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(Foto: Starkult Promotion)
Die Göteburger Post-Rock-Konstante EF hat am 6. September ihr mittlerweile viertes Album "Ceremonies" veröffentlicht. Nach zehn Jahren gemeinsamen Musizierens haben sie zwischen all dem Tourstress Zeit gefunden, um mit uns über das neue Werk, die Bandgeschichte und das Genre an sich zu reden.
Was können die Fans von "Ceremonies" erwarten? Geht ihr den Weg weiter, den ihr auf den vorherigen Alben engeschlagen habt? Gibt es bei euch überhaupt ein albenübergreifendes Programm?
Ich persönlich sehe da eine Relation unserer aktuellen musikalischen Ausrichtung zu 70er Progressive Rock. Wenn du "Ceremonies" mit älteren Alben von uns vergleichst wirst du merken, dass wir nicht mehr diese Parts benutzen, die sich von 0 auf 100 steigern und in verrückten Postrockorgien enden. Okay manchmal machen wir das vielleicht noch, aber nicht so oft. Obwohl ich sagen würde, dass wir immer noch viel mit Dynamiken arbeiten, aber irgendwie auf eine andere Art und Weise: Die Kombination von interessanten Riffs mit Vocal Parts, eingebettet in einem atmosphärischen Meer aus Sound. Wir versuchen diese Melodien, die so typisch sind für den EF Sound zu behalten. Frühere Reviews beschreiben uns immer als instrumentale Band, die wir auch eigentlich sind, aber wir haben schon immer Gesang drin gehabt, in welchem Ausmaß auch immer. Der Gesang wurde immer nur als weiteres Instrument im Arrangement gesehen. Auf "Ceremonies" wird der Gesang einen zentraleren Platz einnehmen. 2011 haben wir zwei neue Mitglieder aufgenommen, was auch zu einem neuen Kurs im Songwriting beigetragen hat. Wir hatten dann eigentlich ein Album für Anfang 2012 geplant, was nur Delusion of Grandeur (Größenwahn) war, stattdessen endeten wir mit nur einer handvoll unfertiger Songs. Den neuen Sound wollten wir auf einer 10" ausprobieren und gucken, wie er ankommt. Die Reviews waren großartig, wir haben uns also ermutigt gefühlt den neuen Sound zu fahren und sind dann für neue Songs ins Studio gegangen. Zu diesem Zeitpunkt wohnten wir über Europa verstreut und schickten nur Files mit Ideen herum. Um dieses "live" Feeling zu bekommen müssen wir dann im Studio oder Proberaum zusammen jammen. Das meinte ich irgendwie mit den Vergleichen zum 70er Progressive Rock am Anfang.
Ist ein von euch komponierter Song eher ein Moment, den ihr einfangt oder eine Geschichte die ihr erzählt?
Ich würde sagen es sind eher Kompositionen, die einen zu einem bestimmten Moment unsere Lebenssituationen widerspiegeln. Es ist eine Reise durch Gefühle, Farben und Landschaften, die wir zu einer Komposition formen.
Was sind die größten Einflüsse die in eurem Songwriting stecken?
Alle Mitglieder von EF werden von unserem alltäglichen Alltag und Umfeld beeinflusst und diese reflektieren sich dann auch in der Musik. Wir schreiben unsere Musik in Abhängigkeit von dem, was wir fühlen. Zum Beispiel sind die Songs, die wir im Sommer schreiben poppiger und mehr upbeat als im Winter. Dann sind sie dunkler und emotionaler.
Also Ist euer Songwriting grundsätzlicher eher ein kollektiver Prozess und das Ergebnis von Jams, statt dass jemand von Euch fast fertige Ideen einbringt, die ihr dann umsetzt?
Wir haben eine lange Zeit über Europa verteilt gewohnt und sandten uns Ideen hin und her. Auf diese Ideen konnten wir dann aufbauen, als wir uns dann trafen. Dann wird gejammt und der eigentliche Song entsteht. Um das EF Gefühl zu erzeugen müssen wir zwangsläufig im Kollektiv kreativ sein.
Mir schien es, als hättet ihr manchmal mit der Band Immanu El Mitglieder getauscht. Könntet ihr mich aufklären was über die Jahre passiert ist?
Wir haben nun schon seit vier oder fünf Jahren keine Bandmitglieder mit Immanu El ausgetauscht. Davor hat Claes (Vocals/Gitarre bei IE) bei unserem zweiten Album für EF gespielt, aber dadurch, dass beide Bands angefangen haben viel Kraft und Zeit in die Bands zu stecken musste er sich aussuchen, wohin er sein Herz und seine Seele lenken sollte. Emil, der ehemalige Bassist von IE hatte außerdem ein paar Touren mit uns gemacht, weil wir keinen beständigen Bassisten haben seit Mikael 2008 Vater geworden ist. Jetzt hat Emanuel diesen Job fest übernommen, wir kannten ihn schon lange, da er bei uns schon als Studiotechniker oder Live-Aushilfe im Boot saß. Beide Bands betreiben übrigens unser Label AND THE SOUNDS RECORDS und arbeiten als Kollektiv und Familie zusammen.
