Ob sie nun „Graue Panther“, die „Opel-Gang“ oder das „Katastrophenkommando“ sind, spielt wohl heutzutage keine Rolle mehr. Mittlerweile sind sie ein fester Teil der deutschen Rocklandschaft geworden. Der Weg dahin war sicher nicht immer der einfachste, dennoch war es ein unterhaltsamer. Und wie singen sie so schön? „Wir brauchen keinen Weg, wir sind das Ziel“.

Angefangen hat alles irgendwann Ende der 70er Jahre. Im November 1978 gründeten Andres Frege, Ralf Isbert und Claus Fabian die Band Zentralkomitee Stadtmitte, später nur noch ZK genannt. Der heute legendäre Ratinger Hof war 1979 der Ort des ersten Auftritts der Kapelle. Im Laufe der kurzen Karriere von ZK stießen zwei Mitglieder hinzu, die heute fest im Line Up der Toten Hosen stehen: 1980 stieg Andreas von Holst als Gitarrist ein, Andreas Meurer wurde als Roadie und Fotograf rekrutiert. In Erinnerung geblieben sind ZK durch ihre Musik, die ein Mischung aus Punkrock, Rockabilly, Schlager und Nonsens war. Lieder wie der „Putzfrauensong“ oder „Hurra, ich bin genormt“ setzten dem Hörer hin und wieder ein Grinsen auf. 1981 ereignete sich dann die Auflösung der Band. Fabsi (Claus Fabian) spielt heute bei den Mimmi’s (Ex-Fabis & Der Peanuts Club) und Isi (Ralf isbert) gründete die Panhandle Alks. Die anderen trafen sich wieder einmal im Ratinger Hof.

Dort gründeten Campino (Andreas Frege), Kuddel (Andreas von Holst), Andi (Andreas Meurer), Breiti (Michael Breitkopf, Ex-Aram und Die Schaffner), Walter November (Walter Hartung, Ex-Aram und Die Schaffner) und Trini Trimpop (Klaus-Dieter Trimpop, Ex-KFC) 1982 Die Toten Hosen. Über Konzertankündigungen als „Die Toten Hasen“ blickten sie recht schnell hinweg und ließen verlauten: „Wir sind bereit“. Ein Jahr nach der Gründung verließ Walter November die Band wieder, um sich den Zeugen Jehovas anzuschließen. Nach „Reisefieber“ konnten sie mit ihrer Single „Eisgekühlter Bommerlunder“ einen ersten kleinen Erfolg verbuchen. Das Lied ist heute noch ein gern gehörtes Partylied, auf und neben ihren Konzerten. Ebenfalls 1983 erschien das erste Album der Band, „Opel-Gang“. Im darauf folgenden Jahr zog es sie zur John-Peel-Show (BBC). Die Reisekosten und der Skandal um Norbert Hähnel („Der wahre Heino“, Support-Act der Toten Hosen) führten zu Spannungen zwischen der Band und dem Label EMI. Zur Verwandlung vor dem Landgericht Düsseldorf erschienen die Hosen als Heino verkleidet, der „echte“ Heino siegte und Norbert Hähnel musste seine Rolle aufgeben.

Kurz darauf trennte sich die Band von EMI, um bei Virgin Records zu unterschreiben, wo 1984 ihr zweites Album „Unter Falscher Flagge“ erschien, wegen dem sie erneut vor Gericht mussten: Das Cover zierte unter anderem das Skelett des EMI-Logos, welches nach einer Niederlage vor Gericht entfernt werden musste. 1985 machten sie dann erstmals das Ausland unsicher. Im Auftrag des Goethe-Instituts zog es sie nach Frankreich, später besuchten sie auch Ungarn und Polen. Trini verließ die Band Ende des Jahres, um den Managerposten einzunehmen, den er bis 1992 ausübte. Jakob Keusen übernahm kurze Zeit das Schlagzeug, bevor er die Sticks 1986 an Wölli (Wolfgang Rohde, Ex-Suurbiers) weiterreichte. Nach einem Streit mit seinem Nachbarn wurde Jakob Keusen 1989 in seinem Hausflur erstochen.

Die Premiere von Wölli war zugleich auch die Premiere der Band vor großem Publikum. Auf dem „Anti-WAAhnsinns-Festival“ bei Wackersdorf im Juli 1986 spielten sie unter anderem mit BAP, Grönemeyer, Westerhagen oder Udo Lindenberg. Im selben Jahr erschien auch Album Nummer drei: „Damenwahl“. Ihren ersten Charterfolg feierten sie jedoch mit dem 1987 erschienenen Rote Rosen-Album „Never Mind the Hosen – Here’s Die Roten Rosen“. Auf der Platte coverten sie deutsche Schlager, weshalb der Erfolg von Kritikern oftmals mit dem Argument „Sommerloch“ oder „Kein Lied ist aus der Feder der Hosen“ heruntergespielt wurde. Ebenso erfolgreich wurde „Bis zum bitteren Ende“, das erste Live-Album. Das Album bestand aus Mitschnitten der „Ein bunter Abend für eine schwarze Republik“-Tour 1987.

Ihren Durchbruch erlebten die Toten Hosen 1988 mit ihrem Konzeptalbum „Ein kleines bisschen Horrorschau“, welches die von den Hosen geschriebene Bühnenmusik für das Theaterstück „A Clockwork Orange“ enthält. Unter den Liedern befindet sich auch der Klassiker „Hier kommt Alex“. In der Inszenierung mit Ralf Richter in der Hauptrolle standen die Hosen selbst ein halbes Jahr lang mit auf der Bühne. Der jüngste Erfolg bescherte der Band auch eine ausverkaufte Dortmunder Westfalenhalle während der Frühjahrstour 1989.

