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Crystal Fighters im Interview

(Foto: Bart Heemskerk)

 

Crystal Fighters, so hieß eine unvollendete Oper, die der verstorbene Großvater von Laure, die in gleichnamiger Band singt, vor Urzeiten mal tief im spanischen Baskenland geschrieben hat. Tolle Geschichte inklusive ganz hipstermäßig total reflektiertem Bandnamen, der auch noch etwas über die Musik aussagt. Spitze! Wissen wir aber inzwischen. Kurz vor ihrem Konzert in Berlin haben wir die Crystal Fighters im Astra Kulturhaus getroffen, um ein bisschen über das aktuelle "the shit"-Thema Spotify zu reden, über den Drummer von Is Tropical, dessen Tattoo und irgendwie auch darüber, wie man als junger Künstler heute überhaupt noch Erfolg haben kann. 

 

motor.de: Ich habe gehört, dass es einen kleinen Unfall gab, als ihr letztes Mal in Berlin gespielt habt. Stimmt es, dass jemand von der Bühne gefallen ist und was war da eigentlich los?

Graham: Oh, nein. Da war nur ein ziemlich großer Grabstein, der ist aber eigentlich nicht runtergefallen.

Sebastian: Ja und Graham klettert manchmal auf der Bühne herum und springt dann runter. Vielleicht wurde in der Menge jemand verletzt?

 

motor.de: Hm. Alle haben darüber geredet, aber im Internet habe ich auch nichts gefunden..

Graham: Ach, die Leute waren bestimmt wegen des Grabsteins verwirrt.

Sebastian: Na, aber da waren auf jeden Fall Leute aus dem Publikum auf der Bühne.

Graham: Ja, vielleicht ist von denen jemand runtergefallen.

 

(Graham, ganz britischer Gentleman, hat kein Vertrauen in das Aufnahmegerät und zieht den Tisch, auf dem es liegt, erstmal näher an uns heran. Hach.)

 

motor.de: Och dankeschön, aber das funktioniert schon ganz gut. Egal. Im Jahr 2010 wart ihr mit den Foals auf Tour, oder? Die waren auch grade in Berlin. Wie war’s denn? War das für euch die erste große Tour?

Sebastian: Genau, wir haben als Support-Band gespielt und bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nie in so großen Hallen.

Graham: Es war eine tolle Erfahrung. Die Jungs sind wirklich nett und vor allem eine großartige Band. Also haben wir jeden Abend richtig gute Musik gehört und vor vollen Hallen spielen können.

 

motor.de: Wenn wir grade bei den Foals sind, habt ihr von Yannis’ (Philippakis, Sänger und Gitarrist der Foals, Anm. d. Verf.) Meinung über Spotify gehört?

Graham: Nö?

 

motor.de: Okay, also…er hat gesagt, es sei ihm lieber, Leute würden seine Alben illegal runterladen, anstatt sie auf Spotify zu hören, weil Spotify Künstler nicht fair bezahlt. Seht ihr das genauso?

Sebastian: Ich meine, scheinbar funktionieren die Foals ja trotzdem. Mir erscheint es fair. Es ist wohl nicht viel, was sie zahlen, aber wie das System funktioniert ist logisch und relativ demokratisch danach aufgeteilt, was die Leute hören.

Graham: Ich denke sie arbeiten daran und versuchen, es auch für Künstler fairer zu machen. Und ich denke, wenn wir Spotify alle schon früher gehabt hätten, wäre die Wertschätzung von Musik heute viel größer.

 

Glaubst du?

Graham: Ja klar, Zugang zu so viel Musik zu haben… Ich meine, jetzt, in diesem Moment könnte ich dir jeden Song vorspielen.

 

motor.de: Aber was machen dann Bands, die noch keinen Plattenvertrag haben und trotzdem jeden Tag alles, was sie haben, in ihre Musik stecken? Nehmen wir an, es gibt ein selbstfinanziertes, richtig gutes Album, das keiner kauft, weil es alle legal und vermeintlich fair auf Spotify hören können. Wovon zahlen junge Künstler dann ihre Miete, damit sie weiter Musik machen können?

Graham: Du spielst Shows, so haben wir das gemacht. Anders funktioniert es nicht, du musst live spielen, wir hatten auch kein großes Marketing-Konzept. Alleine in unserem ersten Jahr haben wir so 100 Shows gespielt.

 

(Foto: Joost VH Photography)

 

motor.de: Und danach wurdet ihr das erste Mal von einem Label angesprochen?

Graham: Ja, unseren ersten Vertrag bekamen wir, nachdem wir eineinhalb oder zwei Jahre fast jede Nacht aufgetreten sind.

 

motor.de: Also seid ihr getourt ohne Ende?

Graham: Ja, aber davon konnten wir die Miete auch nicht bezahlen.. Wir haben lange gewartet. Die Musikindustrie ist ein hartes Business, aber auch für die Branche selbst. Manche Labels können sich nicht halten und brechen zusammen, auch deren Angestellte verdienen nicht viel. Es ist für alle schwierig und ich denke, niemand möchte, dass es noch schlimmer wird. Man ist dabei, die Situation zu verbessern, aber das dauert seine Zeit. Die ganze Musikindustrie hat zu Beginn der digitalen Ära einen riesigen Fehler gemacht und jetzt gehen sie irgendwie damit um.

