(Foto: Patrick Jasim)
Wenn sich Francesco Wilking (Tele), Felix Weigt (Spaceman Spiff), Max Schröder (Tomte) und Moritz Krämer (Moritz Krämer) treffen, um zusammen zu musizieren, dann wird nicht mit Begriffen wie "Supergroup" gegeizt. Der 2012er EP "Unzufrieden" folgte im Herbst 2013 das Debutalbum "Schau in den Lauf Hase". Jetzt, wo wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und sich auf die Frühjahrstour gefreut und vorbereitet wird, haben wir die Gruppe getroffen, um kurz Résumé zu ziehen.
motor.de: Was hatte euch dazu bewegt, ein neues Projekt zu starten?
Francesco Wilking: Das ist einfach so passiert! Wir haben einen Aufritt zusammen hingelegt, Moritz und ich. Das hat so Spaß gemacht, dass wir das nochmal machen wollten. Wir wollten aber nicht einfach nur so schrummeln, sondern wir wollten eine Band. Dann haben wir uns gedacht, wir würden gerne noch mehr machen, auch Songs aufnehmen und richtig Musik machen. Es ist einfach passiert über Freundschaften! Weil Max und ich uns schon länger kannten und Moritz auch schon bei Felix gespielt hat. Daraus wurde dann irgendwie, halb aus Versehen eine Band mit der wir Lust hatten zu touren und eine Platte aufzunehmen. Erst eine EP und dann eine Platte.
motor.de: Hat Berlin euch auf eine Weise verbunden?
Moritz Krämer: Nein, wir sind ja schon ewig hier und haben uns alle eher zufällig kennengelernt.
Max Schröder: So viel Hauruck gab es nicht. Es hat auch so geklappt.
Würdet ihr sagen, dass das Projekt euch jetzt in euren eigentlichen Projekten ausbremst? z.B. bei dir Moritz Filme, andere Bandprojekte etc.?
Moritz Krämer: Die Sachen wechseln sich immer so ab. Jetzt haben wir über ein halbes Jahr aufgenommen, dass war das, womit ich mich am meisten beschäftigt habe. Jeder macht halt seine Sachen, die so irgendwo sind, dass wechselt sich immer so ab. Ausbremsen würde ich nicht sagen, denn das wäre ja eher etwas negatives, aber so fühlt sich es nicht an! Das ist in dem Moment das, worauf man Lust hat, was sich gerade gut anfühlt!
Welcher Song gefällt euch persönlich am besten vom Album und spiegelt euch am meisten wieder?
Francesco Wilking: Ich finde alle Songs auf der Platte gut, was natürlich unser Bandgefühl und die Musik wiederspiegelt, ist unsere Single „ Was machst du da“. Kann man das so sagen?
Felix Weigt: Kann man so sagen!
Francesco Wilking: Nein, wir mögen tatsächlich alle Songs! Für diese Band und diese Platte steht, dass wir alle Lieder, die wir aufgenommen haben, auch auf unsere Platte gemacht haben. Es gab keine Abstimmung a la „Ich hätte gerne nur diese Lieder drauf, dieses mag ich jetzt aber nicht so, jenes ist aber mein Lieblingslied“. Das war wirklich so, dass wir alle Lieder ins Herz geschlossen haben.
motor.de: Das klingt super, von sogenannten Füllsongs kann also nicht die Rede sein?
Max Schröder: Das ist gar nicht passiert, weil alle Songs toll sind. Es gab eher das Problem, dass es zu viele Songs waren. Ich würde nicht sagen, dass es genau der eine Song ist. Die sind alle so gemeint und gleich wichtig!
Felix Weigt: Der Kern an der Sache war alles zuzulassen, das hat mir am meisten Spaß gemacht. Da gibt es kein Lied, wo einem der Stil am meisten gefällt, sondern dass sie alle ein wenig anders sind, wobei trotzdem alles zusammen klebt und sich nicht nach total unterschiedlichen Sachen anfühlt. Es sind viele unterschiedliche Sachen drin! Mir gefällt genau das und deshalb nicht genau ein Song, sondern das Ganze.
Motor.de: Liegt es daran, dass ihr alles offen gelassen habt? Gab es einen Song den nur einer von euch geschrieben hat und der Rest abgesegnet hat?
Francesco Wilking: Abgesegnet kann man jetzt nicht sagen, da wir die ja alle zusammen aufgenommen haben. Es gab kein Lied, was jetzt einer geschrieben hat oder wo einer alleine alle Instrumente gespielt hat. Aber es gab Lieder die mehr fertig in die Band kamen und welche, die weniger fertig in die Band kamen. Oder Songs die vorher noch gar nicht existiert haben, die wir erst zusammen entwickelt haben.
motor.de: Wer ist für euch einer der inspirierensten Künstler in Deutschland?
Francesco Wilking: Darf man auch so Leute wie Albrecht Dürer nennen?
Felix Weigt: Hannes Wadern, Bach und Kraftwerk.
