Pünktlich zum Jahresbeginn, wo alle noch fest und mit Inbrunst an den guten Vorsätzen für 2007 festhalten, sei mal wieder auf eine altbewährte Weisheit hingewiesen, die immer wieder dann hilfreich ist, wenn man zu sich selbst wieder einmal zu streng ist: Das ganze Leben ist ein Spiel! Zumindest das Kino vermittelt in der ersten Filmwoche des Jahres mal wieder diesen Eindruck.

Spiel auf Bewährung“ heißt passender Weise gleich einer der neu angelaufenen Filme, und wenn man sich den so anschaut, ist man auf jeden Fall froh, wenn das eigene Leben kein Footballspiel ist. Denn wie immer in amerikanischen Sportfilmen müsste man mit einem politisch korrekt gemischten Grüppchen Problemjugendlicher darum konkurrieren, wer am schnellsten durch den Sport zu einem bessern Menschen werden darf. Außerdem würde beharrlich ein zwischen Ehrgeiz und Autorität schwankender Coach mit grimmiger, aber verständnisvoller Miene über unsere Schulter gucken und uns zu rührenden Höchstleistungen sowohl auf als auch jenseits des Sportplatzes treiben. Letzterer wird im Kino aktuell übrigens von Dwayne „The Rock“ Johnson gespielt, was das nuancierte Mienenspiel gleich wieder ein wenig einschränkt.

Spielerisch geht es, dem Titel entsprechend, auch in „Das Spiel der Macht“ zu. Allerdings geht es hier um ein ungleich freudloseres Spiel als den Sport, nämlich um die Politik. Die Menschen in dieser Romanverfilmung – allesamt gespielt von hochkarätigen Stars wie Sean Penn, Jude Law, Kate Winslet oder Anthony Hopkins – wandeln sich daher im Verlauf der Handlung auch nicht zu besseren, sondern zu schlechteren Charakteren. So ist das scheinbar immer, wenn man der Macht zu nahe kommt, und eigentlich sind solche Mechanismen sicherlich spannend zu beobachten. Aber in diesem Fall neigen die Schauspieler entweder zur Über- (siehe Sean Penn) oder zur Untertreibung (siehe Jude Law) ihrer Kunst, was ein Grund dafür ist, warum keine rechte Stimmung aufkommen will.

Wesentlich gelungener präsentiert sich da „Prestige – Meister der Magie“, in dem das Leben vielleicht nicht unbedingt spielerisch, aber auf jeden Fall magisch präsentiert wird. Der großartige Christopher Nolan („Memento“, „Batman Begins“) erzählt von einem Zickenkrieg unter Zauberern, die sich um 1900 einen Wettstreit um Zuschauer, Frauen und vor allem die besten Tricks liefern. Statt als merkwürdiger Kostümfilm entpuppt sich das ganze tatsächlich als spannender Thriller, besetzt mit den großartigen Hauptdarstellern Hugh Jackman und Christian Bale sowie der omnipräsenten Scarlett Johansson und dem leider viel zu wenig präsenten David Bowie.

Ebenfalls hervorragend sind die Schauspieler in „Verfolgt“, einem deutschen Drama von Angelina Maccarone. Maren Kroymann, die viele nur als Fernseh-Kabarettistin im Kopf haben, und der niedliche Kostja Ullman, der vor ein paar Jahren in „Sommersturm“ sein Debüt gegeben hat, spielen das vermutlich ungewöhnlichste Liebespaar seit langem. Er ist ein jugendlicher Kleinkrimineller, sie seine Bewährungshelferin und völlig unerwartet entdecken die beiden ihre Neigung für ebenso körperliche wie psychologische SadoMaso-Spiele. Wie Maccarone das in elegantem Schwarzweiß und vollkommen unvoyeuristisch in Szene setzt, ist definitiv ein kleines Highlight zum Jahresbeginn.

Sehenswert ist auch der kleine spanische Film „Princesas“ vom sozial immer sehr aufmerksamen Regisseur Fernando León de Aranoa. Natürlich ist der Titel ein subversiver Kommentar, denn die beiden Protagonistinnen sind keine reichen Prinzessinnen, sondern arme Prostituierte in Madrid. Wie gesagt, das Leben ist ein Spiel, und manche ziehen eben die Arschkarte. Trotzdem: ein liebevoller, warmherziger Film mit zwei tollen Schauspielerinnen.

Großartige Schauspieler hat übrigens auch „Schweinchen Wilbur und seine Freunde“ zu bieten, und damit meine ich nicht unbedingt die wieder einmal beängstigend erwachsene Hauptdarstellerin Dakota Fanning. Spannender ist viel mehr die Mitwirkung von Julia Roberts, Steve Buscemi, Oprah Winfrey, John Cleese, Kathy Bates, André 3000, Robert Redford und Jennifer Garner. Nur wird von denen in Deutschland wieder kaum ein Zuschauer etwas mitbekommen, denn sie haben in der Kinderbuchverfilmung nur den sprechenden Tieren ihre Stimmen geliehen. Aber wir sind immerhin dankbar, dass in Deutschland nicht die nervige C-Prominenz ans Mikro musste, sondern ausgebildete Synchronsprecher. So macht die Sache viel mehr Spaß – und manchmal ist das Leben eben auch ein chaotischer Bauernhof… Klebt also nicht so sehr an den guten Vorsätzen, sondern jagt die niedlichen Ferkel – und die guten Filme.

Patrick Heidmann