Ihr aktuelles Album “Narrow Stairs” führte Death Cab For Cutie noch einmal für drei Konzerte nach Deutschland. Motor.de war in Berlin dabei und sah ein königliches Konzert.

Selten wurde ein Konzertsaal der Band des Abends so gerecht. Der Admiralspalast zu Berlin erstrahlte am Dienstagabend in alt ehrwürdigem Glanz. Stilvoll, groß und edel bot er Death Cab For Cutie ein perfektes Ambiente für das vorerst letzte Konzert ihrer Europatour.
„Hello, we are a band called Death Cab For Cutie, from Seattle/Washington.“ So bescheiden aber selbstbewusst wie diese Begrüßung, so die Band. Spätestens seit ihrem fünften Album „Transatlanticism“ 2003 spielen sie auch in Europa vor ausverkauften Tausender-Hallen. Für das darauf folgende „Plans“ wechselten sie zu einem Major und wurden trotzdem zu Indie-Helden. Mit „Narrow Stairs“, der aktuellsten Platte, schrieben sie sich auf den Pop-Olymp: Platz 1 in den US Charts.

Ihrer eigenen Historie schienen sie an diesem Abend Tribut zu zollen. Sie ließen jeden Song-Eckpfeiler ihres Erfolgs Revue passieren. Gleich zu Beginn überschwemmt „New Year“ die Menge mit einer Emotionswelle. Applaus schwappte auf dem Parkett zurück, auf den mit Gold verzierten Rängen des Admiralspalasts spürte man allerdings Ergriffenheit. Scheinbar zu lange hatten Death Cab For Cutie in Deutschland auf sich warten lassen, als dass man jetzt wild jubeln anstatt genießen sollte.

„Crooked Teeth“, „Soul Meets Body“, jede Note jeder Hymne schien das Publikum aufzusaugen und für schlechte Zeiten, sprich Tourpausen, zu konservieren. Nur „I Will Follow You Into The Dark“ war entgegen seiner reduzierten Akustik-Natur der Mitbrüller schlecht hin.

Mit Songs vom neuen Album hielten sich DCFC auffallend zurück. Klar gab es die erste Single Auskopplung „I Will Possess Your Heart“ oder „No Sunlight“. Ein bloßes Promokonzert für „Narrow Stairs“ wurde es aber glücklicher Weise nicht. Vor dem überlebensgroßen Cover des neuen Albums, präsentierten sie ihr Schaffen aus elf Jahren mit Haut und Haaren. Sie spielten energisch, mit Körpereinsatz, fast hart und erweiterten ihren Albumsound um eine ungeahnte rauhe Ebene.

Death Cab For Cutie: vier sympathische Nerds sind die elegantesten Rebellen des Pops. Selten wurde eine Band einem Konzertsaal so gerecht.

Florian Sievers