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DJ Mehdi über das Aufwachsen in der Banlieue, seine Freunde bei Ed Banger und seinen sicheren Hit für die Tanzfläche.
Mehdi Favéris-Essadi alias DJ Mehdi wächt in einer Pariser Banlieue auf und erliegt als Teenager der Faszination der Turntables, womit sein Weg als DJ früh vorgezeichnet ist. Dass er auch ein Freund von Ed-Banger-Gründer Busy P ist, erleichtert seinen Einstieg ins Musikbusiness erheblich. Nach seiner 2006er Platte “Lucky Boy” veröffentlichte Mehdi kürzlich das Remix-Album “Red, Black & Blue”.
motor.de: Du wurdest in einer Pariser Banlieue, einer Vorstadtsiedlung, geboren, die nicht gerade den besten Ruf haben. Wie war es, dort aufzuwachsen?
Mehdi: Es gefiel mir gut. Ich habe eine große Familie, in der der Zusammenhalt stark ist. Alle meine Cousins und Onkel wohnen in derselben Stadt, im selben Viertel. Wir sind zusammen aufgewachsen und mir kam es nie so vor, als ob ich in einer schlechten Gegend leben würde. Es ist einfach der Platz, wo ich herkomme und ich bin sehr stolz auf meine Herkunft. Auf meine Schule gingen ganz unterschiedliche Kinder, reiche und arme, und ich war ein ziemlich guter Schüler. Von Anfang an war Musik ein Teil meines Lebens, zuhause, im Jugendclub, auf der Straße, überall. Sie war Teil unseres Lebens und ist es immer noch.
motor.de: Du warst einer der ersten Künstler, der von Ed Banger Records gesignt wurde und bist seit langem mit Pedro Winter alias Busy P befreundet. Hast du am Anfang erwartet, dass Ed Banger eine so große Sache wird?
Mehdi: So weit es mich betrifft und ohne falsche Bescheidenheit, wir sind immer noch ein paar gute Freunde, die machen, was sie lieben: Musik. Auch heutzutage sitzen nur drei Leute im Ed-Banger-Büro und SebastiAn ist mein direkter Nachbar. Es ist nicht so, dass wir uns nur in großen Hotels in Los Angeles treffen würden. Seit 2003 hat sich nicht viel verändert.
motor.de: Wie hast du die Tracks für “Red, Black & Blue” ausgewählt?
Mehdi: Das war nicht einfach. Als Erstes habe ich mich gefragt, was die Leute von meiner musikalischen Vergangenheit wissen sollten. Was hat sich verändert? Was ist gleich geblieben? Dann mussten wir bei jeder Plattenfirma anfragen, für die ich gearbeitet habe, um die rechtliche Autorisierung abzuklären. Das war ebenfalls nicht einfach. Und am Ende habe ich alles gemixt, damit es auf gewisse Weise homogen klingt.
motor.de: Gibt es einen Track, der nicht auf dem Album ist, den du aber gerne dort gesehen hättest?
Mehdi: Ich hätte gerne meine Ghostface-Killah-, Busta-Rhymes– und Notorious-B.I.G.-Mixe verwendet. Doch leider gab es dabei Probleme mit Universal.
motor.de: Welchen Künstler würdest du liebend gerne noch remixen?
Mehdi: 2009 gibt es so etwas wie ein unerfüllbares Verlangen nach einem Remix nicht. Du kannst einfach ins Internet gehen, dir die Teile besorgen, die du brauchst, und es machen. Dann postest du es noch in deinem Blog oder packst es auf ein Mixtape und fertig ist die Chose. Du willst Jay-Z remixen? Tu’ dir keinen Zwang an! Daft Punk? Die Welt gehört dir! Die Rolling Stones? Der Himmel ist die Grenze!
motor.de: Du hast schon auf verschiedenen Festivals wie Pukkelpop und Primavera aufgelegt. Was ist der Unterschied zwischen Festival- und Club-Sets?
Mehdi: Grundsätzlich passt du deine Performance immer den Leuten und dem Ort an. Wenn du auf einem großen Festival auflegst, musst du auch noch die Leute im hintersten Eck erreichen, die manchmal so weit weg sind, dass du sie kaum siehst – und sie dich kaum sehen. Es ist also etwas völlig anderes, als in einem kleinen Club aufzutreten, wo du die Leute praktisch mit bloßen Händen berühren kannst. Das klangliche Erlebnis, der Sound ist auch sehr verschieden. Manche Tracks funktionieren auf einem großen Soundsystem einfach besser.
motor.de: Welche drei Tracks lassen die Leute überall komplett abgehen?
Mehdi: Ich habe nur einen absoluten Favoriten: “La Gasolina” von Daddy Yankee.
motor.de: Du schreibst auch einen Blog auf coolcats.fr. Wie wichtig ist dir das?
Mehdi: Es macht auf jeden Fall unheimlich Spaß. Und ich liebte es schon immer, zu schreiben. Es ist eine gute Ausdrucksmöglichkeit für die Dinge, die ich nicht in Musik packen kann.
motor.de: Du wirst an Silvester in einem Club in Hollywood auflegen. Was erwartest du davon?
Mehdi: Frieden, Liebe und Spaß haben.
motor.de: Zum Schluss noch ein paar Entweder-oder-Fragen – aber nicht zu Ernst nehmen! East oder West Coast?
Mehdi: In Australien Ost, in Afrika West.
motor.de: Old oder New School?
Mehdi: Altsteinzeit.
motor.de: Bier oder Wein?
Mehdi: Für mich immer Wein, Baby.
motor.de: Vinyl oder Laptop?
Mehdi: CDs.
motor.de: Up oder Down?
Mehdi: Up In The Sky.
motor.de: Sommer oder Winter?
Mehdi: Winter. Pedro Winter, um genauer zu sein.
Interview: Eric Bauer & Kai-Uwe Weser
Photo: FAFI
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