Sieben Landeier auf dem Weg von Pubertätspickeln zum Erwachsensein, von der dänischen Provinz in die raue Großstadt.

Dúné haben mit ihrem Debütalbum “We Are in There You Are Out Here” vor zwei Jahren ordentlich Lorbeeren abgegrast. Auf ihrer neuen Platte “Enter Metropolis” spielt die Landflucht aus dem beschaulichen Skive nach Kopenhagen und schließlich nach Berlin schon allein indirekt eine tragende Rolle. Höher, schneller, bombastischer – Elektro-Rock aus der skandinavischen Metallwerkstatt. Sänger Mattias und Keyboarder Ole nehmen uns mit in ihr neues Leben.

motor.de: Um die Frage nach eurem zarten Alter und dem Erwachsenwerden kommt ihr sicher nie rum.

Mattias:
Nein, nie (lacht).
Ole: Mattias hat dafür mittlerweile aber eine super formulierte Antwort parat.

motor.de: Na dann schieß mal los.

Mattias: Beide Alben sind sehr persönlich und jeweils ein Zeugnis einer bestimmten Lebensphase. Bei der ersten Platte haben wir in Skive noch davon geträumt, an einem größeren Ort, Größeres zu erleben. Jetzt sind wir ausgezogen, haben unsere Freiheit und ein komplett neues Leben. Das spiegelt sich natürlich auch auf “Enter Metropolis” wider.

motor.de: Wie genau?

Ole: Mit der Platte umarmen wir unsere Jugend. All die Energie der neuen Songs, die Emotionalität, der Drang zu Tanzen…
Mattias: Alles auf dem Album ist extremer: mehr Rock, mehr Pop, mehr Elektro. Wir haben die Platte in einer für uns sehr intensiven Lebensphase geschrieben und so musikalisch alles weiter ausgereizt. Auf diese Weise ist es authentischer – mehr Dúné.


motor.de: Ihr habt das Album von Jacob Hansen, einem bekannten Metal-Produzenten abmischen lassen. Auf seiner Homepage hat er einen netten Kommentar über euch verfasst: “It’s no metal, but I looove it!” Das hört sich nach einem surrealen Einfluss an.

Ole: Das stimmt! Wir hören jetzt selbst auch viel mehr Metal. Das hat uns eine komplett neue Welt eröffnet. Freunde von uns, die echte Metalheads sind, haben uns Jacob als Produzenten vorgeschlagen, dann haben wir uns ein paar seiner Alben angehört, ein paar Demos mit ihm gemacht und das hat uns umgehauen.
Mattias: Wir hatten ein paar Songs geschrieben, in denen zum Beispiel die Gitarrenparts recht hart waren, kein Metal natürlich, aber wir fanden, das passte super. Und Jacob ist auch ein wirklich herzlicher Typ.

motor.de: Ihr kennt euch nun schon eine halbe Ewigkeit, hat sich eure Art zu kommunizieren mittlerweile verändert?

Mattias: Es ist demokratischer geworden. Mittlerweile bringt sich wirklich jeder ein, was cool, aber auf der anderen Seite auch komplizierter ist.

motor.de: Gibt es bei euch sieben so eine Art Rudelchef?


Ole:
Ich bin der Stärkste, also…
Mattias: Ole ist körperlich am stärksten, aber Cecilie ist auch nicht ohne.
Ole: Stimmt, sie ist hardcore.
Mattias: Wir diskutieren, wir streiten – und am Ende machen wir, was Cecilie sagt.

motor.de: Was waren die größten Versuchungen und Gefahren für Jugendliche in der dänischen Provinz?

Mattias: Dinge zerstören, Dinge klauen, sich besaufen… Zum Glück haben wir unsere jugendliche Energie durch die Musik kanalisiert, anstatt hackedicht in einer dämlichen Disco abzuhängen. Im Nachhinein hat uns das Leben auf dem Land also auch viel gegeben, mal abgesehen von den Schönheiten der Natur, der Stille…

Dúné – Dry Lips



motor.de: Was hat euch, als ihr nach Kopenhagen gezogen seid, am meisten geschockt?

Mattias: Das, was mich zunächst überfordert hat, war all der Stress, der raue Ton und die Aggressivität, die ich so nicht gewöhnt war. In Skive wird man nicht gleich angemotzt, wenn man mal im Weg steht.

motor.de: Wie hat sich eurer Lebensstil mit dem Umzug gewandelt?

Ole: Wir haben zum Beispiel angefangen, Karate zu machen.
Mattias: Deshalb habe ich mir letztens auf der Bühne bei einem Sprung auch aus Versehen mein eigenes Knie an die Nase gehauen, weil ich so dehnbar geworden bin. Die ist jetzt dick und blau…

Interview: Christine Stiller