Seien wir mal ehrlich: in dieser Woche dreht sich alles um die Rückkehr von 007. Genau genommen geht es sogar schon seit Wochen um nichts anderes. Jetzt wo James Bond wieder da ist und sich mit „Ein Quantum Trost“ zurückmeldet, wissen wir deswegen eigentlich längst alles über diesen Film. Er ist nicht nur der kürzeste Bond aller Zeiten, sondern auch der mit dem albernsten Titel, dem langweiligsten Bösewicht, den wenigsten Sexszenen und den meisten Unfällen während der Dreharbeiten. Außerdem hat er die rasantesten und unelegantesten Actionszenen, die diese legendäre Filmreihe je gesehen hat, erstmals ein Duett als Titelsong und außerdem ist das Ganze zum ersten Mal überhaupt eine direkte Fortsetzung des Vorgängers (weswegen nochmaliges Sichten von „Casino Royale“ durchaus angebracht ist).
Viel mehr lässt sich also gar nicht sagen, und weil sich ohnehin mindestens jeder zweite Kinogänger den Film anschauen wird, wenden wir uns lieber gleich der Konkurrenz zu. Die besteht in dieser Woche aus allerlei Absurdem und Speziellen – und kann gerade deswegen jede Unterstützung gebrauchen.

  Trailer – Waltz With Bashir

Da ist zum Beispiel der grandiose israelische Film „Waltz With Bashir“, die wahrscheinlich erste animierte Dokumentation der Welt. Mit solcher Wucht und Meisterlichkeit gleichzeitig fiktiv und autobiografisch, Albtraum und Erinnerung, Drogentrip und Antikriegsfilm zu sein, muss man erst einmal schaffen! Und das alles zu einem Thema, das hierzulande erst einmal nicht besonders weit oben auf der Tagesordnung steht: dem ersten Libanonkrieg von 1982.

  Trailer: Rumba


Wesentlich bunter und zweidimensionaler, aber tatsächlich ein Film mit echten Menschen ist dagegen „Rumba“, ein herrlich schräger Beinahe-Tanzfilm, Beinahe-Stummfilm und Beinahe-Mr. Bean-Hommage. Wahlweise darf man sich in dieser französisch-belgischen Koproduktion auch – aus unterschiedlichen Gründen – an Tilda Swinton und traurige Clowns-Pantominen erinnert fühlen. Stimmt alles irgendwie, muss man aber trotzdem selber sehen.

  The Chaser

Auch der Rest des neuen Kinoprogramms ist eher etwas für Zuschauer mit eigenwilligem Filmgeschmack. So steht zum Beispiel mit „The Chaser“ ein südkoreanischer Selbstjustiz-Krimi, eine Dokumentation über die Goldenen Zitronen mit dem komplizierten Titel „Übriggebliebene ausgereifte Haltungen“ oder auch eine wirklich miserable Schwulenfilm-Trash-Fortsetzung namens „Anothe Gay Sequel: Gays Gone Wild“ zu Auswahl.

  Die Tränen meiner Mutter

Wem das immer noch nicht reicht an Alternativen zu Bond, der darf außerdem zwischen dem dramatischen Schicksal einer jüdischen Überlebenden des Holocaust in „Gerdas Schweigen“ oder „Die Tränen meiner Mutter”, einer fiktiven Familiengeschichte über vor der Militärjunta geflohene Argentinier in Deutschland, wählen. Und dann gibt es sogar einige Kinos, in denen – ohne erkennbaren Anlass – noch mal der Pink Floyd-Film „The Wall“ zu sehen.
Was man nicht alles auffährt, um eine Chance zu haben gegen den Spion aller Spione! Doch wenn uns 22 Bond-Abenteuer etwas gelehrt haben, ist es doch dieses: gegen 007 ist einfach kein Kraut gewachsen. Vor allem nicht an der Kinokasse.

Text: Patrick Heidmann