Warum Datarock besser “The Norah Jonesendales” heißen sollten und vieles mehr – hier im motor.de-Interview.

v.l.: Fredrik Saroea, Tarjei Strøm, Thomas Larssen, Ketil Mosnes

Durch ihre Musik für die EA-Computerspiele „The Sims“ oder „FIFA“ wurden Datarock auf der ganzen Welt bekannt. In roten Trainingsanzügen mit schwarzen Sonnenbrillen auf der Nase spielten sie sich rund um den Globus in die Herzen der Fans. motor.de traf die vier Norweger im Vorfeld der Jägermeister Rock:Liga zu einem sehr amüsanten Interview. In einem “todernst zu nehmenden” Gespräch im Freien erzählten die Vier von ihrem Leben nach dem Motto „Sex Sells!“ und wie der Manager von N’Sync sie zu Datarock machte. Außerdem stellte motor.de sie auf die Probe, was ihre Musikkompetenz angeht und wollte unter anderem auch ihre Meinung zu Culture Beats „Mr. Vain“ hören.

motor.de: Heute Abend spielt ihr auf der Jägermeister Rock:Liga, einem Bandbattle. Habt ihr denn irgendeinen Masterplan, wie ihr heute den Sieg einfahren werdet?

Frederik: Ja, den haben wir…
Tarjei: Aber wenn wir dir das erzählen, dann müssen wir dich töten. (lacht) Da das Interview ja erst nach dem Auftritt veröffentlicht wird, können wir es ruhig verraten.
Frederik: Okay, wir erzählen es dir und derjenige, der es dir steckt ist: Kjetil Mosnes! (zeigt auf seinen Bandkollegen, der total überrascht war)
Ketil: (überlegt kurz) Wir werden uns eigentlich nur auf Sex beziehen.
Tarjei: In Norwegen ist Sex gerade sehr angesagt.
Frederik: Ja richtig, es war eine Zeit lang nicht ganz so angesagt, aber jetzt ist es wieder richtig populär!
Tarjei: Wir müssen uns also nur ausziehen.
Ketil: In der Tat sind wir sowieso keine Musiker und haben auch keine guten Songs. Wir haben vielmehr eine ganze Menge an sexueller Energie.

motor.de: Eure Devise für den heutigen Abend lautet also „Sex Sells“?

Frederik: Das ist richtig. Wir sind einfach sexy, sowohl für Frauen als auch für Männer, also homo und hetero.
Tarjei: Dazu haben wir diesen Typen hier mitgebracht. (klopft Basser Thomas Larssen freundschaftlich auf die Schulter) Er ist ein bisschen exotisch. (lacht)

motor.de: Damit schlagt ihr die anderen bestimmt. Das mit dem Nacktmachen ist für euch auch gar nicht so schwer. Ihr sagtet einmal, dass ihr unter den traditionellen roten Trainingsanzügen nichts drunter habt.

Tarjei: Richtig. Du siehst also, dass sich der Kreis nun schließt.
Frederik: Für eine ganze Weile war das jedoch ein Problem – nämlich zu der Zeit, als wir noch Penisse hatten. Damals fassten die Leute immer unsere Teile an. Das war sehr ungemütlich, weil wir ständig eine Erektion bekamen und da wir alle unter frühzeitigem Samenerguss leiden, haben wir alle unser Penisse entfernt. In weiser Voraussicht haben wir natürlich auch unsere Ärsche abgeschnitten, damit es wirklich nichts anzufassen gibt.

motor.de: Aber ihr habt ja immerhin noch einige Tattoos, dann sieht es wenigstens so aus, als ob ihr etwas anhättet.

Tarjei: (lacht) Das sind aber keine richtigen Tattoos. Beim Auftritt sind die dann alle weggewaschen. Aber Frederik versucht sich hier Kleidung wachsen zu lassen (langt ihm in den Ausschnitt und zeigt seine Brusthaare)
Frederik: Nein, das stimmt nicht. Das sind keine Haare. Das ist Paul Stanleys (Mitglied der Rockband Kiss) T-Shirt.

motor.de: Das ist aber interessant. Normalerweise seid ihr ganz in Rot gekleidet und auch euer aktuelles Album bekam den Titel „Red“. Warum denn gerade diese Farbe?

Frederik: Weil rot die Farbe von Sex und Leidenschaft ist. Aber auch von Blut, das von deinem Gesicht herunterläuft, wenn dich einer ein bisschen verkloppt. Natürlich darf man den politischen Aspekt der Farbe auch nicht außer Acht lassen und letztendlich ist es einfach eine schöne Farbe.

motor.de: Wird es eventuell einmal eine andere „Datarock-Lieblingsfarbe“ geben. Ist das nächste Album vielleicht blau oder grün?

Frederik: Wird es ein neues Album geben? (lacht)
Tarjei: Wenn es eine neue Platte gibt, wird sie einfach nur „Nude“ heißen. Wir werden also überhaupt keine Anzüge tragen, sondern nur nackt sein.
Frederik: Vielleicht heißt die neue Platte auch: „Free CD Inside“.

motor.de: Warum denn gerade „Free CD Inside“? Ihr seid scheinbar typische Rock’n’Roller, die nicht Musik machen, um damit Geld zu verdienen.

