(Fotos: Victory Records)

 

Counterparts touren Europa und haben natürlich auch einen Rucksack voll Deutschland-Termine im Gepäck. Auf der Stage shoutet Frontmann Brandan Murphy das Material des frisch veröffentlichten „The Difference between Hell and Home“ nur so runter, dass es kracht. Zeit zum Luftholen muss trotzdem sein, deswegen gab‘s ein kleines Richtungsgespräch mit motor.de. Sport frei.  

 

 

Brendan, euch gibt es jetzt schon ein paar Jahre, doch wenn man die Platte hört oder euch live sieht, ist das immer noch so aggressiv, als würdet ihr in wilder Raserei eure ersten Gigs spielen. Trotz dieser klaren Linie – wie unterscheidet sich „The Difference between Hell and Home“ von seinen Vorgängern?  

Wir sind immer eine aggressive Band gewesen. Nach unserer Split-EP mit Exalt ging es sogar noch stärker in diese Richtung. Ich denke, auf der neuen Platte geht es aber diesmal LYRISCH in eine härtere Richtung und nicht so stark musikalisch. Das kommt wohl daher, dass ich durch einige Scheiße durchmusste in letzter Zeit. Ich kann keine Lyrics mehr schreiben, die klingen, als wären sie von einem High School-Kid.

 

Nach eurem ersten Studio-Album „Prophets“ hattet ihr große Medien-Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit blieb euch aber mit den folgenden Releases nicht erhalten. Warum?

Die Split-EP ging eben in eine andere Richtung. Das folgende Album „The Current Will Carry Us“ war hinsichtlich der Aufmerksamkeit schon eine Enttäuschung, ja das stimmt. Viele der Prophet-Fans hatten eben etwas anderes erwartet. Die Kids wollten, dass wir weiter in die Metalcore-Richtung gehen und alles super sauber und ausproduziert klingt. DAS WAR NICHT, WAS WIR WOLLTEN. In dieser Zeit versuchten viele Bands, unseren Style zu spielen. Also entschieden wir uns, was Neues zu probieren, ein bisschen Frischluft für die Leute, die die Schnauze voll hatten, von den ganzen Lokal-Bands aus Ontario, die alle gleich klangen.

 

Wollt ihr das mit der breiten Aufmerksamkeit mit eurer aktuellen Scheibe wieder ändern – oder ist der Underground ein schöner Ort?

Ich denke nicht, dass wir jemals richtig groß werden. Ich bin nicht pessimistisch, aber es ist, wie es ist. Wir sind eine Hardcore-Band, aber trotzdem sehr technisch. Wir haben Parts in unseren Songs, die für viele Leute eben einfach nicht klar gehen, wir haben aber keine Pläne, die nach unten zu schrauben. Wenn Leute das mögen, ist das cool, wenn nicht, dann können sie uns mal. Du kannst eine gewisse Haltung nicht damit verbinden, eine große Band werden zu wollen. Das schwör ich dir.

 

 

Auf dem Track „Outlier“ ist an manchen Spots eine Klar-Stimme zu hören. Warum?

Wenn wir alle in der Band fühlen, dass es dem Song gut tut, dann nehmen wir so etwas mit rein. Unser Gitarrist Alex springt beim Gesang hin und wieder ein und es ist seine Stimme, die man da hört. Wir übertreiben so etwas nicht, aber wenn es passt, dann passt‘s.

 

Als Einflüsse der Band liest man häufig Band-Namen wie Saints Never Surrender, Converge and Shai Hulud… OK, das sind alles Core-Bands. Gibt es da keine Einflüsse außerhalb dieses Bereichs? Kein Core, kein Metal, vielleicht nicht mal Punk – oder mal keine Gitarrenmusik.

Ich bin lyrisch von vielen Bands beeinflusst, die nicht hardcore sind. Ein großen Einfluss auf mich hat beispielsweise Billy Corgan. Ich schaue wirklich zu ihm auf. Ich muss gestehen, dass ich persönlich auch nicht so viel heavy Zeug höre. Dieses Jahr habe ich mir viel von Pity Sex und Seahaven reingezogen.

 

Mein Musik-Geschmack ist ähnlich weit gefächert. Und deswegen muss ich fragen: Als Core-Band ist es doch schwierig, wirklich unterschiedlich klingende Songs hinzubekommen, ich meine wirklich unterschiedliche lyrische und musikalische Lösungen. Denkst du, ihr schafft das, und wenn ja – wie ?

Ich denke, wir kümmern uns einfach nicht darum, was Leute von uns erwarten. Uns ist egal, was sie von uns hören wollen. Wir haben Songs wie „Decay“ mit sehr starker Ambient-Instrumentalisierung und Spoken Word-Lyrics. Anderseits gibt es aber auch Songs wie „Slave”, die sehr trashing sind und dir Blast-Beats um die Ohren scherbeln. Wir machen einfach in jedem Song, worauf wir Bock haben.

 

Wer war der Produzent hinter dem Album?

Will Putney. Er hat das Material sehr beeinflusst, indem er uns in den Arsch getreten hat. Es lief so, dass wir die Songs immer zuerst als Demo hatten und wenn ihm etwas nicht gefallen hat, haben wir das geändert. Er hat uns die Platte nicht geschrieben aber es kamen oft hilfreiche Sachen von ihm wie „Das kannst du besser“ oder „Dieser Part, der ist scheiße“, haha. Dann ging er essen und wenn er wiederkam, hatten wir meist schon etwas Neues geschrieben.

 

 

Ihr wart vor kurzer Zeit in Australien, Brendan, war deine Mission, einen Koala zu halten erfolgreich?

Zu hundert Prozent. Er hieß Sheldon. Cooler Typ.  

