anschub oder auch unwiderstehlichen Groove zum Einsatz, dass es vielerorts die Mundwinkel nach oben zieht. Unter allem befindet sich ein sympathischer Touch Blackmail-Charme: Ebelhäuser hinterlässt eine deutliche Handschrift, die der Platte kontrastreich und sehr förderlich gut zu Gesicht steht. Sicher kein einfaches Stück Musik, aber mit ein wenig Arbeit kann selbst ein Freund der eher harmonischeren Klänge hier seine Sympathie zur gepflegten Aggression entdecken. In drei Worten: laut, schnell, herzlich. Diese Band sollte man sich gut merken.

Alex Beyer