 

motor.de: Also habt ihr nicht den Eindruck, dass dadurch die Wertschätzung von Musik gesunken ist? Zum Beispiel auf manchen Konzerten, da stehen viele Leute oft total unbegeistert vor der Bühne herum..

Graham: Nein, grundsätzlich nicht. Bei Live-Shows ist das auch von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In „cooleren“ Städten tanzen die Leute weniger und dann hängt es natürlich auch von der Band ab, die spielt. Außerhalb von großen Städten sind die Leute normalerweise aufgeregter, weil große Bands dort nicht so oft auftreten. Die drehen dann voll durch. 

 

motor.de: Macht Sinn. Gibt es denn irgendeinen Tipp, den ihr jungen Bands geben würdet?

Graham: Ich würde sagen, glaube wirklich an das, was du tust. Und denke nicht, dass ein Label in dich investieren wird, bevor das, was du machst, richtig, richtig gut ist. Also mach es richtig, richtig gut.

 

motor.de: Und wenn man das Geld für professionelle Studio-Aufnahmen nicht hat?

Graham: Du kannst mit allem Musik machen, nimm dein iPhone.

Sebastian: Und man muss schon auch wirklich etwas von Musik verstehen.

Graham: Nimm dir Zeit! Sei sicher, dass du es selbst liebst! Das war’s.

 


Crystal Fighters – You & I on MUZU.TV.

 

motor.de: Ach wie schön! Mal ein anderes Thema: Habt ihr gerade ein Lieblingsalbum?

Graham: Hmm, die neue Platte von Is Tropical.

 

motor.de: Echt? Deren Schlagzeuger schuldet mir noch zehn Euro! Ich sollte ihm kurz vor einer Show in Mailand noch Drumsticks besorgen. Sagt dem mal liebe Grüße!

Graham: Ehrlich jetzt? Dom? Scheiße, ich sag’s ihm! Der hat ein Tattoo mit dem Namen meines Vaters auf seinem Arm.

 

motor.de: Wieso das denn?

Graham: Weil er ihn mag.

 

(Ich muss lachen, ’weil er ihn mag’?!)

 

Graham: Also, wir sind alle schon lange sehr gut befreundet.

 

motor.de: Cool! Auch schonmal zusammen getourt?

Graham: Ja, richtig viel sogar.

 

motor.de: Sind Is Tropical dann auch eine eurer Lieblingsbands?

Graham: Allgemein? Meine All-time Lieblingskünstler sind Prince, Frank Zappa, Michael Jackson, Jimi Hendrix und Pink Floyd.

 

motor.de: So so… Habt ihr eigentlich schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, nach LA zu ziehen?

Graham: Genau genommen haben wir das sogar gemacht, um unser Album dort aufzunehmen. „LA Calling“ ist eine Art Ode an die Stadt, in der wir „Cave Rave“ aufgenommen haben, als Dankeschön.

 

motor.de: Bin selbst leider nie da gewesen. Kennt ihr eigentlich den Film „Berlin Calling“ mit Paul Kalkbrenner, dem DJ?

Graham: Nee. Sollten wir den schauen? Ist er gut?

 

motor.de: Es geht um einen DJ, der drogenabhängig ist. Ziemlich vorhersehbar. Ist okay. Kennt ihr Paul Kalkbrenner?

Graham: Nee.

 

motor.de: Ziemlich bekannter DJ aus Berlin.

Gilbert (schaltet sich auf einmal ein, er isst gerade in zehn Metern Entfernung): Der hat einen berühmten Film gemacht. Ist er deswegen bekannt? Magst du seine Musik?

 

motor.de: Nicht unbedingt mein Ding.

Gilbert: Ich auch nicht. Aber der Film ist okay.

Graham: Dom schuldet ihr zehn Euro!

Gilbert: Darum kümmere ich mich! Also, ich schau mal, was ich machen kann.

 

motor.de: Ach, bitte, keine Sorge. Sagt ihm einfach liebe Grüße.

Graham: Nee, echt jetzt, das ist total unfair.

Gilbert: Und du warst zu nett, sie zurückzufordern?

 

motor.de: Geht doch hier garnicht um mich! Themawechsel!

Graham: Die sind aber wirklich pleite. Die machen irgendwie kein Geld. Die sind quasi pleite pleite.

 

motor.de: Themawechsel!!! Mögt ihr Berlin?

Graham: Lieben Berlin! Techno!

 

motor.de: Wirklich? Wart ihr mal feiern?

Graham: Berghain!

 

motor.de: Oha, keine weiteren Fragen! So als letztes Statement, eher Berlin oder LA Calling?

Graham: Oh, come on! Wir lieben beide Städte. Eher essen oder trinken? Das werde ich jetzt nicht beantworten.

Sebastian: Kein Kommentar!

 

motor.de: Fair enough! Dankeschön, hat Spaß gemacht!

 

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