Beim Hören von "Ceremonies" fällt mir ein Wechsel im Songwriting auf. Vorher wart ihr in meinen Augen eher eine Band, die klassischen Post-Rock gemacht hat, der poppige und eingängige Einflüsse beinhaltete. Das Gesamtfeeling, die Atmosphäre stand über einzelnen Melodien. Jetzt macht es den Eindruck, als hätte es sich zum Gegenteil gewandelt: Fast klassische Popsongs mit einem verbliebenden Post-Rock Anteil. Ist das einfach passiert oder war das ein dezidiertes Konzept? Wenn ja, was hat euch zu diesem Werdegang bewegt?
Glücklicherweise sind wir als Songwriter in den zehn Jahren, die es EF schon gibt, gewachsen. Für "Ceremonies" wollten wir ausdrücklich mutiger sein, "outside the box" denken und neue Genres erschließen. Wir wollten nicht einfach noch ein EF Album machen, sondern unser musikalisches Spektrum erweitern. Es ist immer schwierig an voran gegangene Alben anzuschließen. Wir wollen gleichzeitig die alten Fans nicht verprellen und Stagnation verhindern. Um das zu erreichen mussten wir auch einiges über Bord werden, das tat weh, war aber notwendig. ich will nicht sagen, dass wir ein poppiges Album angestrebt haben, aber wir haben es uns schon als Anspruch gesetzt, mehr mit Thomas Gesang zu arbeiten, was dann im Endeffekt auch dazu geführt hat, dass alles etwas poppiger klingt. Die Fans und auch wir tendierten schon in der Vergangenheit dazu, die Songs mit Gesang besonders zu mögen.
Post-Rock hat in den letzten paar Jahren kaum Innovatives hervor gebracht. Wie ist eure Meinung dazu, was haltet ihr eigentlich noch von dem Genre und was können wir noch von Post-Rock erwarten? Wo sind die Grenzen?
Es sind immer noch sehr interessante Acts da draußen, nur um ein paar zu nennen: 65daysofstatic, Mogwai und Explosions In The Sky. Die letzten beiden komponieren Kino Soundtracks und bringen das Genre damit auf ein neues Level. Da Post-Rock schon immer viel mit Soundtracks zu tun hatte halte ich das für eine natürliche Entwicklung. Aber ehrlich gesagt sind wir eher an Bands interessiert, die Post-Rock längst hinter sich gelassen haben.
Durch Möglichkeiten der Digitalität, sprich billige Aufnahmen und einfacher Distributionschancen im Netz sind eine Menge neuer Post-Rock Bands heran gewachsen. Beobachtet ihr die junge Szene noch? Was hört ihr eigentlich sonst so privat?
Nein, wir verfolgen die Szene nicht wirklich. Wir versuchen up to date zu sein, aber was dann in unseren Playlists landet sind meisten Bands, mit denen wir Bühnen geteilt haben. Trotzdem glauben wir, dass die neuen Technologien für kleine Genres sehr hilfreich ist. Bei EF ist es so, dass es einfach viel Arbeit frisst, selbst Musik zu machen und alles was dazu gehört (Aufnehmen, Promoting, Social Media etc.). DIY lohnt sich wirklich, aber es ist halt auch wirklich viel Arbeit.
Was unsere persönlichen Musikgeschmäcker betrifft sind wir fünf Seelen mit ganz verschiedenen Bevorzugungen. Um es einfach zu machen kann ich ja die Platten nennen, die wir uns als letztes gekauft haben:
Emanuel: 65daysofstatic – Wild Light
Daniel: Niel Cowley Trio – The Face of Mount Mole Hill
Erik: Pure Bathing Culture – Moon Tides
Thomas: Jay-Z – Magna Carta
Niklas: Gayngs -Relayted
Wie stellt ihr euch zu diesem Zeitpunkt die Zukunft vor?
In diesem Moment sind wir gerade in Hong Kong und starten unsere dreiwöchige Asien-Tour. Danach werden wir für fünf Wochen durch Europa. Unser Ziel bleibt es auch weiterhin mal den Atlantik zu überqueren, wenn die Zeit reif ist. Danach bestimmen die Fans unser Schicksal.
Was macht ihr eigentlich neben EF?
Beruflich macht Emanuel was mit E-Commerce, daneben spielt er Gitarre bei der Band "Teller" und baut ein paar Beats wenn er Zeit hat. Daniel macht eigentlich nicht viel außer musizieren, touren und Vodka Ice trinken. Niklas verkauft Sportbekleidung, Erik ist ein Webdesigner und Thomas hat gerade sein Studium fertig und arbeitet selbstständig als Schreiner.
Wenn ihr wissen möchtet was unser Eindruck von "Ceremonies" war, lest doch die motor.de-Rezension.
Außerdem präsentieren wir die Tour mit folgenden Dates:
05.10. – Hamburg, Haus 73
06.10 – Bremen, Lagerhaus
07.10. – Hannover, Bei Chez Heinz
08.10. – Oberhausen, Drucklufthaus
09.10. – Wiesbaden, Kulturpalast
12.10. – Stuttgart, Universum (w. Turbostaat)
13.10. – Aachen, Musikbunker (w. Turbostaat)
15.10. – Dresden, Scheune
16.10. – Erfurt, Engelsberg
17.10. – Osnabrück, Kleine Freiheit
01.11. – Ebensee, Kino (AT)
02.11. – Insbruck, PMK (AT)
04.11. – Leipzig, UT Connewitz
05.11. – Berlin, Magnet
Marc Augustat
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