“Do I have your attention?”, fragt uns Nathaniel Fregoso auf dem Debütalbum “Lie Lover Lie” von The Blood Arm. Zumindest der Aufmerksamkeit diverser Musiker-Mates sind sich The Blood Arm aus L.A. schon seit einiger Zeit sehr sicher. Franz Ferdinand erklärten sie zu ihrer Lieblingsband, Hot Hot Heat schleppten sie mit auf Tour und Maximo Park liefen gar zu Interviewterminen in the Blood Arm T-Shirts auf. Und jetzt sind wir dran, the ordinary Musikhörer. Ladies and Gentlemen, schnallen sie sich an für das neue große Indie-Monster namens the Blood Arm.
Schon seit 2002 beglückten The Blood Arm in L.A. die zwielichtigsten Indie-Kaschemmen mit ihrer Liveshow, ein in Eigenregie produziertes Demo gab es auch schon und man fragt sich ein bisschen, wieso das verdammt noch mal alles so lange gedauert hat. “Das würden wir auch gerne wissen”, zuckt Sänger und designierte Frontsau Nathaniel mit den Schultern und kuschelt sich in die Ledersitzecke des Nightliners. “Außer unseren Musikerkollegen kennt uns ja bisher noch niemand. Aber das wird sich bald ändern”, verspricht Nathaniel und grinst. In einem früheren Leben hat er nach eigenen Angaben an der Filmhochschule von L.A. experimentelle Kurzfilme gedreht, “die sich kein normaler Mensch angucken konnte”. Und dazu gab’s natürlich immer die passenden Soundtracks aus der Feder von Nathaniel. “Mit dem Film ist es so ähnlich wie mit der Musik: Bei beiden projizierst du deine Gedanken, Ängste und Hoffnungen auf dein Publikum”, erklärt der Sänger. Seinen Partner in Crime fand er in Gitarrist Zebastian, den er in einer Karaoke-Bar beim Mitgrölen von Hits der Animals kennen lernte. Anschließend wurde Keyborderin Dyan mit purem Rock’n’Roll verführt, um das Studium für die Band abzubrechen. “Als schließlich unser Drummer Zachary auf einer Party dazu stieß, war das ein ähnlicher Volltreffer wie ‘St. Pepper’ für die Beatles”, erklärt Nathaniel. “Zusammen klingen wir wie eine Ex-Freundin, die dir die Scheiben deines Autos einschlägt.” Oder anders: The Blood Arm rocken irgendwo im Lala-Land zwischen dem ersten Killers-Album, der Campness von Queen und der Tanzbarkeit von Franz Ferdinand. Soviel zu den musikalischen Koordinaten, die sich beim ersten Hören einstellen. Fragt man jedoch genauer nach, wackelt das gute alte Schubladenkonstrukt gleich wieder. Denn Nathaniels persönliche Favourites finden wir in einem ganz anderen musikalischen Kosmos. “Ich war früher großer Fan von Pulp und Blur. Aber richtig inspiriert haben mich vor allem The Fall.” Genau, die Politnerds von The Fall, die seit Jahrzehnten so herrlich nuschelnd die Ungerechtigkeiten des englischen Workingclass-Lebens besingen. “The Fall können einfach über jedes Thema unglaubliche Songs schreiben.” Und so konnte Nathaniel sein Glück auch kaum fassen, als er seine Über-Helden in New York live erleben konnte. Er stürmte kurzerhand die Bühne und küsste Sänger Mark E. Smith vor den Augen des Publikums. “Ich musste es einfach tun. Das war das bisherige Highlight meiner Karriere”, schwärmt Nathaniel – und davon werden noch einige kommen, promised! Unsere Aufmerksamkeit ist The Blood Arm jedenfalls schon mal sicher.
Text: Christine Franz
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