Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, in denen jede Woche gerade mal drei neue Filme in die Kinos kamen? Nö, ich auch nicht. Heutzutage wird scheinbar jeder Pups auf die große Leinwand gebracht, ganz unabhängig davon, ob die Zahl der Kinosaal nun bedeutend steigt oder das Publikum immer noch ein paar zusätzliche Groschen für noch einen Kinobesuch mehr beiseite legen kann. Diese Woche stellt da keine Ausnahme dar – und immer stellt sich die gleiche Frage: wer soll das alles gucken? Um weder Zeit noch den Überblick zu verlieren, sparen wir uns also an dieser Stelle großes Gequatsche und legen die Kürze in die Würze!

Ananas Express

Für alle, die es nicht stört, wenn die Jungs auf der Leinwand bekiffter sind als man selbst: „Ananas Express“, der Seth Rogen und James Franco irgendwann von einer Stoner-Komödie in einen Gangsterfilm stolpern lässt.

High School Musical 3

Für alle, an denen der Musikunterricht damals in der Schule nicht spurlos vorbeigegangen ist: „High School Musical 3“, natürlich mit den gleichen singenden und tanzenden Sternchen wie in den ersten beiden (Fernseh-)Teilen, die damit endgültig zu alt für die High School sind.

Die Stadt der Blinden

Für alle, die immer noch glauben, dass eine Nobelpreis gekrönte Vorlage automatisch gutes Kino ergibt: „Die Stadt der Blinden“, der trotz Julianne Moore, Gael Garcia Bernal, Mark Ruffalo und der Vorlage von José Saramagodas Gegenteil beweist.

Nordwand

Für alle, denen der Sinn nach Heimatfilm steht, ohne dass sie Lust haben auf das bayerische Geschwätz von Herrn Rosenmüller: „Nordwand“, in dem Benno Fürmann, Florian Lukas und Johanna Wokalek kraxeln dass es Leni Riefenstahl eine Freude gewesen wäre.

Anonyma

Für alle, die sich Nina Hoss nicht nur am Theater und in Petzold-Filmen anschauen wollen: „Anonyma – Eine Frau in Berlin“, der beweist, dass Frau Hoss so fantastisch spielt, dass sie selbst einen Film rettet, der eigentlich eher als TV-Zweiteiler für Veronica Ferres taugt.

Old Joy

Für alle, die es zu schätzen wissen, dass auch US-Regisseure weit weg vom Hollywood-Mainstream drehen können: „Old Joy“, ein kleiner, ganz stiller Geheimtipp von Kelly Reichhart, in dem Will Oldham alias Bonnie Prince Billy eine Hauptrolle spielt.

Salo oder Die 120 Tage von Sodom

Für alle, die in den Siebzigern noch nicht geboren oder zumindest nicht volljährig waren: „Salo oder Die 120 Tage von Sodom“, das wiederaufgeführte und selbst nach heutigen Maßstäben durchaus noch skandalträchtige Meisterwerk von Pier Paolo Pasolini.

La Bohème

Für alle, die gerne ins Kino gehen und trotzdem Opern-Fans sind: „La Bohème“ mit der unvermeidlichen Anna Netrebko, die nach den Salzburger Festspielen und dem „Wetten dass“-Sofa nun auch noch die Leinwand erobert.

Hidden Heart

Für alle, die bei Dokumentationen nichts gegen Schnee von gestern haben: „Hidden Heart“, der noch einmal von der ersten menschlichen Herztransplantation im von der Apartheid geplagten Südafrika der späten Sechziger erzählt – und trotzdem nicht langweilt.

Text: Patrick Heidmann