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Pop Art ist die Kunst des gelungenen Zitats. Und Andy Warhol war der Hohepriester dieser Kunstrichtung. Keiner hat das Vertraute so originell verfremdet und sich der Ikonen der Zeitgeschichte nachhaltiger bemächtigt.
Dass die Dandy Warhols ihrem Namensgeber mal wieder alle Ehre machen, demonstrieren sie bereits mit dem Cover ihres neuen Albums, für das die Band den subversiven amerikanischen Underground-Pop-Art-Künstler Ron English engagierte. “Welcome To The Monkey House” wird geziert von der berühmten Banane, die Andy Warhol für Velvet Underground entwarf, nur ist sie diesmal mit einem Reissverschluss versehen, was wiederum ein anderes bekanntes Cover-Motiv zitiert: “Sticky Fingers” von den Rolling Stones. Und schon sind wir inmitten der musikalischen Welt der Dandy Warhols, deren Songs sich mal mehr, mal weniger merklich aus den Versatzstücken einiger der schönsten Kapitel der Rockgeschichte speisen. Die Single “Bohemian Like You” (von ihrem 2000er Album “Thirteen Tales From Urban Bohemia”) etwa, die dank einer internationalen Vodafone-Kampagne in 25 Ländern chartete, war mit den erdigen Stones-Riffs einer ihrer typischen Husarenstreiche.
“Welcome To The Monkey House” – der Titel ist von Kurt Vonneguts gleichnamiger Kurzgeschichtensammlung aus dem Jahr 1968 übernommen – ist ein weiterer Parforce-Ritt auf der Rock’n’Roll-Zeitmaschine. Diesmal machen Courtney Taylor-Taylor (Gesang, Gitarre, Keyboards), Peter Holmström (Gitarre), Zia McCabe (Bass, Keyboards) und Brent DeBoer (Schlagzeug) an unvermuteten Eckdaten der Geschichte halt. Ihre Zeitreise führt in die frühen Achtziger, als manierierte Grooves und coole Keyboardsounds State-of-the-art waren. Für die Authentizität dieses Unterfangens sorgen unter anderem die Zeitzeugen Nick Rhodes und Tony Visconti, die Courtney Taylor-Taylor als Co-Produzenten zu Rate zog. Nick Rhodes, ehemaliger Keyboarder der New-Romantic-Band Duran Duran, steht für Gestus, Glamour und Grössenwahn jener Ära. Der typisch artifizielle Pseudo-Funk bestimmt denn auch Songs wie “I Am A Scientist” (mit dem Chic-Gitarristen Nile Rodgers als Gast), “We Used To Be Friends” und “I Am Over It”. Tony Visconti, legendärer Studio-Wizzard aus New York, der schon T.Rex produzierte und mit David Bowie einige Alben aufnahm, bringt genau diese Erfahrungen ins Spiel. “Hit Rock Bottom” ist ein schwerblütiger Bolan-Boogie par excellence und das gemeinsam mit Evan Dando (Ex-Lemonheads) komponierte “You Were The Last High” lässt Bowies Klassiker “Ashes To Ashes” wie Phönix aus der Asche wiederauferstehen. Auf “I Am Sound” kommt es zu einem weiteren Déjà-Vu-Erlebnis mit jenem Sound, der Bowie-Kenner von Alben wie “Scary Monsters” vertraut sein dürfte.
In ihrem Masterplan, verdorrte Felder der Rock’n’Roll-Geschichte neu zu bestellen, haben die Dandy Warhols schon ein paar hervorragende Ernten eingefahren. Bereits auf ihrem Debütalbum “Dandy Rules OK” aus dem Jahr 1995 waberten verkiffte Klangschwaden der Marke Velvet Underground durchs Album. Dazu trugen die Songs unmissverständliche Titel wie “Lou Weed”. Zwei Jahre später baute das Quartett aus Portland, Oregon auf dem Album “The Dandy Warhols…Come Down” ihr psychedelisches Panoptikum zu einem perfekten Trip aus und landete mit “Not If I Were The Last Junkie On Earth” ihren ersten Hit. “Thirteen Tales From Urban Bohemia” demonstrierte schliesslich, dass sie die Beatles und Stones, Velvet Underground und die Stooges mittlerweile so überzeugend verinnerlicht hatten, dass kaum mehr Wünsche offen blieben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Dandy Warhols nun weitgehend auf die üblichen Verdächtigen verzichten und sich auf “Welcome To The Monkey House” einer anderen Ära widmen. “Plan A” weist als Gastsänger sogar Simon LeBon auf, den Sänger von Duran Duran, einer der grossen Jet-Set-Bohemiens seiner Zeit, der genau jenen Typus des glamourösen Künstlers verkörpert, auf den sich die Dandys seit jeher eingeschworen haben. Summa summarum, beste Voraussetzungen für eine weitere affenscharfe Galavorstellung der Dandy Warhols. Welcome To The Monkey House!
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