 

Wie war es in Australien. Giftige Spinnen, überhitzte Clubs und Wandern durch's Outback?

Australien war großartig. Ich wünschte, ich hätte ein paar Gift-Spinnen-Geschichten für dich, aber außer dem Koala-Meeting war es eine sehr durchschnittliche Tour. Ja, wir waren ein paar Tage auf Erkundungstour, aber uns ist nichts Weltbewegendes passiert. Aber die Shows… die waren natürlich grandios. 
 

Was war das Absurdeste, was Du jemals auf Tour gesehen hast?

Gut… ich habe den Sänger von „Heart To Heart“ gesehen, wie er einen Shot Bier von den Eiern seines Bassisten Justin genommen hat und das dann in die Crowd gespuckt hat. Ja, das war wohl das Verrückteste.

 

Ihr habt schon sehr viele Shows gespielt. Wie nehmt ihr es wahr, wie die Leute auf euch an verschiedenen Orten reagieren? Und komm mir nicht mit dem Stereotyp, dass sie in Japan total durchdrehen und in Europa zu cool sind, um sich zu bewegen.

Auf uns reagieren sie natürlich überall gut, haha. Nein, versteh mich nicht falsch, es gibt Abende, da stehen die Leute nur da, starren uns an und haben keinen Plan, was gerade eigentlich passiert. Aber das ist die Ausnahme. Bei 95% der Konzerte, egal wo, drehen sie komplett durch – und genau das ist das Beste daran, in einer Band zu sein.

 

Später auf der aktuellen Scheibe werden eure Death Metal-Einflüsse stärker, denkt ihr, das ist etwas, das für euch live wirklich funktionieren kann?

Das ist eine gute Frage! Wir haben uns schon länger über diesen Einfluss Gedanken gemacht. Aber ich denke, es gibt beide Einflüsse. Auf dem Album und im Publikum. Da sind die Headbanger und da sind die Pit-Kids. Ich denke, die Leute sind erwachsen genug, um mit beiden musikalischen Einflüssen klarzukommen.

 

 

Welcher Track ist der Lieblingstrack der Band – kein Track des aktuellen Albums, bitte.

Das passt, denn alle in der Band sind Fans der Split-EP, die wir mit Exalt gemacht haben – natürlich neben der neuen Platte. Ein aktuelles Album ist ja immer das Beste, also alle Songs darauf. 

 

Wärst du ein mächtiger (mächtiger, mächtiger) Politiker, was würdest du als Erstes ändern?

In jeder Cafeteria würde es einen Getränkeautomaten geben. Kühle Getränke für jeden! Dafür stehe ich.

 

Was wäre das Zweite? Denk daran, du bist mächtig wie Superman.

Ich würde Geld unterschlagen, viel Geld. Damit würde ich lange Urlaub machen, sehr lange. Es könnte ja keiner was machen, ich bin schließlich SUPERMAN.

 

Mochtest du Superman als Kind?

Naja, ich stand mehr auf Spawn, als ich jünger war. Er war halt böse.

 

Wenn wir gerade bei großer Politik sind, spielt Straight Edge eine Rolle in eurer Band?

Nicht in der Band – für mich aber definitiv. Ich bin straight edge seit sechs Jahren. Es ist cool.

 

Welche Unterschiede gibt es zwischen der US-Szene und eurer in Kanada?

Ich denke, sie gleichen sich sehr. Das Einzige, was ich mit der Zeit gemerkt habe, ist, dass die Leute in Kanada nicht so offen für Neues sind, wie die in den USA. Manchmal denke ich, dass du, um es in Kanada zu schaffen, einfach alles Experimentelle, alles was unvorhergesehen ist, alles das, was nicht passt, einfach aus dem Fenster schmeißen solltest. Dann versuchst du einfach, wie eine der anderen erfolgreichen Bands zu klingen – und das ist es dann. Die Kids hier schauen nicht wirklich aktiv nach neuen, coolen Sachen. Sie sitzen zu haus und warten darauf, dass ihre aufgelöste Lieblingsband eine Re-Union-Tour macht, oder das etwas rauskommt, das genauso klingt – statt neuen Kram zu supporten. Ein bisschen traurig ist das schon.

 

Wo wir gerade in der Geschichte stochern. Zeit für die Insel-Frage. Was würdest du mitnehmen, wenn… Obwohl, die Frage ist abgedroschen. Machen wir sie zur Van-Frage. Welche Tapes liegen im Tour-Van?

Wenn ich spät rumfahre, dann, Smashing Punpkins. Außerdem höre ich mir alles Mögliche im Indie-, Emo- und wie man das nun nennt-Bereich an. Im Proberaum jammen wir immer zu alten Klassikern wie von The Used and Yellowcard und Underoath. Manchmal höre ich mir absurderweise aber auch elektronischem Pop an, Kesha oder Katy Perry. Und natürlich finde ich die Bands, die auf Run For Cover-Records gesignet sind sehr gut.  

 

 

Und wenn es jetzt doch eine einsame Insel wäre, was dürfte da nicht fehlen?

Meine Freundin Steph. Und wenn sie gleich meinen Hund einpacken könnte, wäre das sehr cool.
 

Leichtes Gepäck also, ich habe trotzdem gehört, ihr seid in der Band Vinyl-Sammler. Warum muss man dann ewig suchen, bis man das Zeug von euch auf Vinyl kriegt?

Es war alles ausverkauft. Jetzt ist aber wieder was da – Im Victory Store.

 

Danke für deine Zeit. Wenn ihr durch Deutschland reist, was erwartest du hier zu sehen, ich meine, Koalas gibt es hier nicht…

Nein, aber es gibt viele Hunde. Ich mag Hunde, bringt eure Hunde mit zur Show!

 

John Sauter