Schon klar, Namen sind Schall und Rauch. Filmtitel aber sind eine Sache für sich. Einerseits sollen sie dem Zuschauer eine Ahnung davon geben, worum es auf der Leinwand geht, aber eben auch nicht zu viel verraten, sondern lieber die Neugier wecken. Mitunter führt das zu rätselhaften Verwirrungen wie „Das Schweigen der Lämmer“, „No Country For Old Men“ oder Clint Eastwoods „Mitternacht im Garten von Gut und Böse“, die eigentlich nur versteht, wer den Film schon gesehen hat. In dieser Woche zeigt allerdings gleich eine ganze Reihe von Filmen, dass es auch schlicht und ergreifend geht.
„Get Smart“ beispielsweise klingt erstmal kurz und knackig, außerdem hieß so im Original die Fernsehserie, auf der die Geheimdienstparodie mit Steve Carrell und Anne Hathaway basiert. Dass der 60er Jahre-Spaß bei uns allerdings unter dem Titel „Mini-Max“ lief, macht die Sache vielleicht doch etwas komplizierter. Außerdem birgt die Doppeldeutigkeit die Gefahr der Häme: denn der Titel bezieht sich natürlich nicht nur auf den Agenten Maxwell Smart, sondern könnte auch ein Aufruf zur Cleverness sein. Und wenn dieser Film eines leider nicht ist, dann clever!
Auch „Mamma Mia!“ kommt im Titel ohne große Geheimniskrämerei aus. Zwar bekommt man nicht wirklich eine Ahnung von der Handlung, aber die spielt bei diesem ganz besonders leichtgewichtigen Musical ohnehin keine große Rolle. Worauf es hier ankommt, ist trotzdem klar: Abba! Abba! Abba! Ach, und natürlich die einzigartige Meryl Streep, die sich wieder einmal wunderbar komisch verausgabt. Darauf verweist der Film zwar nicht in seinem Namen, aber deswegen tun wir es hier umso lieber!
„So ist Paris“, der im französischen Original sogar nur „Paris“ heißt, ist ein weiteres Beispiel für ein klipp und klare Ansage. Der melancholische Episodenfilm, in dem unter anderem ein herzkranker Tänzer, eine überforderte Sozialarbeiterin und ein verliebter Professor vorkommen, spielt nicht nur in Paris, er hat die Metropole auch als eigentliches Thema. Oder sagen wir besser: die französische Hauptstadt ist hier der unumstrittene Star – und spielt selbst Juliette Binoche locker an die Wand.
Wesentlich komplizierter ist es da schon mit „Mala Noche“, hinter dessen Titel man ohne weiteres einen spanischen Film über nächtliche Albträume vermuten könnte. Tatsächlich aber handelt es sich um eine amerikanische Produktion, die noch dazu schon 13 Jahre alt sowie in Schwarzweiß gehalten ist. Die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in einen illegalen Einwanderer aus Mexiko verliebt, ist nämlich das Regiedebüt von Gus van Sant, der sich anschließend anschickte, eine Ikone des US-Independent-Kinos zu werden. Heute dreht er übrigens gerne Filme mit schlichteren Namen: sein kommendes Drama „Milk“ ist ein Biopic über San Franciscos Ex-Bürgermeister Harvey Milk!
Ansonsten herrscht in dieser Woche tatsächlich Klarheit. „Der große Japaner – Dainipponjin“ ist eine herrlich schräge, bewusst trashige Komödie über – genau – einen großen Japaner, der das Land von starrenden Zyklopen und stinkenden Riesenkraken befreien möchte. Und dass in der deutschen Teenie-Story „Freche Mädchen“ ebensolche Pubertierende im Zentrum des Geschehens stehen, versteht sich auch von selbst. Anke Engelke spielt übrigens auch mit, aber Deutschlands weiblicher Vorzeige-Spaßvogel muss wohl nicht zwingend im Titel vorkommen. Tut sie ja im Fernsehen schon oft genug!
Text: Patrick Heidmann
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