Francesco Wilking: Du musst noch einen Rapper sagen, Max!
Max Schröder: Smudo
Einwurf in das Chaos – CÄTHE ?
Francesco Wilking: Ich find Cäthe Super, total interessant! Denn wir hatten letztens diese verschiedenen Ansichten, da haben sich irgendwie Welten zwischen mir und Moritz aufgetan, weil ich die neue Single „Tambula Rosa“ gehört habe und zu Moritz gesagt hatte: „ich finde das Lied total super, aber ich hab kein Wort verstanden!“ und Moritz meinte:„ Die singt total deutlich!“ Und da hab ich gemerkt, wie verschieden man Sachen hören kann.
Weiterer Einwurf: Thees Uhlmann?
Max Schröder: Ich mag es allgemein nicht, über andere Künstler in Interviews zu reden, weil es anders da steht als gesagt. Es liegt nicht an dir, sondern an dem Thema, weil es einfach zu groß ist.
Francesco Wilking: Ich kann verstehen, wo es her kommt, weil man immer gerne wissen möchte wie Künstler über andere Künstler denken. Es gibt Leute die das tatsächlich mögen, die wollen gerne sagen „ich stehe hier und sage das ist nicht gut." Ich mag das aber eigentlich auch nicht so wirklich, weil wenn man irgendwas sagt, dann steht das im Raum und mein Verhältnis zur Musik, verändert sich ja auch ständig. Es kann sein, dass ich Sachen gut finde und morgen nicht mehr und deswegen ist es ein wenig schwierig so etwas zu sagen, denn das liest oder hörst du dann irgendwo, und denkst dir nur: „ach Scheiße, meine Meinung hat sich jetzt irgendwie geändert!“. Es hat nichts mit Politik zu tun, wo man sagt ich bin generell gegen Kriege oder bin generell gegen die Art von Musik. Wenn ich etwas richtig Super finde, dann sage ich, „ich bin Fan… Fan von Bob Dylan“.
Wie findest du das Album denn?
Im Vergleich zu Tomte und der ersten Soloplatte bin ich wirklich enttäuscht. "Die Bomben meiner Stadt machen Boom Boom Boom"??
Francesco Wilking: Das ist ja nur der Refrain! Meinst du er schreibt jetzt andere Texte als vorher?
Ich glaube schon.
Francesco Wilking: Da muss ich nochmal genauer reinhören. Ich hab eigentlich ein paar Lieder gehört und hatte schon das Gefühl, dass er seinen Stil weiterführt. Also bestimmte Arten von Bildern, Sprache die immer da ist und die ihn auch ausmacht. Ich hatte jetzt nicht das Gefühl, dass er jetzt so eine Söhne Mannheimsplatte macht. Na gut, ist auch ein weiter Weg zur Söhne Mannheimsplatte!
Felix Weigt: Er singt anders, er macht nicht mehr diese Froschgeräusche…
Max Schörder: Er dehnt die Vokale nicht mehr.
Francesco Wilking: Tobi Kuhn wahrscheinlich so: „Thees war super, aber kannst du versuchen den Vokal nicht so zu machen?“.
Wie findet ihr, dass Cro jetzt Mc Donalds Werbung macht?
Moritz Krämer: Alle machen Mc Donalds Werbung!
Francesco Wilking: Die Anderen sind alle nur Schauspieler, die haben eh kein Gesicht.
motor.de Auch manche Fußballspieler.
Francesco Wilking: Fußballspieler dürfen sowieso alles!!
Aber die sollten doch eigentlich Fitness repräsentieren?
Felix Weigt: Das hat Heidi Klum doch auch gemacht!
Moritz: Das ist wie ein Teil der Karriere, wenn die gut kicken, dann bekommen sie einen Werbevertrag und wenn nicht, bekommen sie keinen.
Francesco Wilking: Wenn du dir einen Werbeblock anschaust, sieht du Schweinsteiger fünf mal.
Max Schörder: Von Fußballern wird auch gewünscht, dass sie keine politische Haltung annehmen.
Francesco Wilking: Ich finde, das ist ein interessantes Ding, bei Fußballern ist es eher ein Erfolgsbarometer, je größer du bist, desto mehr Sticker hast du an dir kleben, wenn du interviewt wirst und desto mehr Zeit des Werbeblocks nimmst du ein. Bei Schauspielern ist es ein wenig schwieriger, denn sie verkaufen dann auch einen bestimmten Charakter, für den sie werben. Bei Musikern denke ich mir, zum Beispiel bei Cro, dass er nichts in einer Mc Donalds Werbung zu suchen hat! Denn der schreibt Texte, in denen es um etwas Bestimmtes geht und er macht Musik, die ein bestimmtes Gefühl verkörpern möchte. Wenn „Bigger than Life Stars“, wie Michael Jackson Werbung für Pepsi mache, ist das was anderes.
Felix Weigt: ich finde die Werbung auch nicht besonders gut.