Frederik: (winkt ab) Aaach, auf die Knete scheißen wir! – Nein, die Wahrheit ist, dass wir alle Adelige sind und schon mit einem Haufen Geld auf die Welt kamen. Wir kümmern uns also deswegen überhaupt nicht um Kohle. (Anm. d. Red.: In dem Moment fährt ein Motorrad vorbei und hat eine Fehlzündung.)
Tarjei: (zum Fahrer) Hey Dude, wir machen gerade ein Interview! – Habt ihr gesehen? Das war einer von der anderen Band. – Wartet nur bis heute Abend!
Frederik: (beruhigt seinen Bandkollegen) Heyhey, ganz ruhig! Das war nur eine alte Frau.
Tarjei: Ach so okay, dann muss ich mich entschuldigen. Machen wir weiter.

motor.de: Ist es euch somit auch egal, wenn eure Musik illegal ins Internet gestellt wird?

Frederik: (sich dumm stellend) Was ist das Internet überhaupt? Was ist denn überhaupt der Unterschied ob man die Musik jetzt ins Internet oder in den CD-Player tut?
Tarjei: Nein, im Ernst. – Das ist uns wirklich egal, so lange die Leute unsere Musik hören, passt das.
Frederik: Genau. Und das tun sie, solange sie Sex haben.

motor.de: Den richtigen Durchbruch habt ihr durch die Zusammenarbeit mit EA geschafft. Durch die weltweite Verbreitung der verschiedenen Computerspiele seid ihr um den Globus herum bekannt geworden. Das ging alles sehr schnell. Wie war das für euch?

Tarjei: Die Sache ist doch die, dass Leute, die Computer spielen, sehr selten Musik kaufen oder auf Konzerte gehen. Wir erreichten also somit Leute, die wir sonst nicht erreichen würden.
Frederik: (schaut Tarjei ungläubig an) Ich würde behaupten, dass Computerspieler einfach mehr mit Masturbieren beschäftigt sind. Und wir stehen ja eher für echte sexuelle Beziehungen. Es hat uns daher also überhaupt nicht geholfen, einen Soundtrack zu irgendwelchen PC-Spielen beizusteuern. (lacht)

motor.de: Vor Datarock habt ihr Punk und Metal-Musik gemacht. Wir kam es dazu, dass ihr bei Datarock noch elektronische Beats mit hineingenommen habt?

Frederik: Wir dachten einfach, es gäbe einen großen Markt dafür, den man erobern müsse. Das Gute daran war, dass wir nicht einmal irgendetwas selber machen mussten. Wir konnten ein paar Ghostwriter engagieren, die für uns die Texte schrieben – dass wir die ersten Songs daheim auf unserem Computer aufgenommen haben, ist natürlich auch nicht die Wahrheit. Wir haben wirklich teure Programmierer, die einen Haufen Geld kosten und die machen das ganze Zeug.

motor.de: Ach so! Die Musik macht ihr gar nicht selbst.

Tarjei: Neeeein! Wir sind nur das Gesicht von Datarock.

motor.de: Ihr steht lediglich auf der Bühne und macht einen auf Sexsymbol.

Frederik: Ja, genau. Du machst uns das Interview wirklich einfach. – Nein, in Wirklichkeit ist es doch so, dass `N Sync in der Hölle schmoren und sich niemand mehr für die Backstreet Boys interessiert, oder? – Und Boybands sind eben nicht mehr in. Dann aber kam deren Manager auf uns zu und sagte: ‘Ihr Jungs, ihr macht doch so tollen Punkrock und Trash-Metal, aber macht keine Kohle damit!’ Darauf sagten wir, dass uns Geld egal wäre, worauf er dann meinte: ‘Aber Boybands haben doch viel mehr Sexappeal als Metalbands!’ Und damit brachte uns dann dieser Manager dazu, uns überhaupt zu gründen. Er hier kommt ursprünglich von den Chippendales (und deutet auf Tarjei). Ketill haben wir bei den Wikingern gefunden und der hier ist eigentlich der Bruder von Norah Jones (zeigt auf Thomas). Eigentlich hätten wir uns „The Norah Jonesendales“ nennen müssen.

motor.de: Wieder zurück zum Bandbattle, zur Jägermeister Rock:Liga…
Tarjei: …zählt eigentlich das Interview auch dazu, damit man heute Abend gewinnen kann?

motor.de: Nein, natürlich nicht, aber ihr könnt gern eine Kampfansage an die anderen Bands in unsere Kamera raushauen.

Frederik: Okay, dann mach du das mal (zeigt auf Tarjei)
Tarjei: Ich tendiere aber eher dazu freundlich zu den Bands zu sein und dann ihnen den Dolch in den Rücken zu stoßen. Aber ich mach trotzdem eine:

Nach dem Interview wurden Tarjei noch folgende Songs vorgespielt, die es zu kommentieren galt:

The Ramones – Blitzkrieg Bop
Katzenjammer – A Bar In Amsterdam
Culture Beat – Mr. Vain
MGMT – Electric Feel
Devo – Whip It

Hier die Reaktionen im Clip dazu:


Text und Interview:
Florian Kroha