Mit seinem Album „CLAIM“ macht Jesper Munk den Blues wieder salonfähig. Für sein aktuelles Album scharte er neben internationalen Produzenten, auch Sepalot von Blumentopf um sich. Im Interview verriet uns der bayerische Halbdäne wie die Zusammenarbeit mit Jon Spencer lief und wieso es ihm ganz recht ist, dass seine Text nicht im Vordergrund stehen. Wir trafen Jesper Munk standesgemäß im „Whiskey Room“ des Michelberger Hotels zum Interview.
Wie war die Zusammenarbeit mit Jon Spencer?
Jon Spencer war ein Traum. Es war so ein total unrealistisches Traumgeflecht mit ihm arbeiten zu können. Er ist jemand der keinen Wert auf Floskeln legt, der nicht lacht, wenn ihm ein Witz nicht gefällt: man weiß immer woran man ist. Die ganze Produktion mit ihm zielt darauf ab, die Essenz vom Song möglichst gut festzuhalten. Das war wie ein sehr, sehr stark geblitztes Foto. Brutal, ehrlich und nackt.
War das vielleicht auch so ein Punkt, der dir geholfen hat?
Das ist viel angenehmer. Du lernst ja nicht daraus, dass jemand aus Höflichkeit Komplimente macht. Es ist sehr angenehm mit jemandem zu arbeiten, der so ehrlich ist.
Was konntest du aus der Zusammenarbeit mit den Produzenten mitnehmen?
Ich hab von Mocky viel über Songwriting gelernt. Einfach wegen seinem Ansatz, wie er an Songs rangeht. Er konnte losgelöst von allem etwas Neues erschaffen und das war irgendwie ziemlich abgefahren. Er hat auch einfach dieses Jazz-Schul-Studium Musikerwissen, das ich noch immer nicht habe. Aber es war angenehm mit jemandem so zusammenzuarbeiten. Jon Spencer hingegen hat sehr wenig benutzt um Songs aufzuwerten. Ich weiß bis heute nicht nach welchen Kriterien er arbeitet.
Was war denn der größte Unterschied zwischen deiner Heimat Bayern, wo ebenso ein Teil deines Albums entstand, und der Arbeit in der USA?
Der größte Unterschied waren wirklich die Menschen mit denen man zusammengearbeitet hat. Es wurde irgendwie zusammengehalten davon, dass du mit deinen Songs und deinen Inhalten hier und dort hinreist. Diese Unterschiede waren ab dem Zeitpunkt ab dem du im Studio warst nur noch spannend. Überhaupt nicht verunsichernd, sondern einfach nur spannend, fortbildend und schön.
Schon während der ersten drei, vier Titel hört man den unterschiedlichen Einfluss der Produzenten. Beim Hören bekommt man so ein bisschen das Gefühl, als würdest du verschiedene Genres nacheinander aufarbeiten.
Wie gesagt, Musik ist einfach meine Art zu reflektieren. Alle Veränderungen oder verschiedene Genres die da ineinandergreifen kann man ziemlich genau auf meinen Charakter übertragen. Es wäre schon abgefahren, wenn ich mich in meinem Alter bereits total gefunden hätte. Ich bin eben auch oft nicht so reflektiert und diese Unsicherheit hört man sicher auch in ein paar Songs raus.
Es ist nicht alltäglich, dass ein Deutscher nach Amerika geht um dort ein Blues Album aufzunehmen. Wie wurdest du dort aufgenommen?
Ich wurde ziemlich warmherzig empfangen. In L.A. war ich alleine und Mocky hat sich sofort darum gekümmert das es mir gut geht. Wir haben uns, bevor wir das Studio hatten, getroffen und an Songs rumgefuchst und einfach unterhalten. Das war eigentlich alles sehr natürlich. In New York waren Clemens und mein Dad dabei. Wir sind ins Studio gekommen und Jon meinte gleich: „Bevor wir jetzt irgendwie anfangen rumzulabern, spiel doch einfach mal die vier Songs“. Dann haben wir die Songs gespielt und er sagte: „Das sind ja fertige Songs! Du kannst schreiben und ihr könnte alle spielen, dann machen wir das doch einfach“. Er hatte da glaube ich auch einfach weniger erwartet. Es ist ja oft so, dass Bands zu Produzenten kommen und erst Skizzen von Songs haben. Ich bin angekommen und wurde ganz normal behandelt. Da war überhaupt keine Landesgrenze zu spüren.
Hattest du irgendwann mal Angst, dass deine Platte aufgrund der vielen Einflüsse nicht rund wird?
Das Gefühl hatte ich schon ein bisschen aber ich hätte es auch total okay gefunden, wenn sich der Kreis nicht mehr geschlossen hätte. Da die eineinhalb oder zwei Jahre zuvor auch nicht homogen und einfach waren, sondern einfach völlig wirr und komisch.