Moritz Krämer: Letztens hast du noch gesagt, es ist genial…
Felix Weigt: Es ist genial von Mc Donalds, den Schachzug zu machen, sich Stars und Celebrities zu suchen, die eigentlich für Haltung oder besser gesagt für so Gymnasiasten-Typen stehen. Wie zum Beispiel Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen- die stehen für integre Unterhaltung. Es sind keine Plattnasen!
Francesco Wilking: Trotzdem können die bei mir immer noch was kaputt machen, wenn z.B Moritz Bleibtreu im Interview sagt, auf die Frage: „es gab ja diese große Diskussion, warum sie jetzt für Mc Donalds Werbung machten und er antwortete mit: „Dafür kann ich mir spannendere Filme aussuchen“ . Es ist eine 0815 Erklärung, es klingt für mich eher „Ich mache lieber eine Zweisekunden Mc Dondals Werbung, als einen Scheiß-Film zu drehen!“
Moritz Bleibtreu hat sich ja auch gegen die Gegner dieser Werbung ausgesprochen. Aber was hat er noch mal gesagt?
Felix Weigt: „Derjenige, der mich dafür kritisiert, dass ich für Mc Donalds Werbung mache, dem möge die Hand abfaulen.“ Und ich kann verstehen, dass der Bleibtreu sich da in die Ecke gedrängt gefühlt hat, aber das Argument zu sagen, er würde für jedes Produkt, was er konsumiert auch Werbung machen, ist Bullshit. Denn es ist ein Unterschied, ob ich mir einen Nike Turnschuh anziehe und es mit mir selbst ausmache, kindergenähte Turnschuhe zu kaufen, oder andere Leute öffentlich dazu animiere, sich Turnschuhe von Kindern genäht zu kaufen… ist etwas ganz anderes, genauso bei Mc Donalds. Es gibt wahrscheinlich bei jedem eine Schmerzgrenze, ab der er käuflich ist. Da kann man sich auch echt nichts vormachen.
Francesco Wilking: Aber es wäre sympathisch, wenn einer die Hose runterlassen würde und auf so eine Frage antworten würde „Sorry, dass war echt MEGA viel Kohle“.
Felix Weigt: Das läuft auf verschiedenen Ebenen, gerade Musiker, also richtig bekannte Musiker spielen auch auf Galas.
Francesco Wilking: Aber es hat immer etwas damit zu tun, wie du es in Einklang bringst mit deinem Bild. Elvis Castello ist ein cooler Typ und wenn ich jetzt feststellen muss, er spielt den Song für die neue Iphone-Werbung…
Moritz Krämer: Was? Es gibt ein neues Album?
Felix Weigt: Es gibt schlimmere Firmen.
Alle: Apple ist OK.
Motor.de: Jetzt mal Butter bei die Fische: Eine Halbe Millionen für eine Mc Donalds Werbung mit euch.
Francesco Wilking: Wie viel war das nochmal? Och Scheiße..
Und dann geht einer von euch zurück und sagt ich mach’s?
Francesco Wilking: Genau, Burger King ist kein Problem.
Max Schröder: Es ist halt so, du stellst dir die Frage neu, wenn der Teufel an die Tür klopft. Als Schauspieler kannst du das ja auch immer mit Rollen begründen, aber das sind eigentlich auch nur Ausreden! Es ist ein Produkt und als Musiker ist es auch mehr deine Kunst, die du darstellen kannst und die auch was sagen soll und machen soll. Ich find das immer schwierig, so etwas als Ausrede zu nehmen. Und es ist auch keine gute Ausrede, wenn du sagst, das Geld hat gestimmt.
Francesco Wilking: Du begibst dich sofort auf dünnes Eis, in einen anderen Kontext.
(Foto: Tapete Records)
Seid ihr als Musikhörer auch in den Kreisen unterwegs, die der Höchsten Eisenbahn nahe sind, oder seid ihr auch in anderen Richtungen bewandert? Wie z.B Rap?
Max Schörder: Fran, du bist so ein wenig im Rap zu hause oder?
Francesco Wilking: Stichwort Hip Hop, was meinst du damit? Wir machen ja weitestgehend Rap…
Ach ja, auf dem Splash hab ich euch auch gesehen, auf der Mainstage!
Felix Weigt: Auf dem Splash würde ich auch spielen.
Francesco Wilking: Ach komm, da spielen doch auch Leute, die keinen Rap machen!
Naja größtenteils schon.
Francesco Wilking: Aber Clownsrapper waren doch auch da oder?
Teilweise, aber die schaut man sich ja nicht an.
Francesco Wilking: Wer hat da dieses Jahr gespielt?
Casper….
Francesco Wilking: Na, das ist doch kein Rap!
Huss und Hodn?
Francesco Wilking: Gibt's die noch? Sie heißen ja nicht mehr Huss und Hodn. Aber die find ich Super, die habe ich auch letztens gesehen. Er rappt: „Was mich an dir an Josef Göbbels erinnert: Du machst einen auf hart, aber bist eigentlich behindert“
(Jenny-Francis Kussatz)
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