Im Jahr darauf spielten sie in Köln als Vorband der Rolling Stones, bevor sie für die taz und den SDR 3 zur Fußball-WM nach Italien reisten, um von dort aus Bericht zu erstatten. Mit „Auf dem Kreuzzug ins Glück – 125 Jahre Die Toten Hosen“ erschien 1990 außerdem das erste Doppelalbum der Bandgeschichte. Danach erfüllten sie sich einen Traum: Auf der „Learning English – Lesson One“ spielten sie alte Punk-Klassiker neu ein und holten dafür die jeweiligen Vertreter an Bord. So befinden sich unter anderem Joey Ramone, Johnny Thunders und Knox auf der Gästeliste. Neben den alten Punk-Helden war auch Posträuber Ronnie Biggs dabei, der zu diesem Zeitpunkt in Rio de Janeiro lebte.

Auf der 92er „Menschen, Tiere, Sensationen“-Tour spielten sie unter anderem in Deutschland, Österreich, Schweiz, Argentinien und England. Ebenso Aufsehen erregend war die Veröffentlichung der Single „Sascha – ein aufrechter Deutscher“. Der Erlös der Single wurde an den „Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ gespendet, insgesamt eine halbe Million Mark konnten gesammelt werden. Die Single gehörte zum 1993 erscheinenden Album „Kauf MICH!“. Auf der Deutschlandtour von U2 begleiteten sie diese als Vorband, bevor sie mit „Reich & Sexy“ ihr erstes Best Of-Album veröffentlichten, welches als „Love, Peace & Money“ auch als englischsprachige Version erschien. Somit waren die Toten Hosen mit drei Alben gleichzeitig in den Charts.

1995 lief der Vertrag mit Virgin aus und sie gründeten mit Jochen Hülder (Bandmanager) die eigene Plattenfirma JKP. Außerdem erhielten sie bei Radio Fritz für ein Jahr eine eigene Sendung namens „Tausend Takte Tanzmusik“. „Opium fürs Volk“ war 1996 das erste auf JKP veröffentlichte Album und das dritte Album, welches Platin erhielt. Enormen Erfolg erreichte auch die Auskopplung „Zehn kleine Jägermeister“. Nach einem Auftritt mit Iggy Pop beim letzten Ramones-Konzert veröffentlichten sie schließlich „Im Auftrag des Herrn“, das zweite Live-Album. Einen Höhepunkt wollte die Band am 28. uni 1997 im Düsseldorfer Rheisntadion feiern. Das 1.000ste Konzert vor 60.000 Zuschauern war gleichzeitig Höhepunkt und Tiefpunkt ihrer Karriere. Auf ihrem Konzert starb ein sechzehnjähriges Mädchen im Gedränge, worauf die Band eine halbjährige Pause antrat.

Ihre „Rückkehr“ hatten sie 1998 mit der Sinlge „Pushed Again“ und einigen Festivalauftritten in Australien, Japan und den USA als Teil der Vans Warped Tour. Außerdem erschien das Rote Rosen-Weihnachtsalbum „Wir warten auf’s Christkind“. Ein weiterer Rückschlag erfolgte 1999, als Wolfgang Rhode die Drumsticks aus gesundheitlichen Gründen an seinen Roadie Vom weitergeben musste. „Unsterblich“ erschien im selben Jahr, Vom und Wölli hatten sich während der Aufnahmen bereits abgewechselt, da Wölli nur sehr verhaltene Stücke spielen konnte.

Als Backgroundband unterstützten sie 2001 T.V. Smith aufgrund seiner Veröffentlichung des Best Of-Albums „Useless“. Es folgte ein Kuba-Aufenthalt und ein Support-Gig für ACDC, bevor es die Düsseldorfer wieder ins Studio trieb. „Auswärtsspiel“ wurde aufgenommen und mit einer dazugehörigen Tour im Jahr 2002 beworben. Währenddessen erschien der zweite Teil von „Reich & Sexy“. Nach der ausgedehnten Tour gönnte sich die Band eine Pause, bevor sie mit „Friss oder Stirb“ 2004 eine EP auf den Markt brachten, die gleichzeitig eine Reihe neuer Veröffentlichungen einläutete: Ihr Auftritt bei Rock Am Ring 2004 erschien als DVD und mit „Zurück zum Glück“ heimsten sie ihre sechste Nummer 1-Platte und eine weitere Platin-Auszeichnung ein. Auf MTV erhielten sie ihre eigene Serie, „Friss oder Stirb“, die das Leben „Neben der Musik“ zeigte. Auch diese erschien wenig später als DVD.

Für Live-8 absolvierten sie im Juli 2005 dann einen Festival-Auftritt in Berlin, wenige Monate später gab es sogar das erste Sitz-Konzert: ihnen wurde die Ehre erwiesen, ein MTV Unplugged-Konzert zu spielen. Im Zuge dessen entstanden die CD und die DVD „Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater“. Das Abschlusskonzert der „Friss oder Stirb“-Tour erschien ebenfalls als DVD („Heimspiel“). Die redlich verdiente Pause hielten sie im Jahr 2006 ab. Campino spielte im Berliner Admiralspalast in der Dreigroschenoper, Vom tourte mit den Spittin’ Vicars und T.V. Smith. Erst 2007 fand sich die Band wieder zum Proben ein. Vor 80.000 Zuschauern spielten sie in Rostock beim „Deine Stimme gegen Armut“-Open Air. Außerdem erschien eine Toten Hosen-Edition des Playstation-Karaoke-Spiels „Singstar“.

Tim Kollande