Trotz der verschiedenen Produzenten und Einflüsse, nimmt man dir das Album total ab und hat das Gefühl, dass das du bist. Woran liegt’s?
Es war immer eine Kommunikation da. Das Angenehme war einfach, dass ich nur mit sehr emphatischen Produzenten zusammengearbeitet habe, die sich unheimlich schnell auf die Songs einstellen konnten und sich auch in die Inhalte reingedacht haben. Ich hatte einfach auch Glück. Ich glaube schon das es ein paar Produzenten gibt bei denen man mehr Reibung am Ende hat aber es war immer eine sehr offene, angenehme Kommunikation ohne Tabus. Da fühlt man sich dann schon sehr frei. Man legt diesen Song ja schließlich irgendjemandem in den Schoß.
Hast du das Gefühl, dass deine Texte in den Hintergrund rücken, weil jeder nur über deine außergewöhnliche Stimme, die Musik und die Produzenten redet?
Ich glaube, dass sie wirklich nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Es ist aber auch jedem selbst überlassen, was für jeden einzelnen im Mittelpunkt steht. Ich hab mich hier ausgedrückt und letztendlich liegt es dann an jedem Einzelnen, worauf man sich fokussiert. Das ist dann nicht mehr mein Job.
Da die Texte ja zum Teil auch sehr privat sind, kommt es dir vielleicht auch entgegen, dass du nicht permanent darüber reden musst?
Ich bin schon auch froh, dass ich jetzt nicht zu jedem Song die Geschichte erzählen muss. Es ist einfach wirklich privat und ich hab mich ja auch schon ausgedrückt und das Ganze sogar veröffentlicht. Das ist eh schon mehr, als was die meisten Menschen mit ihrem Privatleben machen. Das ist eigentlich schon weird genug, in der eigenen Seele rumzukramen und das dann allen Menschen zur Verfügung zu stellen. Wenn mich jemand nach den Texten fragt, dann sag ich halt an der einen Stelle „das ist zu Privat“, an der anderen Stelle erkläre ich es dann eben. Was das angeht hab ich auch wenig Lust mich zu wiederholen, da ich ja alles schon einmal gesagt habe. Wenn ich das jetzt noch mal erkläre dann wird das Ganze fast banalisiert.
Du warst vor ein paar Jahren ja noch Straßenmusiker und hast in einer Schülerband gespielt. Hast du das alles schon kapiert, was in den letzten Jahren passiert ist?
Realisieren muss man das ja. Ich versuch mich schon darauf einzustellen, was mein jetziger Zustand ist. Momentan ist der Zustand eben der, dass ich seit eineinhalb Jahren ungefähr von der Musik leben kann und das es nicht mehr nur meine Leidenschaft, sondern eben auch ein Beruf ist. Das ist eigentlich eine ganz normale Entwicklung. So mit 20, 22 fängst du eben an zu arbeiten, manche studieren, die einen machen sich selbstständig und die anderen sind angestellt. Und ich bin jetzt eben selbstständig und muss von dem Scheiß leben. Das ist eine der tollsten Sachen, die einem als Musiker passieren kann und deshalb bin ich einfach nur dankbar, dass ich so einen geilen Job hab. Du hast mit Jon Spencer ja schon eines deiner Idole kennenlernen dürfen.
Wem würdest du „CLAIM“ denn gerne mal vorspielen?
Weiß ich gar nicht. Ich würde gerne mal mit ein paar Leuten einfach reden. Vorspielen tue ich meine Platte eigentlich nie. Sprechen würde ich gerne mal, wenn’s lässig abläuft, mit Dan Auerbach oder Jack White. Wirklich gerne auch mit Neil Young oder Tom Waits. Das sind aber natürlich völlig abgefahrene Wünsche.
Jesper Munk tourt ab 10. April durch Deutschland!
am 10. April 2015 in Berlin, Postbahnhof
am 12. April 2015 in Hamburg, Knust
am 14. April 2015 in Dresden, Groove Station
am 15. April 2015 in Bremen, Tower
am 16. April 2015 in Hannover, Lux
am 18. April 2015 in Osnabrück, Kleine Freiheit
am 19. April 2015 in Köln, Stadtgarten
am 20. April in Bochum, Zeche
am 21. April in Frankfurt/Main, Nachtleben
am 22. April in Saarbrücken, Garage
am 23. April in Stuttgart, Cann
am 24. April in Dingolfing, Redbox
am 26. April in Zürich, Exil
am 28. April in Wien, Chelsea
am 29. April in München, Muffathalle
Was hört Jesper Munk eigentlich so? Wir wissen es!
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