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Die Selbstkritik der Woche protokolliert, was wir von Personen oder Institutionen des aktuellen Interesses diese Woche eigentlich hätten hören müssen.
(Foto: Francesco Carrozzini)
Habt ihr ihn vermisst? Schwiegermutters Anti-Liebling Marilyn Manson wird nächsten Freitag mit “Born Villain” ein neues Studioalbum veröffentlichen. Doch was tun, wenn da außer dem ewigen Schock-Rocken nichts mehr ist – und selbst dessen Wirkung erloschen ist?
“Leute, ich bin zurück. Back in Black. Und ich werde euch heimsuchen. In euren Träumen, euren Plattenläden und Kinderzimmern. Vor allen Dingen in Letzteren. Da war ich ja während meiner mitlerweile schon beinahe zwanzigjährigen Karriere öfters zuhause. Ja, die Kids haben meine Poster an der Wand gehabt, meine Kapuzenpullis getragen und sich zu meinen morbiden Aggressions-Liedern das Ableben ihrer Umwelt herbeigesehnt. Gut, die in Littleton haben das damals etwas zu wörtlich genommen. Hey, aber Promo ist Promo. Und ich war doch stets so gern der Schock-Rocker der Nation, Staatsfeind Nummer Eins. Das Ventil all der Missverstandenen. Mit meiner lauten, unkonformen Musik, all dem Kajal und den ganzen Themen. Gut, ich muss eingestehen, dass ist in den letzten Jahren nicht leichter geworden. Inhaltlich hab ich ja schon alles gehabt. Religion, doofe Highschool-Zeiten, Blut, Gesellschaftskritik – hab ich die Religion schon erwähnt? Ich hab ja sogar Nazi- mit Disney-Ästhetik gemischt. War das krass oder? Haben mir meine Kollegen von Rammstein gesagt, dass das immer gut kommt. Die schocken ja auch immer noch auf’s Extremste. Was haben wir zusammen neulich beim Echo das Establishment erschüttert. Gut, dass wir mit Playback eine über zehn Jahre alte Nummer von mir aufgeführt haben, wirkt vielleicht nicht sonderlich provozierend. Aber ihr hättet die Leere in den Gesichtern der Leute sehen sollen. Tja, so mischt man die Majors auf. Ach so, da die haben mich ja auch unter Vertrag. Egal, Promo ist Promo.
Marilyn Manson – “No Reflection”
Ich gebe zu, die Wohlstandswampe wird dicker, die Haare werden dünner und thematisch braucht man in unserer modernen Gesellschaft ja auch niemanden mehr schocken. Ich überlege gerade, ob ich der Sodomie schon mal einen Song gewidmet habe. Muss ich mir mal notieren. Aber ich steck da jetzt halt drin. Also mit Anfang 40 nochmal die Schminke drauf und los gehts – Alice Cooper macht’s ja nicht anders. Was denn sonst? Als Brian Warner unter bürgerlichem Namen mal was ganz anderes machen? Könnt ich ja eigentlich, bin flexibel und vielseitig. Ich könnt auch mal wieder irgend ein sehr junges Model verführen, jemanden anpinkeln oder mich irgendwo entblößen. Irgendetwas muss es doch noch geben? Vielleicht dann doch erstmal die Musik, der alte Mix aus Industrial, Hard-Rock und Metal hat sich ja bewährt. Also nochmal alles beim Alten auf dem neuen Werk “Born Villain”. Ja, ich bin so böse. Songs über Mörder, Schmerzen und Gewalt. Und am besten noch in den gewohnt düsteren Farbtönen. Ein paar seltsam aussehende Gestalten stell ich dann gern noch ins Bild — obwohl, ich seh ja eh schlimm genug aus. Die Falten helfen ja noch zusätzlich nach. Das wird doch sicher irgend jemand kaufen, damit ich bei Rock Am Ring nicht ganz so früh einen Slot bespielen muss. Leute, es ist nicht leicht, mit dieser permanenten Provokation. Am liebsten will ich mich eigentlich nur noch auf mein Schloss zurückziehen und Tee trinken. Aber irgendjemand muss den Job ja machen.”
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