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“So this is how you spend a friday night…”

“… with Cut City in a basement.” Max Hansson gewinnt mit diesem Satz am gestrigen Freitag im Ilses Erika Leipzig ein paar nickende Zustimmungen und in manchem Gesicht ist sogar ein Schmunzeln zu erkennen. Der Sänger und Gitarrist der Band Cut City erinnert an Ian Curtis in seinen guten Zeiten, Lederjacke und Hochwasser-Röhrenjeans, und auch der Rest der Band wirkt alles andere als schwedisch. Aus dem Land der Elche wird zumeist guter Pop a la Abba und The Cardigans erwartet. Cut City lassen jedoch Parallelen zu Joy Division und den Editors erkennen – mit dem Unterschied, dass die vier Schweden eine Brücke von Post-Punk und New Wave zu Ambient schlagen und sich somit stückweise von den britischen Indie-Größen entfernen.

Als die Diskolichter ausgeknipst wurden und stattdessen an den Amps gefuchtelt wurde, wenden sich einige Köpfe gen Bühne, andere wirken ganz unberührt von der langsam aufwallenden Schallwelle. Die Gitarren erklingen kilometerweit und bilden eine tragende Fläche, bis der Zuhörer plötzlich in einer monströsen Krachlandschaft gelandet ist – ich war mir sicher, nicht ohne Fiepen in den Ohren die Tür des Clubs hinter mir schließen zu können. Der Schlagzeuger trommelte was das Zeug hält, die Regler an den Amps waren bis zum Anschlag auf Hall gedreht, wunderschöne Melodien, die auf eine Wand an Gitarrensound treffen und dabei die angenehm tiefe Stimme von Max Hansson untergraben. All das war jedoch längst nichts gegen den treibenden Bass, der alle anderen Instrumente locker übertönte und an die Wand spielte.

Ohne viel Gerede und Semi-Entertainment, wie man es von diversen Salonlöwen gewohnt ist, spielten Cut City ihre Songs runter und verstanden es trotzdem, sich als Charmbolzen zu präsentieren: einmal kurz die Band vorgestellt, ein bisschen kokett mit dem Publikum gespielt, aber das war es dann auch. “What’s up there, come on, throw things around and get wasted!” Eine Aufforderung zum Kampf und eben nach diesem Motto ging die Show auch weiter, ohne alberne Späßchen oder einstudiertes Programm, wie man es leider vielmals von einigen Großen kennt. Cut City wirken bei dem was sie tun roh und schroff – Achtung: Köpfe einziehen, der Mikroständer landet im Publikum und plötzlich auch der Sänger, der sich im 45-Grad Winkel vertrauensvoll auf einen hüpfenden Trunkenbold in der ersten Reihe stützt. Elektrisierender Sturm weht um aller Ohren und auch wenn dies unvereinbar scheint, liegt ein lockerer, um nicht zu sagen entspannter Schwermut in der Luft. Nicht wirklich schwarzer Trübsinn, vielmehr eine angenehme Melancholie, bei der man sich wohlfühlt, die einen ergreift und nicht fallen lässt.

Cut City – Numb Boys

Cut City begeistern mit ihrer Mischung aus 80er-New Wave und wandelbaren Melodien, die den Zuhörer in ein Netz von unsauberem Krawall und traumverlorenen Klangweiten verstricken. Ein Live-Erlebnis, bei dem man seinen Freitagabend gern erneut mit Cut City in einem Keller verbringt.

… weitere Infos zu Cut City findet ihr auf deren MySpace-Seite.

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